Regionalsport
Unruhe und Aufregung im ostdeutschen Fußball
Das Jahr 1989 bringt große Veränderungen im Fußball der DDR. Erst flüchten Spieler, nach dem Mauerfall gehen nicht wenige in den Westen. Folge: Viele Vereine bluten aus.

Hof - "Der Fußball hat bis zur Wende in der DDR dank der Betriebssportgemeinschaften eine Sonderrolle genossen." Hardy Grüne, Buchautor von zahlreichen Sportbüchern, beschäftigt sich schon vielen, vielen Jahren mit der Lieblingssportart der Deutschen. Und auch mit dem Ostfußball. Privilegien habe es reichlich für die Profis aus dem Osten gegeben, auch wenn sie offiziell als "Staatsamateure" gegolten hätten.
Doch dann kam das Jahr 1989. Unter den DDR-Bürgern, die über Ungarn, Tschechien oder Polen nach Westdeutschland geflüchtet waren, seien auch Fußballer aus den verschiedenen DDR-Spielklassen gewesen. "Es herrschte Unruhe und Aufregung." Nicht nur bei Mitspielern, sondern vor allem auch bei Vereinen und im Fußballverband. Klubs hätten da schon Probleme gehabt, ihre Teams noch besetzen zu können.
Nach dem Fall der Mauer wurde es dann richtig dramatisch. Fußballer aus dem Osten - "die waren besser ausgebildet als im Westen" - waren begehrt. Denn: Sie hat es mehr oder weniger gratis gegeben. "Es gab keine Regelungen für Ablösesummen." Allein in der Winterpause seien rund 250 Kicker in den Westen gegangen. Das hatte zur Folge, dass erste Vereine im Osten, wie Motor Stralsund, den Sportbetrieb einstellen mussten. Dabei hätten die Vereine aus dem Westen nicht nur mit Geld gelockt.
Clevere, grenznahe Vereinsbosse hatten Fußballer trickreich geködert. So sei ein Förderer des SVA Bad Hersfeld zu Spielern nach Thüringen gefahren. Nicht mit Geldkoffern wir Reiner Calmund. Sondern mit Hilfe im alltäglichen Leben. "Ich pflastere dir den Hof, wenn du bei uns spielst." So verließen viele Nachwuchsspieler den DDR-Zweitligisten Kali Werra Tiefenort und gingen in den Westen. Die Folge war dramatisch: Die Westthüringer sind bis in die Kreisliga abgestürzt. "Viele Mannschaften und Vereine im Osten haben sich seit der Wende aufgelöst", stellte Grüne fest. Auch weil Fußballfunktionäre in den Westen gegangen seien.
Dazu kam das aufkommende Privatfernsehen, das immer mehr Fußball übertrug und Zuschauer vom Spielfeld an die TV-Geräte lockte. "Darunter hatteten auch Amateurvereine im Westen wie der FC Bayern Hof zu leiden." Erst in den 2000er-Jahren habe es eine Erholung im ostdeutschen Fußball gegeben. "Die tiefe Krise scheint überwunden." Als Beispiele für erfolgreiche Klubs nennt der Göttinger den VfB Auerbach im Vogtland und den ZFC Meuselwitz in Thüringen. "Der Amateurfußball hat trotz Fernsehfußballs eine Überlebenschance", machte Grüne zum Abschluss Mut. peck
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Buchautor Hardy Grüne ist auch Herausgeber des Magazins "Zeitspiel", das sich auch mit dem Amateurfußball befasst. In der nächsten Ausgabe geht es um die SpVgg Bayreuth. Infos unter www.zeitspiel-magazin.de.
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