"Jeder und jede macht Fehler", sagt der Selber Dekan Volker Pröbstl. Keine Bischöfin, kein Dekan, kein Gemeindemitglied sei unfehlbar. Bischöfin Käßmann werde die entsprechenden Strafgelder, den Entzug der Fahrerlaubnis und andere Sanktionen klaglos hinnehmen, "so wie jeder von uns für die Folgen seines Verhaltens einstehen muss". Ihn irritierte aber die klammheimliche Freude über den Fehltritt der Bischöfin und das Getöse mancher Medien, so der Kirchenmann. "Keiner hat je behauptet, dass Bischöfe oder Pfarrerinnen bessere Menschen seien. Ich wünsche mir für die, die in der Öffentlichkeit stehen, ein Stück Menschenfreundlichkeit, so wie sie jeder von uns für sich selber gerne hätte", sagt Pröbstl.
Für Irene Loch, die Leiterin des Frauenkreises der evangelischen Kirchengemeinde Thiersheim, ist es in erster Linie das Amt der EKD-Ratsvorsitzenden und Bischöfin, das nicht mit dem Fehlverhalten Käßmanns zusammenpasst. "So etwas könnte doch jedem einmal passieren", sagt die Mitarbeiterin im Pfarramt der Kirchengemeinde. In dieser Position habe sie oftmals mit "hochgestellten Persönlichkeiten" zu tun. Und sie sei sich bewusst, so Irene Loch, welchem enormen Termindruck diese Menschen ausgesetzt seien. "Ich würde Frau Käßmanns Verhalten nicht verurteilen", sagt Irene Loch. "Es ist betrüblich, weil sie eine Vorbildfunktion hatte. Aber wenn ich Stellung nehmen müsste, würde ich ihr vergeben."