Regionalsport Der Kämpfer kommt

Von Hannes Huttinger
Absolvierte bereits 41 Länderspiele für Deutschland: Andreas Seiferth, Neuzugang von Medi Bayreuth. Quelle: Unbekannt

Dieser Transfer hat viele überrascht: Basketball- Nationalspieler Andreas Seiferth wechselt nach Bayreuth. Sein Lebenslauf kann sich bereits in jungen Jahren sehen lassen.

 
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Bayreuth - Nein, damit war überhaupt nicht zu rechnen. Andreas Seiferth verstärkt Medi Bayreuth. Eine Mannschaft, die derzeit im Niemandsland der Basketball-Bundesliga steht. Auf den ersten Blick mag dieser Wechsel stark verwundern - vor allem beim Blick auf Seiferths bisherige Karriere. Auf den zweiten Blick könnte das aber schon anders aussehen.

Andreas Seiferth ist in Basketball-Deutschland alles andere als ein Unbekannter. Um das festzustellen, reicht ein Blick auf seine bisherigen Stationen. Große Vereinsnamen lassen sich da lesen - Alba Berlin oder Bayern München etwa. Aber damit nicht genug: Der gebürtige Berliner hat bereits 41 Länderspiele absolviert - und dabei ist er mit 26 Jahren noch relativ jung.

Schnell erkannten die Fachmänner Seiferths Talent. Im vergangenen Jahr waren es die Scouts des FC Bayern München. Dort heuerte der Center-Spieler im Sommer 2015 an - mit großen Erwartungen. "Ich habe mir vom Wechsel nach München schon viel erhofft", sagt der 2,09-Meter-Mann. Am Ende erhoffte sich der Berliner vielleicht zu viel. Beim Team von Trainer Svetislav Pesic kam Seiferth nie über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus. Nicht einmal zehn Minuten stand er im Schnitt auf dem Parkett. Woran das lag? So ganz kann sich das der 26-Jährige selbst nicht erklären. "Die Konkurrenz bei den Bayern war einfach sehr groß", meint er.

Jetzt wagt das große Basketball-Talent einen Neuanfang - in Bayreuth. Beim Tabellenzwölften möchte Seiferth vor allem eines: "Ich will endlich wieder zeigen, was ich kann." Oft hört sich so etwas an wie eine leere Phrase. Bei Seiferth wirkt das jedoch ganz und gar nicht so. Die Unzufriedenheit der vergangenen Wochen und Monate ist ihm anzumerken. In der Wagnerstadt soll davon nichts mehr zu spüren sein. "Ich möchte wieder mehr Verantwortung in einem Team übernehmen." Der Berliner wirkt bereit.

Für seine Aufgabe in Bayreuth muss Andreas Seiferth auch bereit sein. Der Nationalspieler soll im Team von Trainer Michael Koch eine wichtige Rolle spielen. Unter den Körben soll er für mehr Durchschlagskraft sorgen. Aber das dürfte ihm nicht allzu schwer fallen. "Ich bin ein Kämpfer. Wenn es sein muss, hau ich auch mal einen um", betont er. Natürlich sagt er das mit einem leichten Augenzwinkern. Die Botschaft kommt aber sehr wohl rüber. Seiferth will bei Medi Bayreuth wirklich etwas erreichen.

Und wenn der deutsche Basketball-Nationalspieler über Ziele spricht, hört sich das so an: "Zunächst einmal gilt es, die Marke von zehn, elf Siegen zu erreichen." Oft reicht das, um in der Bundesliga den Klassenerhalt zu schaffen. Derzeit steht Bayreuth bei sechs Erfolgen.

Beim bloßen Klassenerhalt soll es für Seiferth und Co. aber nicht bleiben. Plötzlich kommt der Ehrgeiz im 26-Jährigen durch. "Wenn wir einmal eine gewisse Anzahl an Siegen haben, können wir vielleicht nach oben schielen", sagt Seiferth. Und mit "oben" meint er die Playoffs. Zu gern würden sie in Bayreuth dort wieder hin. Aber wer würde das nicht?

