Wunsiedel Feuerwehr bleibt am Ball

Windräder in Flammen, Lecks in Biogasanlagen, brennende Hybridautos: Auch in der Region stehen die Brandbekämpfer vor neuen Herausforderungen. Moderne Formen der Energiegewinnung rufen nach anderen Strategien.

 
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Wunsiedel/Marktredwitz - Mögen Kritiker auch über die "Verspargelung" der Landschaft schimpfen, gehören die Windkraftanlagen trotzdem fest zum Panorama. Und nicht nur die: Der Siegeszug erneuerbarer Energien ist unübersehbar. Doch was, wenn zum Beispiel ein Haus brennt, auf dessen Dach eine Photovoltaikanlage sitzt? "Was ist zu tun, wenn in einer Windkraftanlage ein Brand ausbricht? Welche Maßnahmen sind bei Einsätzen in Biogasanlagen zu ergreifen? Oder bei Verkehrsunfällen mit Fahrzeugen mit alternativen Antrieben, wie Hybridtechnik, Brennstoffzellen- oder Gasantrieb?" Diese Fragen stellte sich Florian Barthmann, Kommandant der Wunsiedler Feuerwehr (siehe auch unten). "Wir Feuerwehrleute müssen uns immer auf Neues einstellen", ist er überzeugt. Und nicht nur er: Für alle Wehren im Landkreis Wunsiedel ist es wichtig, neue Pläne für Löscharbeiten und Hilfeleistungen nach dem aktuellen Stand der Technik zu entwickeln.

Antworten auf solche Fragen gab den Wunsiedlern und Ortsteilfeuerwehren kürzlich Löschmeister Alexander Letz von der Feuerwehr Marktredwitz. Bei einem Aufbaulehrgang für Führungsdienstgrade an der staatlichen Feuerwehrschule Geretsried eignete er sich das nötige Wissen an, um es den Kameraden im Landkreis weiter zu vermitteln.

Die beste Nachricht vorneweg: Die Feuerwehr muss natürlich auch heute bei keinem Brand tatenlos zusehen. Mit jeder neuen Erfindung entwickeln sich auch Ausrüstung und Methoden der Brandbekämpfer weiter. Ein gutes Beispiel dafür sind etwa Fahrzeugbrände bei Erdgasautos. "Ein Blick unters Fahrzeug zeigt, ob Gastanks verbaut sind", erklärt Alexander Letz, "es gibt Rettungskarten der Hersteller mit technischen Informationen und wenn möglich, kann man auch beim Fahrer nachfragen." Das Nachsehen nach der Antriebsart ist relativ neu, der weitere Ablauf bewährt: Unfallstelle absperren, Gefährdete retten, Flammen löschen, auslaufende Flüssigkeiten binden. "Man kann noch ein Gasmessgerät einsetzen, um zu prüfen, ob ein explosives Gemisch in der Luft liegt." Funkgeräte, deren Batterien gefährlich werden könnten, und funkenreißende Werkzeuge haben an der Brandstelle in so einem Fall auch nichts mehr verloren. "In Marktredwitz haben wir zum Glück einen Gerätewagen mit dem richtigen Werkzeug für solche Einsätze."

Besitzer von Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen auf ihren Dächern müssen auch nicht fürchten, dass die Feuerwehr zur Untätigkeit verdammt ist. "Das Thema ist in der Vergangenheit ja ziemlich hochgekocht", aber zu Unrecht. Natürlich sind die Anlagen eine physische Barriere, durch die das Wasser durchmuss.

Und es ist wirklich so, dass ständig Strom zwischen den Photovoltaikmodulen bis zum Wechselrichter fließt - und wo der im Haus sitzt, weiß man nie so genau, weil es keine Norm dafür gibt. "Aber beim korrekten Strahlrohrabstand kann es nicht zu einem Stromschlag kommen", weiß der Löschmeister. Bei genügend Hitze können die Glaselemente der Platten platzen und auf die Helfer niederregnen, doch das ist bei Fensterscheiben auch so. "Der Einsatzleiter muss sich eben ein genaues Bild von der Lage machen und die neuen Gefahren im Blick halten." Entfernen Feuerwehrleute zum Beispiel Solarthermieanlagen, um besser löschen zu können, müssen sie auf die wegführenden Wasserleitungen achten. "Das Wasser ist schließlich bis zu 150 Grad heiß."

Bei Biogasanlagen drohen eher Lecks als Explosionen, obwohl die natürlich auch möglich sind. "Aber Biogas ist leichter als Luft und verflüchtigt sich nach oben." Auslaufende Flüssigkeiten sind da schon eher ein Problem und die Feuerwehrleute sind dann als technische Helfer gefragt.

Schwierigkeiten gibt es eigentlich nur bei Windkraftanlagen. Deren Nabenhöhe kann bei 135 Metern liegen bei einem Rotordurchmesser von 126 Metern. Wenn in dieser Höhe der Motor zu brennen beginnt, kommt keine Drehleiter mehr ran. "In Wunsiedel, Marktredwitz und Selb sind unsere Drehleitern nur 30 Meter lang." Durch die Rotation können auch brennende Teile weit in die Landschaft geschleudert werden. Deshalb sperren die Feuerwehren mindestens einen Radius von 500 Metern um das Windrad herum ab, "das ist natürlich sehr personalintensiv. Ich kann da ja nicht nur ein Flatterband hinhängen, das hält Schaulustige nicht auf." Und dann bleibt den Brandbekämpfern nur noch, alles kontrolliert abbrennen zu lassen.

Sollte jemand aus solchen Höhen gerettet werden müssen, brauchen die Wehrleute Hilfe. "Dann sind wir auf die Experten der Bergwacht oder den Hubschrauber angewiesen." Deshalb bieten sich auch gemeinsame Übungen im Vorfeld an.

Im Landkreis Wunsiedel bisher blieb es zum Glück bei der Theorie; noch brannte kein Windrad. Ein Leck in einer Biogasanlage kommt aber tatsächlich gelegentlich vor.

"Natürlich sind das neue Herausforderungen", bilanziert Alexander Letz, "aber wenn man die jeweiligen Gefahren kennt, kann sich jeder vom Geräteträger bis zum Kommandanten darauf einstellen und reagieren." tami

Natürlich sind das für uns neue Herausforderungen.

Löschmeister Alexander Letz


Wir Feuerwehrleute müssen uns immer auf Neues einstellen.

Kommandant Florian Barthmann


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