Wunsiedel Wie der Vulkan Reisepläne vereitelt

Von Christl Schemm und

Wunsiedel - Der isländische Vulkan Eyjafjallajökull ist nicht nur ein Zungenbrecher, sondern legt mit seiner Asche den Flugverkehr in Europa lahm. Damit durchkreuzt das Naturschauspiel auch die Reisepläne von Urlaubern aus dem Landkreis Wunsiedel.

 
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Wunsiedel - Der isländische Vulkan Eyjafjallajökull ist nicht nur ein Zungenbrecher, sondern legt mit seiner Asche den Flugverkehr in Europa lahm. Damit durchkreuzt das Naturschauspiel auch die Reisepläne von Urlaubern aus dem Landkreis Wunsiedel. Die einen haben die Ferien schon hinter sich und möchten nach Hause, die anderen würden gerne abreisen, können aber nicht. Drei Ehepaare aus Röslau, darunter der Frankenpost-Redakteur Bernd Nürnberger und seine Frau Petra, zum Beispiel saßen bis gestern Vormittag auf Teneriffa fest. Und das Wunsiedler Ehepaar Lauterbach wartet seit Tagen mit gepackten Koffern.

Als wir am Montagmorgen Bernd Nürnberger auf seinem Handy anrufen, sitzt er noch gemütlich auf dem Balkon eines Hotels in Playa Paraiso auf Teneriffa. Er und seine Frau Petra, Wolfgang und Karin Stark sowie Gerald und Doris Medick sind nicht die einzigen Gäste, die seit Samstag auf die Heimreise warten. "Die Leute nehmen das sehr gelassen", sagt Nürnberger am Telefon. Doch seine Frau ruft aus dem Hintergrund: "Aber getrunken wird schon mehr als sonst!" Bei manchen Urlaubern liegen also die Nerven doch etwas blank, angesichts der Tatsache, dass keiner so genau weiß, wann es endlich nach Hause geht. "Für viele ist die Ungewissheit das Problem, dass man halt nicht weiß, was passieren wird", meint Bernd Nürnberger. "Wir haben schon befürchtet, dass wir aufs spanische Festland gebracht werden und dann mit Bussen heimfahren müssen."

Eine Woche wollten die drei Paare ursprünglich auf der Kanareninsel verbringen. Dass es dann einige Tage mehr wurden, nahm keiner tragisch. "Für uns ist das eine kleine Urlaubsverlängerung", sagt unser Kollege, der erst am kommenden Donnerstag wieder in der Redaktion sein muss. Die anderen fünf Frauen und Männer aus der Röslauer Gruppe hätten dagegen eigentlich am Montag wieder arbeiten müssen.

Nürnberger ist froh, dass er über einen bekannten deutschen Reiseveranstalter gebucht hat. "Die Kosten für das Hotel übernimmt die TUI. Wir haben keinerlei Unannehmlichkeiten", sagt er. Außer vielleicht einer: Wegen der unvorhergesehenen Urlaubsverlängerung wurde die Wäsche knapp. Doch auch das sollte kein Problem mehr sein. Denn kurze Zeit nach unserem Anruf erreichte uns gestern die Nachricht, dass die Röslauer schon auf dem Flughafen sind, um nach Graz zu fliegen. "Wir mussten innerhalb von zehn Minuten unsere Koffer packen", sagt Nürnberger.

Auch den Urlaubsplänen der Familie Lauterbach aus Wunsiedel machte das Flugverbot aufgrund der Vulkanaschewolke einen Strich durch die Rechnung. Gut gelaunt hatten sich Friedbert und Hannelore Lauterbach am Freitag um 5.30 Uhr auf dem Weg nach Nürnberg zum Flughafen gemacht, um ihre zweiwöchige Urlaubsreise nach Teneriffa anzutreten. "Zu diesem Zeitpunkt wussten wir bereits von Beeinträchtigungen im britischen und norddeutschen Luftraum. Laut den Radiomeldungen sollten die bayerischen Flughäfen aber nicht davon betroffen sein", sagt Hannelore Lauterbach.

Die Ernüchterung folgte bei der Ankunft in Nürnberg. "Abflug nach Teneriffa-Süd - Verspätet" war in gelben Lettern auf der Anzeigentafel zu lesen. Zusätzlich waren alle Check-In-Schalter der Fluggesellschaft "Air Berlin" geschlossen. Den Höhepunkt der schlechten Nachrichten lieferte kurz darauf eine Lautsprecherdurchsage: "Der Flugverkehr in Nürnberg wird ab 12 Uhr voraussichtlich bis in die Abendstunden komplett eingestellt."

Hoffnung machte die Aussage des Reiseveranstalters, dass sich das Warten auf jeden Fall lohne, da es schon öfter zu Flugausfällen gekommen sei und die Flüge notfalls in den Nachtstunden nachgeholt werden könnten. Familie Lauterbach stellte sich auf einen langen Tag am Flughafen ein. "Erst als uns ein Air-Berlin-Mitarbeiter mitteilte, dass am Freitag definitiv kein Flugzeug mehr starten wird und die Prognosen für Samstag eher schlecht sind, entschieden wir uns, die Heimreise nach Wunsiedel anzutreten", berichtet Friedbert Lauterbach.

So musste die Tochter des Ehepaars zum zweiten Mal innerhalb eines Tages die Strecke vom Fichtelgebirge nach Nürnberg auf sich nehmen und ihre Eltern wieder vom Flughafen abholen. Seitdem sitzt das Ehepaar auf gepackten Koffern und prüft regelmäßig im Internet, wie lange das Flugverbot noch anhält. Der Reiseveranstalter macht den Lauterbachs immer noch Hoffnung, dass es jeden Moment losgehen kann. Hannelore Lauterbach kann über ihren Urlaub mit Hindernissen aber immer noch schmunzeln: "Das Wochenendwetter im Fichtelgebirge hat es ja gut mit uns gemeint. Auch in der Sonne ,Balkoniens' schmeckt eine Flasche spanischer Rotwein."

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