Bayreuth Markgraf schreibt rote Zahlen

Im Verwaltungssitz der Baufirma Markgraf in Bayreuth wird derzeit über einem Strategieprogramm für eine möglichst erfolgreiche Zukunft gebrütet. Foto: Andreas Harbach

Probleme im Hochbau sorgen für den ersten Verlust in der Geschichte des Unternehmens. Die Geschäftsleitung betont: "Die Arbeitsplätze sind sicher."

 
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Bayreuth - Das Bauunternehmen Markgraf hat erstmals in seiner fast 90-jährigen Geschichte einen Verlust gemacht. Hauptgrund ist das wohl zu stürmische Wachstum der vergangenen Jahre. Jetzt wird ein Strategieprojekt aufgelegt. Die knapp 1000 Arbeitsplätze aber sind sicher, betont die Geschäftsführung.

In den vergangenen Jahren gab es von Markgraf viele Erfolgsmeldungen. Die Bauleistung vor allem im Hochbau stieg Jahr für Jahr, die Zahl der Mitarbeiter steuerte auf die 1000er-Grenze zu. Doch jetzt tritt die Geschäftsführung auf die Bremse. Bei einer Betriebsversammlung, an der etwa 750 der 985 Beschäftigten teilnahmen, wurde verkündet, dass eine geordnete Konsolidierungsphase eingeleitet werden muss. Zugleich würden im laufenden und im kommenden Geschäftsjahr je neun Millionen Euro investiert.

Geschäftsführer Liborius Gräßmann sprach von "einer Überdehnung unserer Organisation, die eine Konsolidierung speziell im Hochbau unerlässlich macht, um uns dort gemeinsam wieder in eine ergebnisstabile Struktur hinein zu entwickeln". Im abgelaufenen Geschäftsjahr, das am 30. September endete, war die Bauleistung im Bereich Hochbau nochmals um 20 Millionen auf 360 Millionen Euro gesteigert worden.

Das Problem: Kapazitätsprobleme, sowohl im eigenen Unternehmen als auch bei Subunternehmern, führten zu Verzögerungen bei der Fertigstellung von Projekten, was sich auf das Ergebnis auswirkte. Und so musste Markgraf erstmals in seiner Geschichte einen Verlust verbuchen, den die Geschäftsführung auf Nachfrage nicht genau beziffern wollte. Das habe man auch bei Gewinnen stets so gehalten.

Der jetzt eingeleitete Strategieprozess, der nach dem Jahr des 100-jährigen Bestehens M 32 Plus heißt, soll von Ende September an komplett umgesetzt werden. Bestandteil ist trotz voller Auftragsbücher eine Reduzierung der Bauleistung im Hochbau. Es gehe aber auch um neue Strukturen, eine Ausrichtung auf die Märkte der Zukunft sowie Prozessverbesserungen, sagte Gräßmann auf Nachfrage unserer Zeitung. Außerdem betonen er und sein Geschäftsführerkollege Thomas Löw, dass nach dem bisherigen Verlauf bereits im laufenden Geschäftsjahr die Rückkehr in die schwarzen Zahlen geschafft werde. Außerdem solle ein zukunftsweisendes Personalentwicklungskonzept der Gewinnung und Sicherung von Fachkräften dienen.

Keine Probleme gibt es wohl im Bereich Tiefbau, der mit seinen Geschäftsfeldern Infrastruktur und Bahn seine Bauleistung von 100 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr halten konnte - und zwar ergebnisstabil, wie die Geschäftsführer betonen. Für die Zukunft sei der Megatrend Energiewende ein entscheidender Treiber für mögliche Auftragschancen im Bereich der Erdverkabelung. Auch vom Breitbandausbau profitiere das Unternehmen. Im Bahnbereich habe Markgraf mittlerweile das Know-how, komplexe Projekte für die Deutsche Bahn zu stemmen. Ein Beispiel sei das bislang größte Projekt im Tiefbau, die Ausbaustrecke Nürnberg-Ebensfeld.

Betriebsratsvorsitzender Thomas Schmidt betonte die Verantwortung von Betriebsrat, Geschäftsführung und der Rainer-Markgraf-Stiftung, die alle Anteile am Unternehmen hält, für die knapp 1000 Mitarbeiter. Deshalb begrüße der Betriebsrat das Strategieprojekt M 32 Plus. An oberster Stelle in diesem Veränderungsprozess müssten aber die Eckpfeiler Vertrauen, Fairness und gegenseitige Wertschätzung stehen.

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