Das wollte Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch nicht auf sich sitzen lassen. Vielmehr gebe es in der Analyse des Verkehrsplaners viele gute Informationen über den Ist-Stand, den Bedarf und die Schwerpunkte für ein Radwegenetz. Ein Ergebnis sei aber auch, dass die Nachfrage im Moment noch gering sei. Das sporne die Verwaltung aber an, Wege zu finden, um Menschen zum Umsteigen auf das Rad zu bringen. Der Wunsch der Bürger, bei allen weiteren Maßnahmen an die Radfahrer zu denken, befolge man. Pötzsch erinnerte an den Bau des Radweges nach Silberbach oder den an der Christoph-Krautheim-Straße, den man schon vor fünf Jahren im Blick gehabt habe. Mit einem klaren Konzept, basierend auf den Informationen des Mobilitätskonzeptes, könne man dann vernünftig entscheiden.
Stephan Rummel, Sprecher der Freien Wähler Selb, stimmte allerdings der Grünen-Stadträtin zu: "An dem Thema eiern wir schon lange rum." Gut fand Rummel aber die Tatsache, dass die Verwaltung das Konzept nun selbst aufstelle.
In den Chor der Kritiker stimmte auch Walter Wejmelka von der SPD ein. Alle Quellen seien sich einig, dass die Rad-Infrastruktur in Selb dringend verbessert werden müsste. Nach seiner Einschätzung sei die Bevölkerung sehr wohl daran interessiert, das hätten die Beratungen zum Masterplan durchaus ergeben. Auch er sei enttäuscht, dass heute nicht der angekündigte große Wurf vorgelegt werde. Er räumte ein, dass man bei der Anbindung der Ortsteile weit gekommen sei, im Stadtgebiet selbst aber nicht. Wejmelka sprach die Verbindungen von der Siedlung-Süd und dem Vorwerk zur Innenstadt genauso an wie die Fortführung von der Krautheim-Straße durch die Stadt, die fehlenden Lückenschlüsse am Höfer-Ring und zwischen Erkersreuth über den Reuthweg bis zur "Kuppelkreuzung".
Auf die Seite des Oberbürgermeisters schlug sich der Fraktionssprecher der Aktiven Bürger, Klaus von Stetten. Man müsse wieder in die Realität zurückkehren: "In den letzten sieben Jahren sind mehr Kilometer Fahrradweg entstanden als in den 70 Jahren zuvor. Und grundsätzlich sei es schwieriger, Radwege in der Innenstadt zu planen, als einen Ortsteil anzubinden. Ziel sei es, ein nachhaltiges Netz im Zentrum zu schaffen. Mit eigenem Know-how werde man etwas Vernünftiges entwickeln, "und vernünftige Lösungen brauchen etwas mehr Zeit".
Auf die Frage von Stephan Rummel, bis wann ein Konzept vorliegen könnte, sagte Helmut Resch, dass die Planung gut ein Jahr in Anspruch nehmen werde. Natürlich könne man nach und nach Teilbereiche untersuchen, die Ergebnisse vorlegen und "abschnittsweise abarbeiten". Es sei aber unrealistisch, in sechs Wochen ein komplettes Konzept zu erwarten.
Der Stadtrat beauftragte die Verwaltung, eine Bestandsanalyse und ein Radwegekonzept zu erarbeiten.
In der Bürgersprechstunde meldete sich Evelyn Dillinger zu Wort. Sie bemängelte, dass schon unter Oberbürgermeister Werner Schürer ein Radwegekonzept versprochen gewesen sei. Seit damals sei offenbar wenig geschehen.