Wirtschaft Selb: BHS Tabletop streicht 250 Stellen

Die Gastro- und Hotelleriebranche leidet in der Corona-Krise – auch der Selber Porzellanhersteller ist davor nicht gefeit: Er will in Nordbayern 250 Arbeitsplätze abbauen.

 
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Selb - Die BHS Tabletop AG steht vor einem grundlegenden strukturellen und personellen Unternehmensumbau. Dieser soll den wegen des Coronavirus in Schieflage geratenen Porzellanhersteller aus Selb durch die Krise bringen. Bis Ende 2021 sind 250 Stellenstreichungen geplant. Das teilt das Unternehmen am Freitagvormittag mit. Davon betroffen seien alle Standorte in Nordbayern sowie alle Unternehmensbereiche: von der Produktion über die Logistik bis hin zu Vertrieb, Marketing und Verwaltung. Die Belegschaft sei am Freitag informiert worden. Man wolle die Arbeitsplätze "möglichst sozialverträglich abbauen", heißt es und damit "sehr viele" andere sichern. Darüber hinausgehende Stellenstreichungen seien nicht geplant.

„Die BHS wird auch morgen noch ein fester Bestandteil der nordbayerischen Wirtschaftsstruktur sein. Dafür muss sie allerdings widerstandsfähiger und strukturell effizienter werden. Und sie muss parallel die Kapitalkraft haben, um weiterhin in eine flexiblere und energieeffiziente Produktion, in die sich rasant weiterentwickelnde Digitalisierung und in eine wesentlich verbesserte Endkundennähe investieren zu können“, erklärt Vorstandsvorsitzender Gerhard Schwalber.

Das Unternehmen steht laut Gerhard Schwalber aktuell vor nie dagewesenen Herausforderungen. Der Porzellanmarkt konsolidiere sich weiter, Wettbewerber aus Großbritannien, dem Mittleren Osten und aus Fernost seien noch agiler geworden und nicht mehr nur „billig“. Hinzu käme der Druck durch die gestiegenen und sich weiter erhöhenden Energiesteuern. Covid-19 und die globalen und langfristigen
Folgen für die wichtigsten Kundengruppen der BHS – Hotels und Restaurants, Kantinen, Kreuzfahrtschiffe und Fluggesellschaften - hätten die Situation noch zugespitzt, erklärt Schwalber. Ziel sei es, die Betriebskosten spürbar zu senken, um mittelfristig noch wettbewerbsfähiger zu sein.

Derweil konnte sich die börsennotierte BHS in der aktuellen Corona- und Wirtschaftskrise über eine Zusatzfinanzierung Luft verschaffen. Die Hausbanken, die LfA Förderbank Bayern und der Gesellschafter, die Serafin Unternehmensgruppe haben sich gemeinsam darauf verständigt, dem Unternehmen finanzielle Mittel im mittleren zweistelligen Millionenbereich zu Verfügung zu stellen (wir berichteten). Die Kredite der Hausbanken sowie die dafür ausgereichten Garantien der LfA seien marktüblich verzinst und müssten von der BHS in den kommenden Jahren vollständig zurückgezahlt werden. Die Unterstützung der Serafin teilt sich in einen zweistelligen Millionenbetrag auf, welcher sowohl die Liquidität als auch das Eigenkapital stärkt und im Unternehmen verbleibt, das heißt nicht zurückgezahlt werden muss. Zudem wurden zur Sicherung der Banken-Finanzierung weitere Garantien in zweistelliger Millionenhöhe erbracht.

Diese Zusatzfinanzierung sei zwingend notwendig gewesen, um überhaupt Spielraum für Veränderungen und notwendige Investitionen zu haben, teilt das Unternehmen weiter mit. Die geplanten personellen und strukturellen Einschnitte seien umgekehrt die Voraussetzung, um die Kredite der Banken zurückzahlen und Krisenjahre mit erwartbar niedrigen Umsätzen bewältigen zu können. "Wir sind überzeugt, dass dieser Einschnitt unumgänglich und richtig ist. Am Ende wird der heute angestoßene Veränderungsprozess die BHS im Markt deutlich stärken", sagt Gerhard Schwalber. "Sie wird gerade in Rezessions- und Krisenjahren
robuster aufgestellt sein." aks

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