Wirtschaft Mehr ICE-Halte in Oberfranken

Werner Rost

Am Sonntag tritt der neue Jahresfahrplan in Kraft. Der Regionalverkehr in Bayern wird bunter mit einem weiteren Betreiber. Doch eine seiner Linien startet als Notkonzept.

 
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Nordbayern/Böhmen - Der jährliche EU-weite Fahrplanwechsel in der Nacht nach dem zweiten Dezember-Samstag beschert Oberfranken Verbesserungen im Fernverkehr und Anpassungen im Regionalverkehr. In Coburg und Bamberg halten künftig je zwei ICE-Züge mehr. Neu für Coburg ist ein täglicher ICE zur Mittagszeit aus München sowie am Nachmittag nach München. Damit weitet die Bahn für die Vestestadt das Angebot nach Berlin und München auf je vier ICE-Züge aus. Für das zusätzliche ICE-Paar passt die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) als Regionalzugbesteller die Fahrzeiten am Knoten Coburg an.

Preiserhöhungen im Nahverkehr und für Tagestickets

Fernverkehr : Die Bahn hat angekündigt, die Preise im Fernverkehr nicht zu erhöhen und im Falle einer Absenkung der Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent diese Preisreduzierung vollständig an ihre Kunden weiterzugeben. Damit würden die Fernverkehrspreise um rund zehn Prozent sinken. Weil dies jedoch Bestandteil des Klimapakets ist und noch keine Einigkeit im Bundesrat besteht, ist diese Preisvergünstigung noch nicht endgültig beschlossen.

Regionalverkehr: Die Fahrkarten für Regionalzüge werden am Sonntag teurer. Dies gilt für den kilometerabhängigen Normalpreis und für Tagestickets. Am größten ist der Preissprung beim Egronet-Ticket für das Vierländereck Bayern, Böhmen, Thüringen und Sachsen. Das Single-Ticket steigt um zwei Euro auf 22 Euro, bis zu vier Mitfahrer zahlen künftig je sieben statt sechs Euro Aufpreis. Beim Bayern-Ticket und beim Bayern-Böhmen-Ticket erhöhen sich die Preise pro Person um einen Euro. Die Fahrradtageskarte Bayern verteuert sich auf 6,50 Euro. Das Bayern-Hopper-Ticket steigt von 13,60 auf 14,20 Euro. Als einziges Pauschalangebot bleibt das Quer-durchs-Land-Ticket stabil, das seit Juni auch für Samstag oder Sonntag verkauft wird und das damit das Angebot "Schönes Wochenende" abgelöst hat.

Für Bamberg schließt die Bahn eine bisherige Taktlücke im stündlichen ICE-Angebot. Damit erhöht sich die Zahl der werktäglichen ICE-Halte in der Domstadt von 29 auf 31. Bedingt durch weitere Arbeiten auf der ICE-Ausbaustrecke von Nürnberg über Bamberg nach Ebensfeld wird es 2020 und in den Folgejahren zeitweise zu Fahrplanabweichungen kommen. Deshalb empfiehlt es sich, die Verbindungen rechtzeitig vor Fahrtantritt zu überprüfen.

Auf der Frankenwald- und Saaletalbahn gilt für das IC-Zugpaar zwischen Karlsruhe, Nürnberg, Lichtenfels, Kronach, Saalfeld und Leipzig ein einheitlicher Fahrplan an sechs Wochentagen jeweils zur gleichen Uhrzeit. Die IC-Züge fahren künftig in Richtung Leipzig auch freitags am Vormittag (statt abends), in Richtung Karlsruhe auch freitags abends (statt samstags morgens). Außerdem verbessert sich die Anbindung von Kronach im Regionalverkehr. Durch ein zusätzliches RB-Zugpaar entfällt die bisherige Taktlücke mittags zwischen Bamberg, Lichtenfels und Kronach.

"Wir kommen dem Ziel eines flächendeckenden Stundentakts erheblich näher", sagt Thomas Prechtl, der Sprecher der Geschäftsführung der BEG. Prechtl verweist auf zahlreiche Bahnstrecken in Bayern, auf denen die BEG die bisherigen Taktlücken schließt oder erstmals einen Stundentakt auch am Wochenende einführt, wie auf einigen Nebenbahnen im westlichen Unterfranken. In Ostbayern entfallen von Sonntag an einige Taktlücken auf der Linie der Oberpfalzbahn zwischen Marktredwitz und Schwandorf. Diese Fahrplanverdichtungen, so betont Prechtl, ermögliche ein Sonderprogramm des Freistaats, der für diesen Zweck zusätzliche Finanzmittel in Höhe von 30 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung stelle.

Bei der Privatbahn Agilis ergeben sich auf dem Dieselnetz Oberfranken nur geringfügige Veränderungen. Die BEG hat für die lange Agilis-Linie von Coburg über Bayreuth, Marktredwitz und Hof nach Bad Steben zwei Direkt- in Umsteigeverbindungen geändert, wobei der Anschluss im Normalfall in Bayreuth erreicht wird. Der Grund für diese Fahrplanänderung liegt in der großen Anfälligkeit dieser langen Oberfrankenschleife für Verspätungen wegen der eingleisigen Streckenabschnitte.

Von Sonntag an fährt mit der deutschen Tochter des britischen Bahnbetreibers Go-Ahead ein weiteres Verkehrsunternehmen in Süddeutschland. Go-Ahead bedient die Regionalexpress(RE)-Linien auf der Murrbahn von Nürnberg nach Stuttgart und auf der Frankenbahn von Würzburg nach Stuttgart. Der Hauptauftraggeber ist jeweils Baden-Württemberg. Laut Verkehrsvertrag wird Go-Ahead klimatisierte Elektro-Triebwagen mit niedrigen Einstiegen und Wlan einsetzen. Die Züge vom Typ "Flirt" des Herstellers Stadler stehen jedoch nur für die Frankenbahn zur Verfügung. Auf der Linie nach Nürnberg gilt voraussichtlich bis März ein Ersatzkonzept mit angemieteten Zügen von drei Subunternehmern. Die Ersatzzüge bestehen aus älteren Waggons mit hohen Einstiegen wie zur Bundesbahn-Zeit.

Im benachbarten Tschechien ergeben sich landesweit größere Veränderungen im Zugverkehr. Dort hat der Wettbewerb im Fern- und Regionalverkehr deutlich an Fahrt aufgenommen. Die Staatsbahn CD verliert zirka fünf Prozent ihrer bisherigen Aufträge an andere Bahngesellschaften, unter anderem an die DB-Tochter Arriva. Damit verschärft sich ein Problem, das es seit der Bahnreform in Deutschland nicht gab: Man kann für viele Verbindungen keine durchgehenden Fahrkarten lösen, weil die Betreiber die Tickets nicht gegenseitig anerkennen. Dies sollten auch die Nutzer des Bayern-Böhmen-Tickets im Bezirk Ústí nad Labem (Aussig) berücksichtigen, um nicht als Schwarzfahrer belangt zu werden. Die Tageskarte gilt im bisherigen Gültigkeitsbereich nur in CD-Zügen, nicht aber bei den Konkurrenten GW Train Regio, Regiojet, AZD und der Länderbahn, die in dieser Region drei Linien betreiben wird. Eine Verbesserung steht für Dezember 2020 in Aussicht, wenn auf Drängen des tschechischen Verkehrsministeriums ein landesweiter "nationaler Tarif" eingeführt wird.

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