Regionalsport Fall FC Trogen: Wer kann noch mit Punkten rechnen?

Bernd Nürnberger
Hat Daniel Micklisch am 1. und 8. Juli für den FC Wüstenselbitz gespielt? Mehrere Zeugen sagen ja. Er selbst hat dem Trogener Vorsitzenden Michael Weiß kürzlich noch versichert, er sei nicht aufgelaufen. Foto: Michael Ott

Die Leidenszeit für den FC Trogen ist noch lange nicht vorbei. Das Bezirkssportgericht wartet auf die Urteilsbegründung aus München.

 
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Das Bezirkssportgericht des Bayerischen Fußballverbandes wird wohl nicht vor dem 10. Dezember über die weiteren Einsprüche im Fall FC Trogen entscheiden. Das hat Andreas Leffer, Vorsitzender des Bezirkssportgerichts, auf Nachfrage der Frankenpost mitgeteilt.

Wie berichtet, hatte das Verbandssportgericht (VSG) am Montag wegen des unzulässigen Einsatzes von Daniel Micklisch in den Punktspielen gegen den TSV Mistelbach und den TSV Neudrossenfeld II dem Bezirksliga-Spitzenreiter FC Trogen sechs Punkte abgezogen. Die beiden Vereine aus den Landkreisen Bayreuth und Kulmbach hatten damit beim VSG mit Erfolg Protest gegen das Urteil des Bezirkssportgerichts eingelegt. Über die Anzeigen von sieben weiteren Vereinen muss nun aber erneut das Bezirkssportgericht entscheiden. Nur drei Einsprüche, und zwar die der Vereine TSV Thiersheim, SSV Kasendorf und FC Tirschenreuth, sind laut Leffer fristgerecht eingegangen. Stichtag dafür war der 6. November 2017. Erst danach legten auch noch die SpVgg Oberkotzau, der BSC Saas Bayreuth, der FC Eintracht Münchberg, der VfR Katschenreuth und der TSV Kirchenlaibach-Speichersdorf Protest gegen die Wertung ihrer Trogen-Spiele ein. Bis auf Saas Bayreuth (1:1) hatten alle anderen Teams ihre Partien gegen den FCT verloren. Und jedes Mal war Daniel Micklisch dabei.

Warum der Stichtag 6. November? Leffer verweist hier auf den Paragrafen 35 der Rechts- und Verfahrensordnung des Bayerischen Fußballverbandes. Darin heißt es: "Anzeigen gegen Vereine wegen Mitwirkens nicht spielberechtigter Spieler in Verbandsspielen müssen innerhalb von vier Wochen nach dem zuletzt zu beanstandenden Spiel beim Sportgericht erfolgen..." Im Klartext: Thiersheim hat am 8. Oktober 1:3 in Trogen verloren und Einspruch eingelegt. Innerhalb von vier Wochen, in diesem Fall bis zum 6. November, hatten dann auch weitere Vereine - egal, an welchem Spieltag die Partie gegen Trogen stattfand - Gelegenheit, Protest gegen die Spielwertung einzulegen. Aber auch hier setzt die Rechts- und Verfahrensordnung eine Grenze: Es dürfen nur die letzten zehn Partien, in denen ein Spieler unberechtigterweise mitgewirkt hat, herangezogen werden.

Leffer will das neuerliche Verfahren gegen Trogen und Spielleiter Jens Degenkolb freilich erst dann eröffnen, wenn er die Urteilsbegründung des Verbandssportgerichts vorliegen hat. Ab diesem Zeitpunkt haben die Beschuldigten eine Woche lang Zeit, sich zu den Vorwürfen zu äußeren. Erst dann wird es ein Urteil geben.

