Regionalsport Abliefern - und zwar richtig!

Hannes Huttinger
Vor malerischer Kulisse: Jacob Schramm beim Training. Fotos: Privat; Imago Quelle: Unbekannt

Jacob Schramm ist wie ausgewechselt - warum? Das deutsche Alpin-Talent aus dem Frankenwald steht vor einem richtungsweisenden Winter. Der Blick geht nach Norwegen.

 
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Jacob Schramm steht am Hang. Alles ist ganz anders als noch vor einem Jahr. Das Zauberwort heißt Gefühl. Vor zwölf Monaten war eben dieses Gefühl negativ. Schramm war unsicher, nervös, ein bisschen planlos. Jetzt ist der 20-Jährige wie ausgewechselt. Er steht da - mit breiten Schultern und breiter Brust. Das ist nicht nur das Resultat harter Trainingseinheiten im Fitnessstudio, es hängt auch mit der gesunden Körpersprache des Skirennläufers aus Grafengehaig (Landkreis Kulmbach) zusammen. Oberfrankens größte Alpin-Hoffnung will abliefern - und zwar richtig!

Der Unterschied diesmal: In der Vorbereitung lief vieles nach Plan. Der Kreuzbandriss von 2017, der im darauffolgenden Jahr diesen verunsicherten Schramm zurückgelassen hat, ist vergessen. Jetzt sagt der Frankenwäldler: " Ich weiß jetzt, was ich zu tun habe, wenn ich an den Hang komme." Das gute Gefühl - es ist wieder da.

Es muss auch da sein. Denn: Jacob Schramm steht vor einem richtungsweisenden Winter. Derzeit fährt der Frankenwäldler in einem Team des Deutschen Ski-Verbands (DSV), in dem sich die größten Nachwuchshoffnungen des Landes wiederfinden. Hier will der Speed-Spezialist nun zeigen, dass in den nächsten Jahren auch im Seniorenbereich mit ihm zu rechnen ist. Besser noch: Er will zeigen, dass es an ihm kein Vorbeikommen gibt.

Nun ist das nicht so leicht. Die Konkurrenz im Team ist groß, die Trainer verlangen ihren Athleten viel ab. Hier gibt sich Jacob Schramm optimistisch. "Es hat ein bisschen gedauert. Nun glaube ich aber, dass ich das, was die Trainer von mir verlangen, ganz gut umsetzen kann."

Technik, Technik, Technik - darauf wird beim DSV traditionell viel Wert gelegt. Da muss sich ein Speed-Spezialist wie Schramm schon mal durchbeißen. Es soll sich aber spätestens im Frühjahr 2020 auszahlen. Januar bis März seien erfahrungsgemäß die stärksten Monate Schramms, wie der deutsche Jugendmeister im Super-G selbst sagt.

Bis zum Frühjahr ist der Terminkalender proppenvoll. Die ersten internationalen Nachwuchsrennen stehen für den 20-Jährigen im schweizerischen Zinal an, vorher warten noch Trainingseinheiten in den italienischen Alpen. Von Zinal geht es nach Gröden - und dann wird es richtig ernst: Dann hat Schramm seinen ersten Europacup-Einsatz dieser Saison. Schauplatz: Santa Caterina im italienischen Gaviatal. Der italienische Skiort liegt unweit von Bormio, dem aus dem Weltcup berühmten Austragungsort. Diese ganz große Bühne bleibt Schramm verwehrt. Noch verwehrt? Mal sehen.

Im Europacup stehen in diesem Jahr noch Zinal und Wengen (Schweiz) auf dem Programm. Schramms Ziele? "Ich will da schon den ein oder anderen Punkt holen." In diesem Jahr sei er in der zweiten Liga nach dem Weltcup gesetzt. "Was im Januar oder Februar ist, steht noch nicht fest", sagt der Frankenwäldler. So viele Rennkilometer wie möglich will er sammeln - denn im Hinterkopf hat er noch ein ganz anderes Event. Das Event schlechthin in dieser Saison: die U 21-Weltmeisterschaft im norwegischen Narvik. "Eine Medaille ist mein klares Ziel", betont Schramm.

Die oberfränkische Ski-Hoffnung weiß, wie wichtig ein gutes Abschneiden bei dieser WM sein wird. Eines ist nämlich auch sicher: Die deutschen Trainer werden ganz genau hinschauen. Sie werden schauen, wer bei Großereignissen neben den fahrerischen Fähigkeiten auch große nervliche Belastbarkeit mitbringt. Denn genau darauf kommt es ja auch bei einem erfolgreichen Weltcup-Athleten an. In die erste Liga vorzustoßen - das ist ja bekanntlich Schramms großer Traum.

"Wir haben sehr viel Technik geübt. Jetzt geht es darum, mir noch den Feinschliff für die Speed-Disziplinen zu holen", sagt Schramm. Neidvoll blickt er nach Schweden. Dort durfte das Nachwuchs-Slalom-Team des DSV unter besten Bedingungen trainieren. Bei Schramm und seinen Kollegen ging dagegen in den letzten Tagen nichts, in weiten Teilen der Alpen - vor allem in Österreich - herrschte das pure Schnee-Chaos.

Jacob Schramm könnte jetzt panisch werden, weil wichtige Trainingsstunden fehlen. Noch im letzten Jahr wäre der 20-Jährige sicher nervös geworden. Jetzt nicht mehr! Dem Gefühl sei Dank.

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