Bayern Hof Die Rettung heißt GmbH

Einstimmig: Die Mitglieder wählten in einer offenen Abstimmung das Präsidium des Vereins wieder. Nur Erwin Hubert schied aus dem Präsidium aus. Fotos: Marcus Schädlich Quelle: Unbekannt

Das Präsidium der SpVgg Bayern Hof präsentiert ihr Konzept für eine neue Struktur. Bei der Jahreshauptversammlung wollen die Mitglieder bereits mehr dazu wissen.

 
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Der Sport prägt Personen, genau wie der Beruf. Der Präsident der SpVgg Bayern Hof, Reiner Denzler, schwankt auch zwischen den Polen: Emotionsgeladen neben dem Fußballplatz, analytisch und besonnen als Rechtsanwalt. Genau diesen Spagat ging er auch auf der Jahreshauptversammlung am Dienstagabend. Einerseits ließ er seinen Emotionen freien Lauf. Da war die Wut über alles mögliche Unfaire und die Freude über die Ehrenmitgliedschaft im Verein nach 21 Jahren als Präsident. Auf der anderen Seite war da aber auch das Kühle, das Sachliche. "Wir haben als Anwälte bereits viele Unternehmen bei Umstrukturierungen beraten", sagte der Hofer Anwalt.

Nun kümmert er sich nicht um ein Unternehmen, sondern um sein liebstes Hobby: den Verein SpVgg Bayern Hof. Nach zwei Jahrzehnten war Denzler dem Amt des Präsidenten müde geworden. "Ich habe bereits im Jahr 2017 den Vereinsvertretern mitgeteilt, dass ich für Neuwahlen nicht zur Verfügung stehe." So weit, so klar. Nur: Es fanden sich keine Bewerber oder Kandidaten. Dem Verein drohte die Bestellung eines Notvorstands durch das Amtsgericht - falls bei einer Jahreshauptversammlung die Präsidiumsposten unbesetzt geblieben wären. "Deshalb hat das Präsidium auch keine Mitgliederversammlung beantragt", erklärte Denzler, weshalb die Jahreshauptversammlung 2017 fast ein Jahr später als ursprünglich geplant stattfand.

Einen Notvorstand? "Das konnten und wollten wir nicht zulassen", sagte Denzler. Bereits Anfang November präsentierte das noch amtierende Präsidium daher einem erweiterten Vereins- und Finanzausschuss ihren Ausweg: die Ausgliederung des Spielbetriebs der Männer-Mannschaft und einiger Nachwuchsteams in eine GmbH. Damit betritt zwar die SpVgg Bayern vereinsintern Neuland, aber genügend Beispiele von Vorreitern der Ausgliederung gibt es bereits. Unter anderem den Regionalligisten Pipinsried nannte Denzler. Konkret bedeutet das: Der derzeitig wirtschaftliche Zweckbereich, also die erste Mannschaft oder die Gastronomie, werden in einer GmbH ausgegründet. Alleiniger Gesellschafter soll der verbliebene gemeinnützige Verein bleiben. Theoretisch könnten auch Investoren bis zu 49 Prozent der Anteile an der Spielbetriebs-GmbH halten. "Das haben wir aber eigentlich nicht vor", sagte Denzler.

Gesteuert werden soll die GmbH durch einen Beirat und einen Geschäftsführer. "Der Beirat muss das Herzstück der GmbH sein", betonte Denzler. Ihm schwebt auch vor, wer in diesem Gremium sitzen wird: Personen aus Wirtschaft, Politik und Sport aus der Region. "Es ist eine reizvolle Aufgabe, daran teilzunehmen. Aber: In der Wirtschaft gibt es für Aufsichtsräte eine Vergütung, bei uns wird es andersherum sein", sagte er. Es bleibt ein Ehrenamt. Er habe auch bereits einige vage Zusagen. So bestätigte auch der Hofer Oberbürgermeister Dr. Harald Fichtner auf der Mitgliederversammlung, dass er sich der Verantwortung stellen würde. "Ich entziehe mich nicht einer Mitwirkung", sagte er. Auch eine Beteiligung der Fans im GmbH-Gremium kann sich Denzler vorstellen. Und er selbst? Zumindest Norbert Ritter, sein Stellvertreter, ist nicht abgeneigt.

Allerdings: "Heute werden keine Entscheidungen gefällt", sagte Ehrenratsmitglied Dr. Ernst Tschanett. Erst auf der nächsten, außerordentlichen Mitgliederversammlung, die frühestens im März stattfinden wird, sollen dann die Mitglieder abstimmen: über das Konzept und die Besetzung der Posten. Denn sollten die Mitglieder die neue Struktur absegnen, ist klar: Reiner Denzler dürfte seinen Posten als Präsident wieder aufgeben. "Ich bin zwar auf drei Jahre gewählt, aber es werden keine drei Jahre." Der verbliebene gemeinnützige Verein - bestehend aus Nachwuchsteams, Alten Herren und Boxabteilung - benötigt dann ein neues Präsidium. "Da die Haftung überschaubar ist, kann das jeder übernehmen, der Lust darauf hat", sagte Denzler. Nur nicht er selbst. Denzler sieht sich in der Rolle, den Übergang zu moderieren. "Das alles lässt sich nicht an einem Tag umsetzen. Wir haben es aber nicht nur vorgeschlagen, sondern wollen es auch umsetzen", sagte er.

In diese Rolle muss er sich erst einfinden. In der anschließenden Diskussion mit den Vereinsmitgliedern hatte er zunächst seine Probleme, reagierte unwirsch auf die erste kritische Frage. "Wir können es auch ganz anders machen, einfach heimgehen und sagen: Liebe Mitglieder, jetzt macht ihr, was ihr wollt." Doch Denzler stellte schnell vom emotionalen Fußballer zum sachlichen Rechtsanwalt um. Er habe den Mitgliedern ein Angebot gemacht. Die Mitglieder müssten bestimmen, ob sie es annehmen. Oder Alternativen nennen. "Wenn die Mitglieder einen anderen Vorschlag machen, dann gern", sagte Norbert Ritter. So war die Jahreshauptversammlung auch nur eine Info-Veranstaltung, wie der weitere Fahrplan aussehe. Es wird also noch viel Wasser die Saale runterfließen, bis das endgültige Konzept für die Spielbetriebs-GmbH steht.

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