In erster Instanz hatte das Bezirkssportgericht die Einsprüche der vereine Mistelbach und Neudrossenfeld II gegen die jeweilige Spielwertung abgewiesen. Dieses Urteil hat das Verbandssportgericht in München jetzt kassiert. Ein Schlag ins Gesicht für die Sportrichter auf Bezirksebene? "Auf gar keinen Fall", wehrt sich Leffer. Das Bezirkssportgericht habe sich bei seinem Urteil vom 9. Oktober an der gültigen Rechtsprechung orientiert. Und die habe bislang besagt: Wenn ein Spielerpass, sprich eine Urkunde, vorliegt, dürfe das Sportgericht darauf vertrauen, das dieses Dokument rechtmäßig ist.

Doch diese Auslegung ist jetzt wohl Geschichte. Leffer: "Mit der aktuellen Entscheidung hat das Verbandssportgericht praktisch ein neues Grundsatzurteil gefällt, das die bisherige Rechtssprechung aufhebt." Soll heißen: Wenn sich ein Fußballer oder ein Verein unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ein Spielrecht erschleicht, kann es ab sofort auch bei einem gültigem Spielerpass eine nachträgliche Spielwertung geben.

Deshalb ist fest davon auszugehen, dass Trogen auch die neun Punkte, die es in den Partien gegen Tirschenreuth, Kasendorf und Thiersheim gewonnen hat, verlieren wird. Ob es darüber hinaus auch noch einen weiteren Strafpunkt-Abzug gibt, ließ Leffer offen. "Das hängt davon ab, ob Trogen fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt hat." Anders als noch vor einem Jahr kann anstatt eines zusätzlichen Punktabzugs jetzt auch eine Geldstrafe verhängt werden.

Den Vereinen, die nach dem Stichtag 6. November Anzeige erstattet haben, macht Leffer wenig Hoffnung, dass sie noch nachträglich an die Punkte kommen. "Wo hörst du auf und wo fängst du an? Das wäre ja sonst ein Fass ohne Boden", sagt der Bezirkssportgerichts-Vorsitzende und beruft sich dabei auf die Rechts- und Verfahrensordnung, in dem die Vier-Wochen-Einspruchsfrist (nach Saisonende sind es übrigens nur sieben Tage) genau festgelegt ist.

Dass dies die betroffenen Klubs als ungerecht empfinden, kann Leffer durchaus nachvollziehen, zumal bei ihnen der gleiche Sachverhalt vorliegt wie bei den Vereinen, die innerhalb der Einspruchsfrist nachträglich die Punkte zugesprochen bekommen. Besonders ärgerlich dürfte es für die SpVgg Oberkotzau sein, die die Frist nach Informationen unserer Zeitung lediglich um einen Tag versäumt hat.

Ziemlich klar scheint schon jetzt zu sein, dass Trogen mindestens noch neun Punkte abgezogen werden. "Das Bezirkssportgericht muss und wird sich hier an dem Urteil des VSG orientieren", macht Leffer deutlich.

Einige Vertreter der Vereine, die erst nach dem 6. November Anzeige erstattet haben, kündigten schon einmal an: "Sollten wir die Punkte nicht zugesprochen bekommen, ziehen auch wir vors Verbandssportgericht."

Es kann also noch Wochen dauern, bis die Tabelle der Bezirksliga Ost geradegerückt ist. Momentan steht Trogen noch mit 37 Zählern an der Tabellenspitze. Bezirksspielleiter Gerald Schwan will die Tabelle erst nach dem Urteil des Bezirkssportgerichts korrigieren. Die beiden Spiele von Trogen gegen Mistelgau und Neudrossenfeld II wurde vom VSG für das Team von Florian Narr-Drechsel jeweils mit 0:2 als verloren gewertet. Auch wenn von offizieller Seite noch nicht geändert, ist der TSV Mistelbach neuer Spitzenreiter. Noch hat Trogen nach dem Abzug der bislang feststehenden sechs Zählern 31 Punkte - aber wohl nicht mehr lange.

Inzwischen ist auch klar, wie der Schmu aufgeflogen ist: Unmittelbar nach dem 3:1-Sieg des FC Trogen beim TSV Mistelbach am 24. September gab es im Sportheim der Mistelbacher einen anonymen Anruf. Der brachte den Stein ins Rollen.

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