Wunsiedel
Martina Kerschbaum will Karl-Willi Beck beerben
Die Grünen-Kandidatin entscheidet sich spontan zur Kandidatur. Mit Politik beschäftigt sie sich schon seit vielen Jahren intensiv.

Wunsiedel - Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, und irgendwann steht der neue Wunsiedler Bürgermeister vor der Tür. Tatsächlich gleicht Wunsiedel derzeit einem Adventskalender: Hinter jedem Türchen verbirgt sich offenbar ein weiterer Bürgermeisterkandidat. Jetzt schicken auch die Grünen eine Bürgermeister-Kandidatin ins Rennen. Martina Kerschbaum will ab Mai kommenden Jahres Karl-Willi Beck beerben.
Die Grünen nominieren folgende Kandidaten für den Stadtrat:
1. Edith Kalbskopf (58, Archivarin)
2. Wilfried Kukla (67, Bundesbahnbe- amter im Ruhestand)
3. Kathrin Ennisch (44, Konstrukteu- rin)
4. Leo Morgenroth (27, Ingenieur)
5. Doris Preiß (42, Apothekerin)
6. Rudolf Kamenz (72, Rentner)
7. Ute Drachsler (49, Floristin)
8. Peter Oberle (59, Bankkaufmann)
9. Martina Kerschbaum (62, Zahn- technikmeisterin und AWO-Pro- jektleiterin)
10. Joachim Drachsler (59, Arzt)
11. Gabriele Mücke (61, Sozialpäda- gogin)
12. Marcus Oberle (25, Ingenieur)
13. Nikola Spielvogel (55, Apotheke- rin)
14. Günther Jene (72, Rentner)
15. Edeltraud Simon (65, Rentnerin)
16. Herbert Deyerling (67, Volkswirt)
17. Cornelia Morgenroth (63, Apothe- kerin)
18. Anna Kukla (59, Fachlehrerin)
19. Barbara Wolf (56, Sozialpädago- gin)
20. Elfriede Neupert (82 Rentnerin)
Für die Grünen in Wunsiedel ist es eine Premiere. Erstmal s stellen sie eine Kandidatin. Wilfried Kukla, Stadtrat und stellvertretender Bürgermeister, freut sich, dass er eine so kompetente Kandidatin gefunden habe und auch eine komplette Liste mit 20 Kandidatinnen und Kandidaten vorweisen könne. "Wir haben zwölf Frauen und acht Männer auf der Liste."
Am Montag hat die Partei zunächst die Stadtratsliste diskutiert und beschlossen. Dass an jenem Abend auch noch eine Bürgermeister-Kandidatin hinzukam, war nicht abzusehen. "Ich habe mich gemeldet und gesagt, dass sich doch jemand für das Amt zur Verfügung stellen sollte. Und schon war ich die Kandidatin", sagt Martina Kerschbaum im Gespräch mit der Frankenpost. Ursprünglich wollte sich die 62-jährige Wunsiedlerin nur für die Stadtratsliste zur Verfügung stellen und ließ sich auf den neunten Platz setzen. Diesen Mittelfeldplatz mit naturgemäß geringen Chancen für ein Stadtratsmandat behält sie auch nach ihrer Kandidatur. "Die Neun passt eigentlich ganz gut zu mir. Mit dieser Zahl ist im spagyrischen System nach Dr. Carl-Friedrich Zimpel (Anmerkung: eine Systematik der Pflanzenheilkunde) für die Amerikanische Narde belegt. Diese steht für Kommunikation."
Genau die ist Martina Kerschbaum wichtig. "Ich habe mich viel mit der Stadtpolitik beschäftigt. Daher nutzt es nichts, darum herumzureden: Auch am Ende der kommenden Amtsperiode wird Wunsiedel finanziell kaum handlungsfähig sein. Dennoch lässt sich viel erreichen." Wie das gehen könne, habe sie mit ihrem Projekt "Wir alle sind Wunsiedel" der Arbeiterwohlfahrt gezeigt. Einerseits habe sie zusammen mit ihrer Kollegin Nour Altabbaa bewiesen, dass die Integration von Geflüchteten möglich sei. Zum anderen habe sie zusammen mit dem Bürgerforum dazu beigetragen, dass Wunsiedel grüner wird. Wie berichtet, haben sich die vom Projekt "Wir sind Wunsiedel" begleiteten Migranten an die Arbeit gemacht und Beete und Rabatten mit Blühmischungen bunt gestaltet.
Im Gegensatz zu anderen politischen Kräften in der Stadt will Martina Kerschbaum nicht zurückblicken und nur auf den Schulden herumreiten. "Damit macht man es sich zu einfach. Es war nicht alles schlecht, was Karl-Willi Beck gemacht hat. Da es nunmal jetzt so ist, wie es ist, müssen wir einfach anpacken. Und hier gibt es so viele Möglichkeiten, wie sich wirklich jeder einbringen kann."
Die Grüne aus Leidenschaft ("die Philosophie der Grünen deckt sich mit meiner persönlichen") hat sich noch nicht damit beschäftigt, wie sie ihren Wahlkampf führen wird. Inhaltlich nennt sie jedoch beim ersten Gespräch mit der Zeitung gleich mehrere Schwerpunkte.
"Wir benötigen einen leistungsfähigen Nahverkehr. Ich habe mal nachgesehen: Wenn ich um 8 Uhr von Waldershof nach Wunsiedel mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren will, dann komme ich um 12.30 Uhr an. Das kann nicht sein." Auch der soziale Wohnungsbau liegt ihr am Herzen. Neubauten seien dafür nicht unbedingt notwendig. Besser sei es, die vielen Leerstände mit Förderungen für die Eigentümer zu sanieren.
"Entscheidend werden die Arbeitsplätze sein, daher müssen wir alles unternehmen, die Wirtschaft zu unterstützen." Nicht anfreunden wird sich Martina Kerschbaum mit dem geplanten Gewerbepark. "Klar benötigen wir für Unternehmen Flächen. Allerdings halte ich es wie der Bund Naturschutz für sinnvoll, sich auf die Ostseite zu beschränken. Es muss nicht alles zubetoniert werden."
Martina Kerschbaum ist gebürtige Wunsiedlerin und Zahntechnikermeisterin. Sie betreibt in Wunsiedel ein eigenes Labor sowie eine Lernschule, "in der man lernt, wie man lernt". In der Region ist sie als Leiterin des AWO-Projekts "Wir alle sind Wunsiedel" bekannt. Zusätzlich gibt Martina Kerschbaum Integrationskurse im Mehrgenerationenhaus. Wunsiedel sei ihre Herzensstadt. "Hier fühle ich mich wohl, und hier will ich bleiben. Allerdings darf die Stadt ruhig noch etwas grüner werden."
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