Wunsiedel - Jean Paul. Petra Feigl ist seit mehr als vier Wochen auf der Suche nach Spuren, die der große Sohn der Stadt Wunsiedel in der Region hinterlassen hat. Das Überraschende daran: Die Künstlerin aus Röslau ist keine Anhängerin des Dichters der Klassik, der im nächsten Jahr seinen 250. Geburtstag feiert. Eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Werk von Jean Paul kommt für sie überhaupt nicht infrage.

Deshalb hat sie zunächst einer Ausschreibung von "Kontrast - Das Kurzfilmfestival in Bayreuth" kaum Beachtung geschenkt. "Jean Paul 2013 - ein wenig anders", heißt der Wettbewerb. Künstler aller Art waren aufgefordert, Ideen zum runden Geburtstag des Schriftstellers einzubringen. "Das ist nichts für mich", dachte sich Petra Feigl. Wie viele, die in der Region aufgewachsen sind, hat sie in ihrer Schulzeit in Marktredwitz kein einziges Werk des Dichters gelesen. "Ich kenne Jean Paul schlicht nicht", sagt Petra Feigl im Gespräch mit der Frankenpost. Ihr sei lediglich bewusst gewesen, dass für 2013 ein großes Jean-Paul-Jahr geplant sei. Alles, was sie davon bislang mitbekommen habe, war ihr zu wissenschaftlich, zu sehr am Bildungsbürgertum orientiert.

Deshalb rückte bei der Röslauerin eine Frage immer mehr in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen: Welche Relevanz hat Jean Paul heute? Und zwar für den ganz normalen Menschen: Sie interessiert sich für Fragen wie: Kennen Sie Jean Paul? Haben Sie schon einmal was von ihm gelesen? Haben Sie die Werke von Jean Paul verstanden? Und so weiter und so fort. Der Röslauerin geht es darum, mit ihrer Spurensuche eine möglichst breite Schicht anzusprechen.

Und siehe da: Petra Feigel ist eine von zwei Künstlern, die bei dem Wettbewerb des Kurzfilmfestivals ausgewählt worden sind, ihre Ideen umzusetzen. So startete sie vor gut einem Monat das "Wer kennt Jean Paul"-Projekt. Dass sie das mit einem Augenzwinkern macht, ist schon an dem "Fahndungsplakat" zu erkennen, welches das Konterfei des Schriftstellers zeigt. Die Künstlerin, die die Bevölkerung um ihre Mithilfe bittet, gibt diese Hinweise: Er wurde in Wunsiedel geboren und zuletzt in Bayreuth gesehen. Er tritt unter dem Namen Jean Paul in Erscheinung und soll Dichter sein.

Petra Feigl ist dankbar für Hinweise aller Art. Auf Wunsch werden diese selbstverständlich auch vertraulich behandelt. Mit Plakaten, Handzetteln, per E-Mail, über Facebook und einem Internet-Blog (siehe Info-Kasten) fahndet sie nach dem Dichter. Sogar eine Straßenumfrage steht kurz bevor.

"Mein Projekt ist so angelegt, dass sich auch Leute mitteilen können, die bislang nichts mit Jean Paul zu tun hatten", erzählt Petra Feigl. Sie interessiert sich dafür, was Jean Paul heute mit den Menschen macht beziehungsweise nicht macht. Natürlich wäre es ein schöner Nebeneffekt, vielleicht sogar der Idealfall, wenn Menschen wegen ihres Projekts Jean Paul lesen oder wieder lesen. Aus diesen Erfahrungen könnten sich vielleicht sogar Strategien ableiten lassen, wie man Menschen an Jean Paul heranführen kann.

Noch bis Ende des Jahres ist Petra Feigl auf Spurensuche des Dichters, der so gerne in der kleinen, aber guten, lichten Stadt gelebt hat. Mitte Februar 2013 stellt sie die Ergebnisse ihres Projekts beim Kurzfilm-Festival in Bayreuth vor. Zu einem späteren Zeitpunkt wird sie das auch in der Wunsiedler Stadtgalerie tun. Schon jetzt sagt sie: "Es ist spannend, sich mit Jean Paul zu beschäftigen."

Es ist spannend, sich mit Jean Paul zu beschäftigen.

Petra Feigl


Vom Bierfisch und dem Sardellensalat

Aussprüche: Animiert von dem Projekt der Röslauerin Petra Feigl hat sich die Frankenpost ebenfalls auf Spurensuche nach Jean Paul begeben und ist auf einen Bericht über einen vergnüglich literarisch-kulinarischen Abend in der Wunsiedler Hönicka-Brauerei gestoßen. Hier finden sich solche Aussprüche: "Bier, Bier, Bier - wie es auch komme. Ich bin ein Bierfisch. Ich schwimme im Meer des Vergnügens." Aus einem Briefwechsel des Dichters mit einem Freund heißt es dann noch: "Die Welt ist ein Sardellensalat. Er schmeckt uns früh, er schmeckt uns spat."

Kontakt: Petra Feigl freut sich über jegliche Hinweise zu Jean Paul. Das geht über den Internet-Blog "www.werkenntjeanpaul. wordpress.com" oder per-E-Mail an werkenntjeanpaul@formsache-feigl.de. Wer kein Internet hat, kann die Röslauerin auch anrufen, Telefon 09238/1282.