Wunsiedel Letztes Geleit für Jürgen Warnke

Von Herbert Scharf

Eine große Gemeinde trauert um den früheren Bundesminister Dr. Jürgen Warnke. Innenminister Hans-Peter Friedrich würdigt einen großen Politiker, der über Jahrzehnte die Geschicke der Heimat mitgeprägt habe.

 
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Selb - Der Sarg ist mit der Fahne der Bundesrepublik Deutschland bedeckt, Kondolenzbücher liegen auf. Eine stattliche Trauergemeinde hat sich am Freitagnachmittag in der Selber Sankt Andreaskirche eingefunden, um dem im Alter von 81 Jahren gestorbenen Jürgen Warnke auf seinem letzten Weg zu begleiten. Um den ehemaligen Bundesminister, auch Mitglied der Evangelischen Synode und Selber Ehrenbürger, trauerten neben der Familie auch Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich, Gerda Hasselfeldt, Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Dr. Günther Beckstein sowie ehemalige Weggefährten wie Willi Müller oder Simon Nüssel.

Den Trauergottesdienst hielten die Dekane Günter Saalfrank, Hof, und Dr. Volker Pröbstl. Saalfrank ging auf den Lebenslauf des Politikers ein, der in Berlin geboren wurde und nach dem Krieg mit seinem Vater nach Selb gekommenen war. Warnke sei fest in der evangelischen Kirche verankert gewesen, später sogar als Mitglied der Synode Deutschlands. Als wissenschaftlicher Assistent in der CSU-Landesgruppe kam er in die Politik, wurde Landtags-, später Bundestagsabgeordneter sowie Geschäftsführer des Verbands der Keramischen Industrie. 1982 wurde Warnke zum Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit ernannt, 1987 zum Verkehrsminister. Jahre später stand Warnke erneut dem Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit vor.

Geehrt mit dem Großen Bundesverdienstkreuz, gehörte er auch dem Rat der Evangelischen Kirche Deutschlands an. Der Dekan erinnerte an die Gründung des Kuratoriums Hochfranken durch Warnke. 1990 habe er die Tradition des Deutschlandfestes in Mödlareuth begründet.

Den 75. Geburtstag habe Warnke im großen Kreis seiner Freunde gefeiert. Dann aber zog er sich zurück, von Krankheit gezeichnet.

Dekan Pröbstl sprach den Angehörigen Warnkes, die ihn in dunkler Zeit bis zuletzt begleitet haben, sein Beileid aus und tröstete sie: "Der Tod ist nicht das Ende, sondern der Anfang neuen Lebens." Warnke habe zu Lebzeiten hohe Verantwortung für das ganze Land übernommen und sich auch um die evangelische Kirche, vor allem die Zusammenführung nach der Wiedervereinigung, bleibende Verdienste erworben, sagte er.

Über Jahrzehnte hinweg prägte Jürgen Warnke die Geschicke Deutschlands, vor allem aber die seiner Heimat mit, sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich. Stets sei er als Anwalt für die Interessen der Menschen in der Region aufgetreten. Gebürtiger Berliner, sei er später Franke aus Überzeugung geworden. Die Politik habe Warnke stets als Dienst am Bürger verstanden, ohne auf die Parteizugehörigkeit zu achten. Er sei das Aushängeschild der oberfränkischen CSU gewesen. Leidenschaft, Glaubwürdigkeit und Vertrauen hätten seinen politischen Weg geprägt.

Auch als Verkehrsminister habe Warnke weitsichtig die Politik vertreten und verfolgt. Die Einführung des Pendolino sowie die Einleitung der Privatisierung bei der Bahn seien Meilensteine gewesen. Ohne Warnke wäre die A 93 viel später gebaut worden, sagte Friedrich und würdigte den Verstorbenen als "großen Europäer", der auch den Weg zur Wiedervereinigung mit geebnet habe. "Wir verabschieden in Dankbarkeit einen großen Politiker und einen Freund," schloss Friedrich.

Im Namen der Evangelischen Synode würdigte Vizepräsident Günther Beckstein das Wirken Warnkes in der Politik, aber auch in der Kirche, in der er fest verankert gewesen sei. Er erinnerte an seinen hintergründigen Humor.

Der Selber Oberbürgermeister Uli Pötzsch betonte, die Stadt verliere eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die das Gesicht der Region mit geprägt habe. Für die Wirtschaftsregion Hochfranken würdigte Malte Buschbeck das Wirken Warnkes, der der Region mit dem Kuratorium Hochfranken ein neues Selbstbewusstsein gab. Er habe seine eine Vision für die Zukunft verwirklicht.

Dem Trauergottesdienst in der Andreaskirche schloss sich ein Kondolenzempfang im Porzellanikon an. Die Spenden kommen der Musikschule und der Tafel Selb zugute.

Ohne Jürgen Warnke wäre die A 93 viel später gebaut worden.

Bundesinnenminister

Dr. Hans-Peter Friedrich


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