Wunsiedel Landwirte beobachten Klima mit Sorge

Die Ernteerträge waren 2013 wegen des extremen Wetters ziemlich durchwachsen. Im Fichtelgebirge machte sich das unter anderem bei der Kartoffelernte bemerkbar, stellenweise waren die Knollen viel zu klein. Foto: Philipp Schulze

Die Bauern sind mit dem Jahr 2013 ganz zufrieden. Das Wetter allerdings gibt ihnen zu denken. Großes Lob sprechen sie den Jägern aus, die viel mehr Wildschweine erlegt hätten, als im Vorjahr.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Wunsiedel - Gemütlich ist es in der Wirtsstube im Gasthaus Wunderlich. Reinhold Wunderlich hat zum Jahresabschlussgespräch eingeladen und serviert selbst gebackene Plätzchen - allerdings nicht aus eigenen Händen, sondern aus denen seiner Schwiegertochter. "Weihnachten erleben wir in der Landwirtschaft bewusster", sind sich Anja Rausch aus Oberweißenbach, Michael Schricker aus Neudes und Reinhold Wunderlich vom Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit des Bauernverbandes einig. Und das liege nicht nur am Traditionsbewusstsein des Berufsstands. "Jetzt haben wir endlich mehr Zeit für unsere Familien", freut sich Reinhold Wunderlich, und blickt seinem jüngsten Enkelkind nach. Die Arbeit auf dem Feld ruht schließlich.

Eine ruhige Zeit haben die Bauern aber trotzdem nicht. Es gibt jede Menge Papierkram zu erledigen, zum Beispiel müssen Förderanträge verlängert werden. Bevor der Frost in die Erde zieht, können die Landwirte außerdem noch die Bodenproben ziehen, wozu sie verpflichtet sind. Michael Schricker steht derzeit viel im Stall: Der Zufall hat es so gewollt, dass viele seiner Kühe Kälber bekommen. "Solange das Wetter mitspielt, erledigen wir außerdem noch kleinere Bauarbeiten", schildert Reinhold Wunderlich. Er selbst will den Platz an seinem Misthaufen noch aufschottern, ehe der große Schnee kommt. "Und wenn das Wetter schlechter wird, verlegen wir die Bauarbeiten ins Haus", erzählt er schmunzelnd, "dann erledigen wir das, was unsere Frauen schon lange fordern." Das bringt Anja Rausch zum Lachen: "Es stimmt aber. Wer in die Landwirtschaft einheiratet, lernt schnell, dass manche Wünsche bis zum Winter warten müssen." Die kalten Monate nutzen viele Landwirte auch, um sich fortzubilden. Das Bildungsprogramm für den Landkreis Wunsiedel ist ein ziemlich dickes Heft. "Man könnte fast jeden Tag etwas lernen", weiß Anja Rausch. Und die Waldarbeit steht jetzt auch im Fokus; viele Landwirte sind auch Waldbesitzer.

"Die Politik beobachten wir natürlich ebenso", sagt Reinhold Wunderlich. Welche Auswirkungen das geplante Freihandelsabkommen der EU mit den USA haben wird, oder wie sich die Dieselrückvergütung entwickelt, sind zwei viel diskutierte Fragen.

Auch Bilanz ziehen die Landwirte in diesen Tagen. "2013 war vom Wetter her extrem", fasst Michael Schricker zusammen, "innerhalb von vier Wochen sind die Pflanzen erst abgesoffen und dann fast vertrocknet." Auch der lange Winter habe den Bauern zu schaffen gemacht, wie Reinhold Wunderlich sich erinnert: "Bis Mitte Juni waren wir mit dem Arbeitsablauf gute vier Wochen hinterher, das mussten wir dann im letzten Vierteljahr alles wieder reinarbeiten." Die Maisernte fand heuer zum Beispiel sehr spät statt, "obwohl der Mais gut noch drei Wochen vertragen hätte". Und die stark durchwachsene Kartoffelernte ist den Bauern auch noch in Erinnerung. Wobei sich der Preis für die Knollen inzwischen normalisiert habe - hatten Experten im Herbst noch mit extrem teuren Kartoffeln gerechnet, erhalten die Landwirte inzwischen wieder rund 40 Cent fürs Kilo.

Besonders zufrieden ist Reinhold Wunderlich heuer mit den Erfolgen der Jäger. "Ich verstehe nicht, warum die Landkreise Hof und Wunsiedel oft als besonders von Wildschweinen belastet dargestellt werden." Die Jäger hätten ihren Abschuss alleine im Landkreis Wunsiedel um 84,3 Prozent gesteigert, die gemeldeten Flurschäden seien um über 20 Prozent zurückgegangen. Es sei ihm ein Rätsel, wie man aus diesen Zahlen lesen könne, dass es im Landkreis immer mehr Wildschweine gebe.

Pläne machen die Bauern auch schon für das kommende Jahr. Am 22. März richten sie in Marktleuthen wieder ihren Preisschafkopf für gute Zwecke aus, und am 15. August soll beim Volkskundlichen Gerätemuseum in Bergnersreuth wieder ein Maisirrgarten eröffnet werden. "Am 20. September werden wir dort außerdem eine Fackelnacht veranstalten", kündigt Reinhold Wunderlich an.

Der Termin für das Backofenfest am Museum steht auch schon fest, es findet am 29. September statt. Und bis dahin ist auch längst das Getreide gereift, das im Rahmen des Gartenbauprojekts am Museum ausgebracht wird. "Der Fichtelgebirgshafer wird es noch nicht sein, dafür gibt es noch zu wenig Saatgut - aber es wird Hafer, Gerste und Kartoffeln geben", sagt Reinhold Wunderlich. tami

Unsere Jäger muss man loben.

Reinhold Wunderlich vom Arbeitskreis
Öffentlichkeitsarbeit des Bauernverbands


Autor