Wunsiedel - Können Sie sich an ein Buch aus ihrer Schulzeit erinnern? Der bekannte Schriftsteller, Journalist, Drehbuchautor und Theaterstücke-Schreiber Peter Braun aus Bamberg kann es nicht. Nicht an ein einziges, gibt er unumwunden zu, obwohl er sicher ist, dass Hesse, Goethe und Schiller gelesen wurden, aber erinnern kann er sich nicht. Mit diesen Worten begann Peter Braun die Vorstellung seines Buchs. "Von Taugenichts bis Steppenwolf".

Zuvor jedoch begrüßte Schulleiter Bruno Kraus den Gast und die Schüler der achten Klassen des Luisenburg-Gymnasiums im kleinen Saal der Fichtelgebirgshalle. Peter Braun, so Kraus, verstehe es wie kein anderer zeitgenössischer Schriftsteller, die zu Denkmälern erstarrten Dichter als lebendige Menschen mit all der Not, den Triumphen, den Marotten, Schwächen und Stärken ihrer Persönlichkeit erlebbar zu machen. Sein Dank galt auch der Stadt Wunsiedel für die kostenlose Überlassung des Saals, der der Veranstaltung einen würdigeren Rahmen gebe als ein Klassenzimmer.

Sein erstes Buch, so Braun, habe er sich an dem Tag gekauft, an dem er seine Lehre als Automechaniker begann. Gelesen habe er wahllos die schlausten Bücher und den übelsten Schund. Vielleicht, meint er, wäre sein literarisches Interesse ja bereits früher geweckt worden, wenn auch "Details" über die Dichter auf ihrem hohen steinernen Sockel gelehrt worden wären. Wenn er gewusst hätte, dass Goethe mit dem damals erst 18-jährigen Herzog von Weimar ausschweifende Orgien mit Wein, Weib und Gesang feierte; dass der Dichter Ludwig Tieck vor lauter Lachen beinahe vom Sessel gefallen wäre, als er Schillers "Glocke" las; dass Schiller sein eigenes "Lied an die Freude" hinterher eher peinlich war; dass es selbstmordgefährdete, opiumabhängige und rauschgiftsüchtige Dichter gab.

Genau diese Wissenslücke schließt Peter Braun mit seinem Buch "Von Taugenichts bis Steppenwolf" mit dem Untertitel "Eine etwas andere Literaturgeschichte". Braun ging in seinem Vortrag, ebenso wie in seinem Buch, auf die politischen, historischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten, aber auch auf persönliche Erfahrungen und Lebensumstände der Dichter, die sie in ihre Werke einfließen ließen, ein.

Auf Wunsch von Lehrer Peter Hartinger ging Peter Braun auf seine jüngste Arbeit, das Drehbuch für den Hamburger Tatort "Häuserkampf", ein. Die Produktion einer Folge koste rund 1,5 Millionen Euro und sei normalerweise in 23 Tagen abgedreht. Die Erstellung des Drehbuches nehme bis zu einem halben Jahr in Anspruch.

Da die Schule demnächst selbst ein Drehbuch erstellen möchte, ging es den Schülern vor allem um den Ablauf und die einzelnen Phasen, vom Entwurf bis zum fertigen Drehbuch mit den Dialogen. Man brauche ein Ausgangsbild, um das sich die Geschichte aufbaut, erklärte Braun. Eine Geschichte sei schnell ausgedacht. Wichtig sei, dass sie aus der Sicht aller Beteiligten stimmig und logisch aufgebaut ist. Seine Empfehlung an die Klasse war, den Umfang des Drehbuches nicht über zehn Seiten hinausgehen zu lassen. W. L.