Selb Selber Hilfsorganisation drohen Einbußen

Silke Meier
Im Keller lagert Brique Zeiner die Artikel, die zu den großen Selber Festen bei Tombolas verlost werden. Mit den Einnahmen werden Kinder in den Slums von Nakuru unterstützt. Die Gelder fehlen in diesem Jahr - die Feste fallen wegen Corona aus. Foto: Silke Meier

Der Verein "Leben und Lernen in Kenia" mit Sitz in Selb ist auf Spenden angewiesen. Doch Feste und Feiern fallen aus - und damit auch Tombolas.

 
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Selb - Brique Zeiner, Vorsitzende im Verein "Leben und Lernen in Kenia", ist in großer Sorge. 480 Kinder besuchen normalerweise die spendenfinanzierte Schule in Nakuru. Die Mädchen und Jungen lernten bisher gemeinsam und erhielten täglich eine warme Mahlzeit. Im Schulverband gestärkt und gut ausgebildet, sollten die kenianischen Schulkinder auf ein unabhängiges und eigenständiges Leben vorbereitet werden.

Dann kam Corona. Und wie in Deutschland musste auch in Nakuru die Schule schließen. Doch zu Hause mangelt es den Schülern an Vielem: Hygiene, Nahrung, Bildung. Derzeit können drei Kinder pro Tag zur Schule kommen und Lernmaterial und Geschenke abholen. Zwar unterstützen seit Jahren viele Sponsoren in der Region das Projekt und die Schule, doch andere Einnahmen, die der Verein "Leben und Lernen in Kenia" durch Tombolas auf Festen erzielt, fallen in diesem Jahr weg. Brique Zeiner beziffert den Verlust wegen des ausfallenden Bürgerfests auf 1000 Euro. Weitere 5000 Euro werden fehlen, weil das Porzellinerfest nicht stattfinden kann und es keine Tombola und keine Versteigerung geben kann. Ob der karitative Basar im Advent stattfinden wird, könne momentan niemand garantieren, sagt sie. Muss auch dieser Markt abgesagt werden, entgehen dem Verein weitere 1000 Euro.

Im Keller eines Hauses im Häusellohweg steht Brique Zeiner und wirft einen Blick über die Tombola-Preise. Zwei Kartons mit Büchern in englischer Sprache stehen auf dem Boden. "Wir waren gerade dabei, eine Bücherei in der Schule aufzubauen", berichtet Zeiner. Bücher und Jugendliteratur in englischer Sprache nimmt die Vorsitzende weiterhin an. Der Transport ist gewährleistet. Doch Zeiners nächsten Flug, datiert auf den 31. Mai, hat die Fluggesellschaft storniert. Ob sie im Oktober zu den Kindern in einem der größten Slums der Welt fliegen kann, sei ungewiss. "Ich schaue jeden Tag die Nachrichten in Kenia und habe Kontakt mit dem Projektleiter vor Ort", sagt Brique Zeiner. Erstaunlich sei es, dass bisher wenige Menschen an dem Virus erkrankten. Zeiner vermutet, es könnte an der Prophylaxe gegen Malaria und das HIV-Virus liegen. Eine Freundin, die in London Vorsitzende einer Partnerorganisation in Afrika ist, nehme vorsorglich diese Medikamente. Dennoch sei die Not in den Familien in den Slums verheerend. Viele arbeiteten als Tagelöhner für holländische Unternehmen, die vorwiegend Rosen in Kenia anpflanzen. Doch die meisten Blumen landeten derzeit im Müll, sagt Brique Zeiner. Und so bekämen die Frauen, die unter widrigsten Bedingungen arbeiteten, kein Geld. Doch die Miete, umgerechnet monatlich 30 bis 50 Euro, müsse weiter bezahlt werden. Zahlen die Familien nicht, müssten sie gehen. "Es ist so schlimm. Manche sagen, sie wollen lieber Corona bekommen als zusehen, wie die Kinder verhungern", schildert Brique Zeiner die traurigen Verhältnisse. Eine andere Organisation habe versucht, Lebensmittelcoupons zu verteilen. "Leider starben dabei Menschen, weil sie niedergetrampelt wurden." Zeiner wurde anderweitig fündig und nutzt den Transfer-Service M-Pesa. Spenden, die vor Ostern eingegangen sind, wurden damit angewiesen. In Nakuru kann das Geld in einem M-Pesa-Büro abgeholt werden. Brique Zeiner hofft, dass mit diesem System die Familien weiter unterstützt werden können und so die Krise überstehen. "Wenn sie aus ihren Hütten müssen, kümmert sich niemand um sie, keine Regierung, keine Kirche, kein Rotes Kreuz."

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Den Familien in Kenia helfen Spenden unter dem Verwendungszweck "Corona-Hilfe" auf das Konto von LLK IBAN DE43 7805 0000 0200 0721 14 sowie der Kauf des Kenia-Bechers, der im Rosenthal-Shop bestellt werden kann.

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