1,81 Meter groß, vielleicht 80 Kilo schwer - und von Kopf bis Brust und Unterarmen aus Porzellan. "Ich wollte zum Porzellinerfest etwas machen, was es noch nicht gegeben hat, was aber schee is’ ". Die Künstlerin sieht sich durch eine Recherche im Guinness-Buch der Rekorde bestätigt, etwas Einmaliges erschaffen zu haben.
Die Idee, eine lebensgroße Puppe zu fertigen, trägt sie schon länger mit sich herum. Nach knapp 200 Arbeitsstunden war diese eine Woche vor dem Porzellinerfest so gut wie fertig - dachte Barbara Flügel und zeigte die Figur voller Stolz ihrer Freundin Marina Kropf, mit der sie eine Art Seelenverwandtschaft verbindet. Daraus erwuchs der nächste Vorschlag: "Willst du die Dame nicht anziehen?" Jetzt zeigt sich Belle in feinste Plauener Spitze gewandet. "Stundenlang hat die Barbara an den Falten der Kleidung herumgebastelt, bis sie ihr gut genug waren", verrät Marina Kropf.
Die studierte Architektin war, nicht zuletzt mit ihrem statischen Grundwissen, die unverzichtbare Stütze bei der "Flügel-Kropf-Mischung", wie die Hausherrin betont. "Wir haben unser beider Wissen über das Material zusammengeworfen", berichtet Marina Kropf. Am vergangenen Freitag arbeiteten sie bis 2 Uhr nachts, am Samstag und Montag noch einmal sechs Stunden, probierten diverse Materialien wie Kleber, Gips und spezielle Farben aus.
Testergebnisse sind in einem Regal der Werkstatt zu erkennen: Der erste Kopf der Dame leicht geneigt, der zweite stärker geneigt, der dritte vornüber gekippt - keine Absicht, sondern Dokumente für die Tücke des Materials Porzellan nach mehreren Brennversuchen. "So etwas Schwieriges kann man nur miteinander machen", hat Marina Kropf erfahren. Die Puppe ist nicht das erste Gemeinschaftsprojekt. Seit vergangenem Jahr steht im Kempinski-Hotel in Dresden ein großer Porzellanbrunnen aus der Manufaktur Flügel.
Bei Künstlern sind Träume nicht nur erlaubt, sondern notwendiger Antrieb. Und so sieht Barbara Flügel vor ihrem geistigen Auge auf ihrem Firmengelände einen Künstlerpark. Den will sie selbst mit "großen verrückten Objekten" mitgestalten - und auf diese Weise einem Werkstoff den Rang verleihen, den er aus ihrer Sicht in den vergangenen Jahrzehnten verloren hat: "Porzellan als künstlerisches Material kommt viel zu kurz."
Manchen Widerständen zum Trotz steht die Künstlerin - wie auch ihre Partnerin Marina Kropf in deren Fachgebiet - seit Jahrzehnten fest auf eigenen Beinen und lässt ihrer Kreativität freien Lauf. Gelegentlich kommt dabei dann sogar eine Weltneuheit heraus.