Erotische Bilder vom Wesen der Frau

Wunsiedel/Marktredwitz - Jean Paul hatte ein zwiespältiges Verhältnis zu Frauen. Er liebte sie und er hasste sie. So zumindest interpretiert die Marktredwitzer Künstlerin Angela Hertel die Texte des in Wunsiedel geborenen Dichters. Die zahllosen Aphorismen Jean Pauls inspirierten die Marktredwitzerin zu einer Serie mit Frauen-Akten. Denen stellt sie Sprüche des Dichters zur Seite. Entstanden ist so ein Kompendium über das Wesen der Frau.

"In der Ehe müssen die Männer die Liebe mehr durch Worte, die Frauen durch Taten beweisen", lautet etwa eine Weisheit Jean Pauls, die Angela Hertel mit einer Frau illustriert, deren Gesicht nicht zu sehen ist, und die lediglich eine Decke über die Brust geschlungen hat. Die Kartenserie sieht die Künstlerin auch als Reminiszenz an den 250. Geburtstag Jean Pauls im kommenden Jahr. "Ich stamme aus Schwarzenbach an der Saale, daher habe ich zu dem Dichter eine besondere Beziehung", sagt Angela Hertel. Jean Paul ist in dem Saale-Städtchen aufgewachsen. Und wie alle Schüler in der Stadt hat auch die heute in Marktredwitz lebende Künstlerin die Werke des Dichters schon früh kennengelernt.

Seit der Jugend widmet sich Angela Hertel der Kunst. "Malen war schon immer eine meiner Leidenschaften." Im Laufe der Jahre hat die heute 56-Jährige ihren Ausdruck immer weiter verfeinert. "Ich habe etliche Kurse besucht, Malreisen rund ums Mittelmeer unternommen und in Künstlergruppen gearbeitet." Vor etwa 20 Jahren hat sie in einem Kurs ihre Liebe zur Aktmalerei entwickelt. Viele Jahre ließ sie dieses Genre wieder ruhen, bevor Angela Hertel wieder darauf zurückkam. "In der Geschichte der Kunst ist der Akt eines der ältesten und vielfältigsten Genres. Jeder, der sich länger mit der Malerei befasst, wird früher oder später mit Akt in Berührung kommen."

Da die Marktredwitzerin wieder Aktmalen wollte, es in der Region aber keine Möglichkeit zum Mitmalen gab, ist sie selbst aktiv geworden. "Ich sprach einfach interessierte Maler aus meinem Bekanntenkreis an."

Derzeit treffen sich regelmäßig sechs Künstler bei Angela Hertel in Marktredwitz zum Aktmalen. Derzeit stehen drei Modelle Pose, zwei Frauen und ein junger Mann.

Die Treffen haben ein festes Ritual. "Wir zeichnen uns zunächst etwas warm, um dann jeweils in knapp 20 minütigen Einheiten verschiedene Positionen zu malen." Für die Akt-Modelle sei es körperlich anstrengend, längere Zeit in einer Pose zu verharren. Daher konzentrierten sich die Künstler in der Regel auf eine Körperpartie, der sie sich widmen.

Die Maltechniken und die Resultate sind in der Regel verschieden: Während einige lieber mit Tusche oder Bleistift zeichneten, bevorzuge sie, Angela Hertel, Aquarell. "Ich kann mich dabei am intensivsten ausdrücken."

So wie in der Kartenserie zu Jean Pauls Aphorismen. Angela Hertels Bilder zu den Karten sind übrigens wie mehrere Städte- und Landschaftsbilder noch bis 17. Juli im Kurzentrum in Weißenstadt ausgestellt. Matthias Bäumler