Eigentlich sei eine Rasenheizung mit einer Fußbodenheizung im normalen Haushalt vergleichbar, beschreibt der Rehau-Experte die Funktionsweise des Systems. Durch Rohre knapp unterhalb der Graswurzeln fließt eine wärmeleitende Flüssigkeit wie Glykol. "Nur dass es zu Hause vielleicht um eine Fläche von 150 und im Fußballstadion von 8000 Quadratmetern geht", sagt der Rehau-Mann. In Häusern ist es durchaus möglich, mithilfe der Rohre das Gebäude auch zu kühlen. Eigentlich sei das auch für Fußballstadien denkbar. "Bloß das macht aktuell noch niemand", sagt Wiggenhagen. Im Vorfeld der WM in Katar 2022 habe Rehau den Gedanken schon einmal ins Spiel gebracht, die Rasenheizungen als Kühlungen zu benutzen. Doch durch die Verlegung in den Winter sei diese Idee obsolet geworden. Außerdem gebe es einen weiteren kritischen Faktor: die nötige Kältemenge. "Kaum jemand will sich heute so eine große Kälteanlage anschaffen." Dann bringt Wiggenhagen im Gespräch aber trotzdem noch einen möglichen Kandidaten ins Spiel: eine gerade erst installierte Anlage in Monaco.
In Russland brauchte es während der WM aber weder eine Rasenheizung noch eine -kühlung. Obwohl zwischen den verschiedenen Stadien schon erhebliche klimatische Unterschiede bestehen.
Mit dem System sei Rehau fast auf der ganzen Welt vertreten. Die Rasenheizungen unterschieden sich dabei von Land zu Land kaum. Einzig, wenn es extrem kalt werden sollte, verlegen die Fachleute seines Teams die Rohre in einem geringeren Abstand, beschreibt er die Aufgaben im Fachbereich. Sogar in der Türkei gebe es Stadien mit Rasenheizung. "Ich habe auch erst gestutzt, als unsere Leute vor Ort das ins Spiel gebracht haben", sagt er. "Aber auch dort gibt es im Winter einige Wochen, in denen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen können." Die Türken seien so fußballbegeistert, dass sie sich einen Spielausfall nicht leisten wollen und deshalb eine entsprechende Heizung einbauten, erklärt Wiggenhagen.
Und nun also der Großauftrag in Russland. "Das ist schon ein Prestigeprojekt", sagt Wiggenhagen. "Die Russen haben für diese WM viel investiert und wollen alles tipptopp haben." Der Bau der Rasenheizungen sei 2015 in eine schwierige Zeit der Beziehungen zu Russland gefallen, schildert Wiggenhagen. Die Zusammenarbeit habe dennoch erstaunlich gut funktioniert. "Beim Sport halten alle zusammen", weiß Wiggenhagen.
Und wer wird am Ende der Weltmeisterschaft im Finale siegreich vom Rasen gehen? "Ich glaube zwar, dass es Frankreich sein wird", sagt Wiggenhagen. "Ich würde mich aber über Kroatien freuen. Das wäre mal eine Nation, die man nicht auf dem Schirm hatte."