Regionalsport "Die Differenzen waren unüberwindbar"

Hannes Huttinger
Einer der starken Männer bei den Hof Jokers: Teamkapitän Andreas Pittroff. Foto: Jokers

Jetzt spricht der Kapitän: Nach dem Aus von Trainer Alexander Scarabello bei den Hof Jokers schildert Andreas Pittroff seine Sicht der Dinge. Er hat schon genaue Zukunftspläne.

 
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Herr Pittroff, das Aus von Trainer Alexander Scarabello beim Football-Bayernligisten Hof Jokers ist nach wie vor großes Thema. Wie haben Sie die Trennung erlebt?

Schon während der Saison ist von mehreren Spielern Trainer-Kritik an uns Teamcaptains herangetragen worden. Wir mussten das ernstnehmen - schließlich ist man als Teamcaptain so etwas wie der Klassensprecher. Wir haben diese Kritik gesammelt und bei einer Sitzung am 18. August vorgetragen. Da wurde klar, dass es so nicht mehr weitergehen kann.

Wie genau haben Sie das innerhalb der Mannschaft entschieden?

Das war eine Mehrheitsentscheidung der Spieler, die schon etwas länger in Hof aktiv sind. Wir haben etwas mehr als 20 Spieler befragt, 70 bis 75 Prozent haben sich gegen Coach Scarabello ausgesprochen.

Konnte mit dem Trainer kein Kompromiss gefunden werden?

Nein. Es hat sich gezeigt, dass die Differenzen vor allem im fachlichen Bereich zu groß sind. Sie waren letztlich unüberwindbar.

Nach zwei Teilnahmen an den Bayernliga-Playoffs in den Jahren 2017 und 2018 haben Sie in diesem Jahr die Aufstiegsspiele verpasst. Hat das irgendeine Rolle gespielt?

Nein, unsere Entscheidung hatte keine sportlichen Gründe. Das will ich hier betonen! Es geht hauptsächlich um fachliche Punkte.

Was meinen Sie mit fachlichen Punkten?

(überlegt) Das will ich jetzt nicht detailliert in die Öffentlichkeit tragen. Im Großen und Ganzen geht es um die Art und Weise des Trainierens und Spielens. Coach Scarabello war eher ein Anhänger des Oldschool-Footballs. Wir sind aber der Meinung, dass wir in gewissen Bereichen mit der Zeit gehen müssen. Wir brauchen da neue Impulse.

Es war auch die Rede von menschlichen Problemen - also Problemen im Umgang Scarabellos mit den Spielern. Können Sie das bestätigen?

Ich persönlich hatte nie Probleme mit Coach Alexander Scarabello - und ich mag ihn auch als Menschen sehr. Dass beim American Football mal ein rauer Umgangston herrscht, ist normal. Man muss meiner Meinung nach als Trainer aber eine Balance finden. Kritik darf es geben, sie darf aber nicht nur destruktiv sein. Da ist es in unserem Team ab und an schon mal zu Schwierigkeiten gekommen.

Alexander Scarabello war 25 Jahre ein Teil der Hof Jokers - nun ist er weg. Wie fühlt sich das für Sie an?

Das ist ein sehr großer Einschnitt - uns allen ist das bewusst. Diese Entscheidung hat sich auch niemand leicht gemacht. Unter uns Teamcaptains (bei den Jokers gibt es vier Kapitäne, Anm. d. Red.) gab es auch Stimmen, die gesagt haben: Mensch, gib Coach Scara doch noch eine Chance! Es gab aber auch entschiedene Stimmen gegen ihn. Das war alles nicht einfach.

Hätte es eine Abwanderungswelle unter den Spielern gegeben, wenn Sie mit Scarabello weitergemacht hätten?

Das lässt sich nicht so leicht sagen. Fakt ist: Es gab Spieler, die nicht mit ihm zurechtgekommen sind. Ob die dann tatsächlich gegangen wären, weiß ich nicht.

Sie müssen jetzt einen neuen Cheftrainer finden. Wie weit sind Sie da?

Wir hatten schon Kontakt zu potenziellen Trainern, müssen das aber erst einmal sondieren. Das Gesamtpaket muss stimmig sein. Man darf auch nicht vergessen, dass American-Football-Trainer rar gesät sind. Die stehen nicht einfach vor deiner Haustür rum.

Bis wann werden Sie einen neuen Mann haben?

Unser Abteilungsleiter Dominik Konopka will bis Anfang November einen neuen Coach präsentieren. Das sollten wir schaffen. Doch selbst wenn wir bis dahin niemanden haben sollten, sind wir nicht planlos. Wir haben verschiedene Modelle, wie es weitergehen könnte.

Ist es eine Möglichkeit, einen der bisherigen Assistenztrainer zu befördern?

Ja, das ist eines der möglichen Modelle.

Der Trainingsbetrieb ist momentan auf die Assistenz-Coaches und einen Teil der Spieler aufgeteilt. Wie klappt das?

Das geht ganz gut. Wir haben genügend Erfahrung innerhalb unseres Teams - Erfahrung aus der Bundesliga, und auch Erfahrung aus den USA. Wir arbeiten zukunftsorientiert und investieren viel Zeit, um in den nächsten Jahren erfolgreich zu sein.

Zukunftsorientiertes Arbeiten - wird das auch zum Hauptkriterium für den neuen Trainer?

Ja, absolut!

Es wurde immer wieder über den Regionalliga-Aufstieg gesprochen. Ist das ein realistisches Ziel?

Mittelfristig ist das auf jeden Fall realistisch. Fürs nächste Jahr sollte es eher darum gehen, den Verein zu stärken und eine breite Basis für die Zukunft zu schaffen. Viele Nachwuchsspieler rücken in die erste Mannschaft auf, die wollen und sollen integriert werden - und sie sollen auch genügend Einsatzzeiten erhalten. Ich denke, dass wir insgesamt qualitativ und quantitativ gut aufgestellt sind. Wenn wir es jetzt auch noch schaffen, den Verein in seiner Organisation zu verbessern, ist alles prima.

Was genau meinen Sie damit?

Unsere Spieler sind noch zu sehr mit organisatorischen Dingen rund um den Sport beschäftigt. Einer von uns muss die Abteilungsleitung machen, der andere ist im Förderverein. Wiederum andere Spieler müssen an den Spieltagen beim Auf- und Abbau mithelfen. Das ist noch nicht ganz optimal. Es wäre besser, wenn man sich stärker auf den Sport fokussieren könnte.

Wie wollen Sie dieses Problem lösen?

Wir möchten ein paar Fans und ehemalige Spieler ansprechen. Wir hoffen, dass wir da ein paar helfende Hände bekommen.

Das Gespräch führte

Hannes Huttinger

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