Selb Minister verspricht Prüfung

Das Blockschulwohnheim auf der Selber Kappel muss saniert werden. Die AWO-Mitarbeiter und Politiker hoffen auf eine Förderung des Staates.

 
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Selb - Das Blockschulinternat auf der Kappel ist in ganz Deutschland bekannt. Das liegt am Einzugsgebiet der Selber Berufsschulen; dort lernen vorwiegend Physik-, Chemielaboranten und Werkstoffprüfer, und sie kommen von Kiel bis Lindau aus allen Bundesländern. Rund 500 Schüler werden zwischen September 2012 und Juli 2013 im Blockschulinternat im "AWO Sozialzentrum Marie Bauer" untergebracht gewesen sein, fast ständig sind über 100 Schüler dort zugegen. Sie teilen sich in drei Gebäude auf, das sogenannte Hochhaus, und die Häuser A und B.

Die Schüler sind aber nicht die einzigen Gäste, wie der Pädagogische Leiter des Wohnheims, Wieland Dengler, erläuterte. "Zum Wiesenfest rufen häufig ehemalige Schüler an, ob wir noch Zimmer frei haben." Und auch zum "Festival Mediaval" sei das Haus gut ausgelastet.

Letztlich haben die Häuser nur ein Problem - das Alter. "Das Hochhaus ist bereits in den 60er-Jahren gebaut worden, die anderen Gebäuden folgten bis Anfang der 70er", schilderte Wieland Dengler. Dass die Raumkonzepte seinerzeit andere waren, als das heute der Fall wäre, kann man sich vorstellen. In den Räumen sind in der Regel mehrere Etagenbetten untergebracht, nur in einigen wenigen gibt es einen eigenen Sanitärbereich. Üblicherweise teilen sich die Schüler Duschen und WC auf den Gängen. Das führt auch zu einer strengen Hausordnung: Nach 22 Uhr dürfen Herren keine Damen mehr besuchen und umgekehrt. "Ich muss ja die Privatsphäre der Schüler schützen; wir haben auch 15-jährige Mädchen hier, die zum ersten Mal länger von zu Hause weg sind." Man könne sich vorstellen, dass es einigen von ihnen unangenehm sei, wenn sie spät abends im Nachthemd zur Toilette wollten und liefen dann einem wildfremden Mann über den Weg. Zudem schreibt die Heimaufsicht vor, dass die Sanitärbereiche nach Geschlechtern getrennt sein müssen.

1986 kam Wieland Dengler auf die Kappel, eine seiner ersten Amtshandlungen seinerzeit war es, auf die Renovierung der Gebäude zu drängen. Neue Möbel und ein Anstrich waren das Ergebnis. "Wir müssten die Häuser inzwischen aber dringend energetisch sanieren, auch die elektrischen Leitungen, Wasserrohre und die Sanitärräume müssten erneuert werden."

Die fehlende Wärmedämmung verursacht immense Heizkosten, in den betagten Sanitärräumen kämpfen Reinigungspersonal und Hausmeister gegen kleine Schimmelflecken an den typischen Kältebrücken an. Wieland Dengler zeigte eine solche Dusche: "Grad im Winter lüften die Schüler auch nicht gerne", sagte er und deutet auf die Fenster, an denen sich Wasserdampf niedergeschlagen hat. "Gott sei dank haben wir einen qualifizierten Hausmeister, der die Häuser kennt." Jedesmal in den Ferien rücke dieser den schwarzen Punkten zu Leibe.

"Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre das die Sanierung des Hochhauses; sowohl eine energetische, als auch eine richtige Grundsanierung im Inneren. Und in allen anderen Bereichen eine ständige Erneuerung, sodass nach und nach alles auf einen modernen Stand kommt." Dass diesem Wunsch Grenzen gesetzt sind, weiß Wieland Dengler. "Grundsätzlich umbauen kann man die Häuser nicht mehr, es ist nicht möglich, in jedem Raum eine eigene Sanitärzelle zu bekommen."

Der Besitzer der Häuser ist der AWO-Bezirksverband Ober- und Mittelfranken. Im Geld schwimmt der Verband nicht gerade, und das macht es nicht leichter, die Sanierung des Wohnheims voranzutreiben. "Mitte November war die Heimaufsicht bei uns und hat alles inspiziert, mit dem Ergebnis, dass alles in Ordnung ist", erzählte Wieland Dengler. Das ist aber kein Grund, auf Verbesserungen zu verzichten.

Als vergangene Woche Staatsminister Thomas Kreuzer, der auch Leiter der Staatskanzlei ist, zu Gast war, sah er sich im Wohnheim um. Wieland Dengler und Rotraut Stein-Sommerfeldt, die Gesamtleiterin des Sozialzentrums, zeigten ihm, welche Sanierungsarbeiten sie sich für das Internat wünschen. Auch Oberbürgermeister Wolfgang Kreil, Landtagsabgeordneter Martin Schöffel und Landrat Dr. Karl Döhler setzten sich für die Erneuerungsarbeiten ein. "Wir brauchen die Sanierung", stellte OB Kreil fest. Rund 200 000 bis 300 000 Euro, schätzt Rotraut Stein-Sommerfeldt, müssten ins Hochhaus investiert werden. "Man muss prüfen, ob es ein Förderprogramm für Gebäude in privater Trägerschaft gibt, die dem öffentlichen Interesse dienen", erklärte Thomas Kreuzer.

Landrat Döhler freute es, das zu hören: "Das hier ist ein quasi öffentliches Gebäude, die Bewohner gehen hier zur Schule, und der Landkreis müsste ihnen eine Unterkunft bieten. Das können wir nicht so einfach und sind deshalb froh, dass es das AWO-Wohnheim gibt." OB Kreil ergänzte, dass auch bei einer Förderung ein Eigenanteil zu schultern sei - dieser könnte aber zum Teil aus Spenden finanziert werden. "Es gibt Firmen bei uns, die bereit sind, fünfstellige Beträge zu spenden", verriet das Stadtoberhaupt. "Wenn es ein Förderprogramm gibt, schöpfen wir es aus", versprach Kreuzer. tami

Man muss prüfen, ob es ein Förderprogramm für Gebäude in privater Trägerschaft gibt, die dem öffentlichen Interesse dienen.

Staatsminister Thomas Kreuzer


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