Der große touristische Boom ist in Steinlah zwar bisher ausgeblieben. "Aber das liegt auch an der Werbung", sagt Tiefnig. Bisher habe die Dorfgemeinschaft nicht groß auf sich aufmerksam gemacht. Dennoch merke er, dass sich Gäste für die Tiere begeistern können, sagt Tiefnig.
In Kleinwendern ist Jörg Bertholdt einer der Initiatoren des Projektes Archedorf. Er besitzt 15 Sundheimer Hühner. Dies ist eine aus dem Badischen stammende Fleischhuhnrasse. Der heutige Bestand in Deutschland wird laut Wikipedia auf rund 800 geschätzt. "Meine Frau und ich tragen uns schon länger mit dem Gedanken, Hühner anzuschaffen. Und da wir uns für das Projekt Archedorf begeistern, haben wir uns für eine seltene Rasse entschieden", sagt Bertholdt, der seine Tiere von Züchtern aus Sonneberg und Bad Salzuflen gekauft hat. Seit dieser Woche gackern die Hühner in einem Gehege samt knallgelben Bauwagen. Bertholdt hofft, dass er kommendes Jahr mit der Zucht beginnen kann. "Und wenn es für das Archedorf sein muss, kann ich mir vorstellen, noch eine weitere bedrohte Tierart zu halten."
Zu den seltenen Rassen gehören auch die Coburger Fuchsschafe, die auf dem Gelände des ehemaligen Dorfmuseums grasen. Ronald Ledermüller, Jörg Bertholdt und Mike Franzke haben die Schafe von den Landwirtschaftlichen Lehranstalten Bayreuth geliehen. Hier arbeitet der Sichersreuther Martin Höpfel als Gutsverwalter, der das "Leihgeschäft" vermittelt hat. In zwei Wochen bringen die Kleinwendener die Tiere wieder zurück nach Bayreuth. "Wir überlegen gerade, ob wir uns kommendes Jahr Schafe kaufen", sagt Ledermüller.
Zusammen mit Gudrun Frohmader-Heubeck vom Naturpark hatte der Gebietsbetreuer im März den Kleinwendernern das Konzept des Archedorfes vorgestellt. "Damals reagierten die Menschen verhalten, aber seit die Schafe im Dorf sind, entwickelt sich eine tolle Gemeinschaft." So hätten mehrere Männer beim Zaunbau für das Gehege geholfen. Ein Dorfbewohner habe einen Stall gebaut, und die Kinder hätten jeden Tag ihre Freude an den Tieren. "Niemand erwartet einen wirtschaftlichen Nutzen von der Auszeichnung Archedorf. Aber für unseren Kurort Bad Alexandersbad wäre ein Archedorf eine tolle Werbung", sagt Ledermüller.
Im Dorf gibt es einen soliden Grundstock an alten Haustierrassen. Im Dorf leben Kampfhühner, Fleischhennen, Alpakas
Auch wenn Kleinwendern noch nicht den Titel Archedorf trägt, gibt es bereits jede Menge interessanter Tiere zu sehen. So hält ein Liebhaber Japanische Ko-ShamoKampfhühner und die Familie Brodmerkel besitzt Alpakas. Im Herbst soll bei einer Dorfversammlung besprochen werden, wie das Projekt Archedorf umgesetzt werden kann. "Im Grunde geht es dabei weniger um einen wirtschaftlichen Vorteil für unser Dorf, sondern um den Erhalt der Biodiversität. Wenn das Dorf dazu beitragen kann, umso besser", sagt Ronald Ledermüller. Außerdem seien die alten Haustierrassen einfach schön anzusehen. Vor allem Kinder hätten ihre Freude daran. Dass Tiere nicht nur Arbeit bereiten, sondern auch viel zurückgeben, erlebt auch Jörg Bertholdt jeden Tag. Er hält seit einigen Monaten die seltenen Sundheimer Hühner. Außerdem züchtet er Meerschweinchen.