Regionalsport Ein Helmbrechtser greift nach dem Titel

Florian Krebl
Der Helmbrechtser Michael Bittner (rechts) und Mohammed Harkous qualifizierten sich erst kürzlich für den Fifa-E-Club-Weltcup. Foto: privat

Am Mittwoch feiert die VBL Club Championship, so etwas wie die Fußball-Bundesliga des E-Sports, ihre Premiere. Michael Bittner zieht dabei viele Blicke auf sich.

 
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Ob sich Uli Hoeneß in dieser Woche vor den Fernseher klemmt oder nicht, dürfte dem Helmbrechtser Michael Bittner ziemlich egal sein. Der Traum des Weltklasse-E-Sportlers von einer Bundesliga für Zocker ist auch ohne die Hilfe von Bayern Münchens Präsidenten in Erfüllung gegangen. Während jener E-Sport im Vorjahr noch als "totalen Schwachsinn" verteufelt hatte, startet an diesem Mittwoch die VBL Club Championship. Die nationale Klub-Meisterschaft in der Fußball-Simulation Fifa 19 ist für die Szene ein Meilenstein.

Das weiß auch Bittner, der mit Werder Bremen in Abwesenheit der E-Sport-kritischen Top-Bundesligisten Bayern und Borussia Dortmund absoluter Titel-Favorit ist. "Das ist der nächste Schritt zur Professionalisierung. Es ist von der Reputation her sehr wichtig", sagte der 21-Jährige. Tatsächlich hat der neue Wettkampf eine andere Strahlkraft als alle bisherigen. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) steckt hinter dem neuen Turnier. 22 Teams aus der ersten und zweiten Bundesliga machen mit.

"Lange habe ich mir im E-Sport etwas Vergleichbares zur Fußball-Bundesliga gewünscht. Das ist jetzt auf jeden Fall eine Annäherung", sagte Bittner. Außer Bayern und Dortmund fehlen aus der Bundesliga nur der SC Freiburg, die TSG Hoffenheim und Fortuna Düsseldorf. Dazu kommen neun Zweitligaklubs wie Bittners schon lange im E-Sport aktiver früheren Verein VfL Bochum. Dass die neue Liga nur professionellen Fußball-Vereinen vorbehalten ist, kommt dem Projekt nach Bittners Meinung zugute. "Die Vereine haben eine ungeheure Power und können Themen vorantreiben. Davon profitieren am Ende alle", sagte er. Allein die Tatsache, dass sich Bundesligisten auf der Konsole in einer geschlossenen Liga duellieren, stellt die Sportart ins Scheinwerferlicht. ProSieben MAXX zeigt ausgewählte Highlight-Partien sogar live um 20.15 Uhr im Free-TV. Den Anfang bei diesen "Featured Matches" machen Bittners Bremer gegen RB Leipzig, die übrigen Spiele finden schon am Mittwoch statt. Doch wie funktioniert diese "E-Sport-Bundesliga" überhaupt? 21 Spieltage wird es dauern, bis Mitte März der Champion feststeht. Jede Begegnung findet in einem dem Daviscup ähnlichen Format statt. Zwei Partien werden im Eins-gegen-Eins gespielt (jeweils eine auf der PlayStation und eine auf der Xbox). Das dritte Spiel im Zwei-gegen-Zwei wird auf einer durch die Heimmannschaft gewählten Konsole durchgeführt. Gespielt wird mit den Bundesliga-Teams. Allerdings weisen alle Spielfiguren dieselbe Spielstärke von 85 auf, um Chancengleichheit zu gewährleisten.

Die Top-Sechs der Tabelle qualifizieren sich am Ende für das Finale der virtuellen Bundesliga, der nationalen Einzel-Meisterschaft in Fifa 19 im Mai. Das sei laut eigener Aussage erst mal auch Bittners Hauptziel. Ein Preisgeld für die Club Championship ist ohnehin nicht vorgesehen. "Trotzdem sind wir uns der Favoritenrolle bewusst, die uns von außen zugesprochen wird", sagt Bittner. Schließlich ist er WM-Viertelfinalist 2018 und sein Teamkollege Mohammed Harkous ESL-Rekordmeister. Die größten Konkurrenten der Bremer sind die erfahrenen Profis, mit denen sie sich auch auf internationaler Ebene ständig messen. Schalke 04 mit Philipp "Eisvogel" Schermer, der VfL Wolfsburg mit Timo "TimoX" Siep und RB Leipzig mit Cihan Yasarlar haben langjährige Fifa-Veteranen in ihren Reihen. Könnten bei so viel Klasse zur nächsten Saison vielleicht auch Dortmund und Bayern hellhörig werden? Schon, wenn es nach Bittner geht: "Es ist in meinen Augen eine Frage der Zeit, bis alle Bundesligisten dabei sind." Sein Wort in Hoeneß‘ Ohr.

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