Selb Tierheim kämpft ums Überleben

Gisela König
Tierheimleiterin Julia Stopp fürht die Hunde des Tierheims selbst täglich aus, da der Betrieb momentan etwas ins Stocken geraten ist. Trotzdem müssen die Vierbeiner raus - auch am Sonntag. Foto: Gisela König Quelle: Unbekannt

Dem Selber Tierschutzverein sind die Einnahmen weggebrochen. Dennoch müssen die Vierbeiner auch in den Zeiten der Krise versorgt werden.

 
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Selb - Die Tierheime in Bayern sind aktuell aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen, so auch die Einrichtung in Selb. Der Betrieb im Tierheim des Tierschutzvereins Selb läuft aber weiter, denn die dort untergebrachten Tiere müssen natürlich in gewohntem Umfang versorgt werden. Das bedeutet, dass sich das Mitarbeiter-Team rund um Tierheimleiterin Julia Stopp täglich um die zahlreichen Vierbeiner kümmern muss: Die Hunde brauchen ihre Gassi-Runden, die Katzen Streicheleinheiten und alle anderen die übliche Zuwendung.

Info

Wer für das Selber Tierheim spenden möchte, kann das Geld auf das Konto, IBAN: DE66780500000
430160259, überweisen. Auch Futterspenden sind willkommen. Sie können nach einem Anruf im Tierheim unter 09287/3741 vor der Tür abgestellt werden.

Dass es gar nicht einfach ist, den Tierheim-Betrieb in der aktuellen Situation aufrechtzuerhalten, schildert Julia Stopp: "Uns fehlen komplett die Einnahmen." So habe man zum Beispiel zu Beginn der Osterferien mit zahlreichen Pensionstieren gerechnet. "Da die Tierbesitzer nicht verreisen können, hagelte es reihenweise Absagen, sodass wir aktuell kein einziges Tier im Pensionsbetrieb haben", sagt die Tierheimleiterin.

Die vielen Pensionstiere haben gerade in der Urlaubszeit immer eine ansehnliche Summe in die Kasse des Tierschutzvereins gespült. Diese Einnahmen brächen nun völlig weg, ebenso die Einnahmen aus den beiden Tierheimläden in der Selber Innenstadt, die ebenfalls geschlossen sind.

Wie die "Finanzchefin" des Tierschutzvereins Selb, Karin Zollinger, sagt, "fehlen uns damit gut 2000 Euro im Monat". Die Einbußen bei den Pensionseinnahmen gibt sie mit durchschnittlich 1000 Euro monatlich an. Finanziell schwer ins Gewicht falle auch die Absage der für Mai geplanten Haussammlung. Die hat laut der Schatzmeisterin in den vergangenen zwei Jahren immer um die 5500 Euro gebracht: "Dieses Geld ist vorerst auch verloren." Allerdings hofft der Tierschutzverein, die Sammlung später nachholen zu können.

Während die Einnahmen komplett ausbleiben, denn es werden aktuell aufgrund der Kontaktsperre und der Ausgangsbeschränkungen auch keine Tiere vermittelt, laufen aber die Kosten für den Tierschutzverein weiter. "Wir möchten soweit möglich unser Personal halten", sagt Zollinger. Aus diesem Grund habe man bereits für einige Beschäftigte Kurzarbeit beantragt. Julia Stopp ergänzt, dass die Stamm-Gassigeher dem Tierheim auch in Krisenzeiten die Treue halten. "Sie warten an der Tür auf ihren Hund, nehmen ihn ohne jeglichen Körperkontakt zum Tierheimpersonal entgegen und liefern ihn auf diese Weise auch wieder ab. Es wäre das Schlimmste, wenn wir alle in Quarantäne müssten", erklärt Julia Stopp, weshalb man sich strikt an die Vorgaben halte.

Aufgrund der Lage sei die Aufnahme von Tieren weitgehend gestoppt. "Natürlich nehmen wir Findeltiere oder Tiere von Menschen, die schwer erkrankt oder verstorben sind, weiterhin auf", sagt die Tierheimleiterin, weist aber auch darauf hin, dass man wegen fehlender Vermittlungen auf ein Platzproblem zusteuere. Aus diesem Grund gebe es bereits eine Warteliste für Tiere, die im Tierheim untergebracht werden sollen. Einige lebten vorübergehend in privaten Pflegestellen. "Natürlich machen wir für Tiere in lebensbedrohlichen Situationen schon mal eine Ausnahme", sagt Julia Stopp. Wer zum Beispiel einem 14 Jahre alten Kater, dessen Frauchen gestorben ist und der aus Kummer nicht mehr frisst, ein liebevolles Zuhause geben möchte, kann sich gerne melden. "In Selb scheinen die Tierbesitzer jedenfalls verstanden zu haben, dass Haustiere das Corona-Virus nicht übertragen, denn wir hatten diesbezüglich bisher nur drei Anfragen." Im Selber Tierheim sieht man den nächsten Wochen mit Bangen entgegen und bittet um Spenden. In diesem Zusammenhang freut sich Karin Zollinger, dass die Eigentümer der Häuser, in denen sich die beiden Tierheimläden befinden, dem Verein ab Mai vorübergehend die Miete erlassen. "Dafür sind wir überaus dankbar."

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