Wirtschaft Führungskunst – individuell, typgerecht, situationsbezogen

Von Christoph Beck
Christoph Beck Foto: pr

Menschen sind verschieden – und natürlich ebenso die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Unternehmen.

 
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Modernes Führungsverhalten muss der Diversität der Charaktere und Persönlichkeiten sowie der Qualifikationen und Fähigkeiten stets Rechnung tragen. Das heißt: Wer Menschen führt, sollte dies nicht methodisch standardisiert tun, sondern flexibel agieren und reagieren können.

Wer Führungsverantwortung im Kloster trägt, solle „der Eigenart vieler dienen“, empfahl schon vor 1.500 Jahren der Heilige Benedikt von Nursia in seiner „Benediktus-Regel“. Zeitgemäß ausgedrückt: Führungskräfte sollen die Verschiedenheit der Menschen in ihrem Team berücksichtigen und jeden nach seiner Persönlichkeit individuell führen. „Nach der Eigenart und Fassungskraft jedes einzelnen soll er sich auf alle einstellen und auf sie eingehen. So wird er an der ihm anvertrauten Herde keinen Schaden erleiden, vielmehr kann er sich am Wachsen einer guten Herde freuen.“

Gleiches gilt für den Führungsverantwortlichen im Unternehmen: Auch er will sich doch am „Wachsen einer guten Herde“ freuen, will mit einem starken Team beste Ergebnisse erreichen. Von daher heißt es auch für ihn, durch eine individuelle Führung der Eigenart und den Stärken jedes Einzelnen gerecht zu werden.

Gefordert ist differenziertes Führungshandeln

Führung funktioniert nicht nach „Schema F“. Verschiedene Menschentypen erfordern vom Chef ein differenziertes, jeweils der Person sowie der Situation angepasstes Führungshandeln: So wird er den einen Mitarbeiter mehr motivieren müssen, einen anderen vielleicht eher bremsen, einen dritten durch Freiheit und Verantwortung fordern, einen vierten durch ganz präzise Anweisungen lenken (und dies dann auch beaufsichtigen), einen fünften fürsorglich an der Hand nehmen, wiederum einen anderen mit Überzeugungskraft oder geduldigem Erklären auf die richtige Spur führen, …

Individuell, typgerecht und situationsbezogen richtig zu führen, ist die ganz hohe Schule der Führungskunst. Täglich eine neue Herausforderung, doch kaum jemals hundertprozentig zu schaffen. Wichtig ist, dass man sich als Führungskraft immer wieder selbst darauf sensibilisiert.

Den individuellen Führungsstil entwickeln

Eine wichtige Empfehlung ist, sich ein individuelles Führungskonzept festzulegen und zu überlegen, wen man im Team wie führen und welche Mitwirkungs- und Gestaltungsmöglichkeiten man jeweils einräumen möchten. Unternehmenserfolg ist das Resultat guter Teamarbeit. Und für gute Teamarbeit braucht es gute Teamführung. Jeder Verantwortliche sollte deshalb seinen Führungsstil immer wieder reflektieren und gezielt an seinem Führungsverhalten arbeiten.

Expertentipps für den Weg zur persönlichen Führungsstrategie:

  • Analysieren Sie Ihre Persönlichkeit: Kennen Sie Ihre Stärken und Begabungen – aber auch Ihre Schwächen und „wunden Punkte“? Können Sie sich selbst motivieren? Schreiben Sie auf, was Sie besonders gut und gern machen, in welchen Situationen Sie sich besonders sicher und gut fühlen. Beschreiben Sie ebenso, was Sie nur ungern und auch nicht so erfolgreich tun, wann Sie sich unwohl fühlen.

  • Analysieren Sie Ihre Führungssituation: Sind Sie mit Ihrer Führungsrolle im Bereich Ihrer Begabungsstärken aktiv? Können Sie diese wirksam zur Geltung bringen? Wie äußert sich das? Können Sie sich auf die Aufgaben konzentrieren, die Ihren Begabungen entsprechen? In welchen Führungssituationen fühlen Sie sich unsicher und unwohl, wo haben Sie eventuell Probleme? Was fehlt Ihnen, um noch souveräner führen zu können? Was könnten/sollten Sie anders organisieren? Wie könnten Sie sich für Ihre Führungsaufgabe so (weiter) qualifizieren, dass Sie diese künftig mit noch mehr Freude und noch besseren Ergebnissen erledigen können? Welche Aufgaben können/sollten Sie eventuell an wen delegieren?

  • Analysieren Sie Ihr Führungsverhalten: Haben Sie klare Ziele für Ihren Verantwortungsbereich? Können Sie Ihr Team für diese Ziele begeistern? Sind Ihre Entscheidungen und Handlungen berechenbar oder eher von Ihren Launen abhängig? Sind Sie Ihren Mitarbeitern gegenüber sachlich und gerecht oder lassen Sie sich bei Ihren Reaktionen schon mal von Emotionen leiten? Bleiben Sie auch in schwierigen Situationen Herr der Lage? Können Sie bei Meinungsverschiedenheiten vermitteln? Dürfen Ihre Mitarbeiter Entscheidungen in ihrem Bereich weitgehend selber treffen?

  • Entwickeln Sie Ihre persönliche Führungsstrategie: Die Analyse Ihrer Persönlichkeit und Ihres bisherigen Führungsverhaltens führt Sie zu einer realistischen Selbsteinschätzung als Basis für Veränderungen. Planen Sie Ihre persönliche Führungsstrategie schriftlich und gründlich – und verfolgen Sie diese dann konsequent. Überstürzen Sie dabei nichts: Ein konzeptloses Ausprobieren verschiedener Führungsstile und -methoden verunsichert nur Ihre Mitarbeiter.

  • Motivieren Sie Ihr Team durch Ihr persönliches Verhalten: Denken Sie immer daran, dass Sie als Führungskraft mit Ihrer Stimmung den Unternehmenserfolg beeinflussen. „Alles, was ich tue, muss motivieren; keine meiner Aktivitäten darf demotivieren“, lautet die Anforderung an die Führungskraft. Motivieren Sie Ihr Team tagtäglich durch Ihr Verhalten – auch wenn das manchmal sicher nicht so einfach ist, wenn Sie die dicksten Hämmer auf den Tisch kriegen und trotzdem für gute Stimmung sorgen sollen.

  • Schöpfen Sie Kraft und Motivation aus Ihrer „Liste der Erfolge“: Gelungene Aktionen, gut bewältigte Herausforderungen, schriftliches Lob, persönliche Glückwünsche und Auszeichnungen – solche und ähnliche Erfolgserlebnisse sollten Sie sammeln. Legen Sie sich hierfür eine „Liste der Erfolge“ an. Notieren Sie, was Ihnen besonders gut gelungen ist, wie Sie es geschafft haben, was Sie damit erreicht und bewirkt haben, welche Reaktionen diese Erfolge hervorgerufen haben. Berücksichtigen Sie dabei vor allem auch Erfolge, die Sie gemeinsam mit Ihrem Team erreicht haben. Bei Stimmungsbelastungen hilft Ihnen der Blick in diese „Schatzkiste“, um Motivation und Stimmung schnell wieder aufzubauen.

Zum Autor: Christoph Beck ist Prokurist sowie Leiter der Unternehmenskommunikation bei dem Beratungsunternehmen HelfRecht Unternehmerische Planungsmethoden AG. (c.beck@helfrecht.de)

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