Wunsiedel Masterplan für die Zukunft

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Bis in wenigen Jahren wird sich die Wunsiedler Innenstadt verändern. Auch Klaus Konietzko, ein Architekt, der in der Festspielstadt aufgewachsen ist, hat sich seine Gedanken über das "Altstadt-H" gemacht.

 
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Wunsiedel - Wunsiedel hat ein enormes Potenzial. Davon ist zumindest der Architekt Klaus Konietzko überzeugt. Er ist einer der Teilnehmer des städtebaulichen Wettbewerbs zur Neugestaltung der Innenstadt ("Altstadt-H"), den die Jury mit einem Anerkennungspreis auszeichnete. Als Einziger der Teilnehmer hat er einen besonderen Bezug zur Festspielstadt: Er hat 15 Jahre hier gewohnt und am Luisenburg-Gymnasium sein Abitur gebaut. "Dass ich ein halber Wunsiedler bin, ist Segen und Fluch zugleich", sagt er im Gespräch mit der Frankenpost.

Er, Konietzko, der heute in Coburg ein Architekturbüro betreibt, kenne jeden Stein, jede Gasse in Wunsiedel. "Wenn man an ein Projekt wie die Neukonzeption der Innenstadt unvoreingenommen herangehen kann, ist man sicherlich freier in der Entwurfsstrategie. Ich jedoch war schon etwas gefangen, weil ich selbst erlebt habe, welche Wege die Wunsiedler gehen, wie sie ihre Stadt nutzen."

Dennoch hat sich der "Halbwunsiedler" Konietzko mit seiner Planung am weitesten von allen Architekten aus dem Fenster gelehnt: Er verlängert den Marktplatz in Richtung Norden, indem er in der Maximilianstraße das Gebäude entfernt, in dem sich der Textildiscounter NKD befindet. "Durch die Fuge werden die Nutzungsbereiche der Kernstadt mit dem Bahnhofsviertel und dem Wohnen im Wunsiedler Norden verbunden", sagt Konietzko.

Alle Architektenteams, die an dem Wettbewerb teilgenommen haben, hatten von der Stadt den Auftrag, Ideen einzubringen, wie das sogenannte Quartier VI zwischen Maximilianstraße und Sigmund-Wann-Straße belebt werden kann. Der Siegerentwurf der Büros Sturm und Wartzech Architekten und f-Landschaftsarchitekten platziert in dem Areal einen Jean-Paul-Park mit einem Rundweg - eine innerstädtische Grün- und Ruhezone.

Der Wunsiedler Konietzko sieht in dem Quartier as Potenzial für einen verlängerten Marktplatz und für innerstädtisches Wohnen. "Wir haben Wohnformen in verschiedenen Ausprägungen und Größen konzipiert." Dazu gruppieren sich der Erweiterungsbau der Sparkasse, ein Bau für betreutes Wohnen und als Eingangspforte von der Maximilianstraße aus zwei Gebäude, die Platz für Gewerbe bieten.

Die Innenfläche des Quartiers teilt Konietzko in Sektoren auf, die von der Durchgangsachse, der Handwerkergasse, geteilt wird. In Richtung Osten ist die Gasse von größeren Wohnbauten flankiert, hinter denen sich kleine Parks anschließen. Auf der Westseite stellt sich Konietzko als zentralen Bau die Anlage für betreutes Wohnen vor. Abgerundet wird das Viertel im Norden von einem Handwerksmuseum.

Im Gegensatz zum Siegerentwurf belässt Konietzko auf dem Marktplatz die Bäume. Lediglich vor dem Rathaus nimmt er einige weg, "damit die klassizistische Fassade besser zur Geltung kommt". Konietzko weiß aus eigener Erfahrung, welche Gefühle die Wunsiedler mit "ihren" Bäumen verbinden. "Als in den 80er-Jahren die Kastanien auf dem Marktplatz gefällt wurden, hat sich eine Bürgerinitiative gegründet. Ich war damals am Gymnasium und habe mich wie viele andere Schüler für den Erhalt der Bäume eingesetzt."

Auch für Konietzko ist ein "steinerner Marktplatz" denkbar, die ersten Entwürfe hätten sogar diese Variante vorgesehen. "Ein freier Platz bietet die Chance, dass sich darauf viel abspielen kann. Wir haben uns dann aber dazu entscheiden, den Marktplatz mit Grün zu zonieren."

Dass sein Entwurf mit dem fünften Platz und einer Anerkennung prämiert wurde, ist für Konietzko keineswegs enttäuschend. "Ich bin hoch zufrieden mit dem Ergebnis." Die Sieger-Entwürfe sieht der Coburger mit Wunsiedler Wurzeln als absolut preiswürdig an. "Es handelt sich um hoch renommierte Büros, die in ganz Deutschland bei Wettbewerben vordere Plätze erringen. Die Jury hat ihre Arbeit gut gemacht."

Als heimatverbundener Mensch sei er gerne bereit bei den Bürgerworkshops mitzuhelfen oder beratend tätig zu sein. "Denn all die Entwürfe sind ein Masterplan für die Zukunft. Die Architekten haben einen Leitfaden für die Entwicklung in den kommenden zehn, 15 Jahren erstellt. Nun sind die Bürger und die Stadtväter gefragt, ihre Sichtweisen mit einzuarbeiten."

Durch die Fuge werden die Nutzungsbereiche der Kernstadt mit dem Bahnhofsviertel verbunden.

Klaus Konietzko


Gut 700 Stunden bis zum fertigen Konzept

Die Planungen für das "Altstadt-H" haben die Architekten vor eine große Herausforderung gestellt. Bürgermeister Karl-Willi Beck hat bei der Präsentation der Wettbewerbsergebnisse von "komplexen Anforderungen" gesprochen. Dass die Messlatte hoch war, bestätigt auch der aus Wunsiedel stammende Architekt und Wettbewerbsteilnehmer Klaus Konietzko. Zusammen mit den Landschaftsarchitekten Markus Roos und Uwe Marzog sowie seinem eigenen Team hat er die Vorgaben bearbeitet und in ein Konzept umgesetzt. "Das Erste, was wir getan haben, war, nach Wunsiedel zu fahren und uns ein Bild von der Innenstadt zu machen", sagt Konietzko. Dabei sei es hilfreich gewesen, dass er die Stadt kenne und gewissermaßen als Fremdenführer für sein Team fungieren konnte. "Ich habe die Stadt erklärt und darauf geachtet, wie die Wunsiedler laufen, welche Wege sie gehen." Dabei seien die Einheimischen unheimlich interessiert gewesen. "Wir wurden immer wieder angesprochen und sogar in Gärten und Hinterhöfe eingeladen, damit wir auch alles sehen." Zurück in Coburg habe das Team Positives und Negatives analysiert und erste Entwürfe ausgearbeitet. Nach und nach kristallisierte sich das letztliche Konzept heraus. Alles in allem stecken laut Konietzko etwa 700 Stunden Arbeit darin.


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