Lange hat Andreas Seiferth in den vergangenen Wochen überlegt, ob ein Wechsel für ihn das Richtige sei. "Irgendwann stand dann für mich fest, dass ich diesen Schritt gehen muss", sagt er. Über das Angebot von Medi Bayreuth sei er "sehr froh" gewesen. "Das ist eine Mannschaft mit viel Potenzial." Ohnehin habe er einen sehr guten Eindruck von Bayreuth. Und so ging alles relativ schnell mit Seiferth und Medi.

Bayreuth war beim Berliner schon seit längerer Zeit ein Thema. Zum einen, weil er in der Vergangenheit häufiger mit anderen Teams in der Oberfrankenhalle spielte. Zum anderen aber auch, weil ein Wegbegleiter Seiferths seit Beginn der laufenden Saison bei den Oberfranken spielt: Bastian Doreth. "Er hat mir viel Gutes über Bayreuth erzählt", verrät Seiferth. Gab also der Medi-Kapitän letztlich den Ausschlag für den Wechsel des 26-Jährigen? Seiferth überlegt kurz. "Nein", sagt er dann. "Das ist das i-Tüpfelchen." Er sei jedoch nicht nur wegen seines Kumpels nach Bayreuth gekommen. Gute Gespräche mit Bayreuth-Coach Michael Koch seien mit ausschlaggebend gewesen.

Die Verantwortlichen von Medi Bayreuth hoffen vor allem auf eines: das sogenannte Bayern-Gen, die Siegermentalität schlechthin. "Ja, das habe ich dabei", sagt Seiferth. Er schmunzelt. Und tatsächlich hat er mit Bayern München ja den Großteil der Spiele gewonnen - wenn er auch nicht immer hauptverantwortlich für die Erfolge war.

Mit einem anderen Thema wird Seiferth in Bayreuth auch noch konfrontiert: der Auswärtsschwäche. "Ich habe schon davon gehört", sagt der 26-Jährige. Ganz verstehen könne er es aber nicht. Er trete grundsätzlich auswärts genauso auf wie in eigener Halle. Und schon richtet der Neuzugang klare Worte an sein Team: "Wir müssen als Mannschaft einen Weg finden, die Auswärtsflaute zu beenden." Erst einmal war Medi Bayreuth in dieser Saison in der Lage, in fremder Halle einen Sieg zu feiern - beim 69:68-Erfolg in Gießen.

Bis Medi Bayreuth die Chance auf einen weiteren Auswärtssieg hat, dauert es noch etwas. Bevor es am 31. Januar zu den Fraport Skyliners geht, stehen noch zwei Heimspiele gegen die EWE Baskets Oldenburg (Samstag, 18.30 Uhr) und Phoenix Hagen (23. Januar, 18.30 Uhr) an. Im Februar warten dann "einige sehr wichtige Spiele", wie Seiferth betont, auf die Mannschaft von Michael Koch.

Am Samstagabend gegen Oldenburg wird sich Andreas Seiferth erstmals den Bayreuther Basketball-Fans präsentieren. "Ich freue mich sehr darauf. Die Oberfrankenhalle habe ich noch in guter Erinnerung", sagt er. Mit Berlin, Trier und den Artland Dragons trat er dort an. Und wenn Seiferth zurückblickt, kommt vor allem ein Gedanke in ihm hoch: "Als Spieler der Auswärtsmannschaft ist es in Bayreuth immer sehr schwer gewesen." Immerhin muss sich Seiferth darüber jetzt keine Gedanken mehr machen.

Ich bin ein Kämpfer. Wenn es sein muss, hau ich auch mal einen um.

Andreas Seiferth,

deutscher Basketball-Nationalspieler

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