In Tokio ist er der Chef von 65 Mitarbeitern, mit denen er auf Englisch kommuniziert, sofern sie es können. "Überwiegend läuft das über meine vier Manager." Der Tüv Süd lässt für japanische Hersteller die Produkte für den japanischen wie für den europäischen Markt zu, wie Morwan Choli erläutert. "Das betrifft alle medizinischen Produkte wie Kernspintomografen, Prothesen, Katheter oder Stents."
Der Marktredwitzer sieht sich noch nicht ganz oben angekommen auf der Karriereleiter. "Ich habe gelernt, dass es keine Grenzen gibt - für niemanden", meint er mit smartem Lächeln. Doch wie steht es mit einer eigenen Familie bei diesem enormen Engagement? "Das eine schließt das andere nicht aus. Man braucht aber eine Partnerin an seiner Seite, die das alles mitmacht. Ich bin froh, dass ich die habe. Möglicherweise zieht sie schon bald zu mir nach Japan."
Natürlich vermisse er in Tokio Freunde, sagt Morwan Choli. "Ich habe immer wieder mal Heimweh. Denn mit Japanern warm zu werden, ist viel schwieriger. Hier gibt es ein anderes Hierarchieverständnis, das ein freundschaftliches Miteinander, vor allen Dingen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern, nicht wirklich zulässt." Deshalb freut er sich auf Besuch aus Deutschland. "Den bekomme ich sogar häufiger als in München", meint er schmunzelnd. Und in seiner 63 Quadratmeter großen Wohnung - Japaner leben oft zu viert auf nur 30 Quadratmetern in der Millionen-Metropole - können sich Besucher wie zu Hause fühlen. Aber Morwan Choli freut sich auch darauf, Familie und Freunde in Deutschland zu treffen. "Ich hoffe, dass ich dieses Jahr wieder zum Altstadtfest in Marktredwitz bin."
Steht irgendwann der Rückzug nach Deutschland an? "Ich schließe nicht aus, nach den drei Jahren in Tokio noch nach Shanghai oder in die USA zu gehen - oder wohin auch immer", meint er. Es komme ganz auf die Umstände an und ob er dann Lust auf Land oder Stadt hat. "Langfristig zieht es mich definitiv wieder nach Deutschland", sagt er, um gleich anzufügen: "Ohne politisch zu werden, im Moment ist Europa ein Pulverfass, in das ich nicht unbedingt zurückkehren möchte. Wenn die Gesellschaft nicht gänzlich zerfällt, dann komme ich gerne zurück in meine Heimat. Und wenn es irgendwie beruflich und privat möglich ist, würde ich gerne wieder in Marktredwitz leben."