VER Selb Ein Tag für die Geschichtsbücher

Stolz präsentierten sich (von links) Torwart Sebastian Stefaniszin, Trainer Henry Thom und Marvin Deske den Selber Fans nach den erfolgreichen Playoffs gegen den EV Weiden. Mit den Tilburg Trappers gilt es nun aber eine noch härtere Nuss zu knacken. Foto: Mario Wiedel

Der VER Selb spielt heute erstmals international. Im Playoff-Viertelfinale der Eishockey-Oberliga sind die Tilburg Trappers aus Holland zu Gast in der Netzsch-Arena.

 
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15 Mal niederländischer Meister, 15 Mal niederländischer Pokalsieger und amtierender Meister der deutschen Oberliga: Es ist ein ganz schönes Kaliber, das da mit den Tilburg Trappers im Playoff-Viertelfinale zukommt auf die Wölfe. Die haben entsprechend Respekt, aber eines nicht: Angst. "Ich sehe zwei Mannschaften auf Augenhöhe", sagt VER-Trainer Henry Thom. Und: "Auch Tilburg wird vor uns Respekt haben." Vor allem in der Netzsch-Arena, wo am heutigen Freitag (20 Uhr) über 3000 Fans und ein Hexenkessel auf die Holländer warten.

Die Fans müssen früh aus den Federn

Die Fans der Selber Wölfe, die am Sonntag ihre Mannschaft zum Spiel nach Tilburg begleiten, treibt vor allem eines um: Reichen die Getränke in den Fanbussen? Gut zehn Stunden dürften die Anhänger unterwegs sein, schließlich müssen mehrere Pinkel- und Raucherpausen eingeplant werden. Fest steht, dass alle früh raus müssen aus den Federn. Für die Weißenstädter Mitglieder des Fanclubs Fichtelgebirge und Eisteufel beginnt die Tour bereits um 5.20 Uhr. Die Fanatics starten gemeinsam mit der Sektion Edelherb um 7 Uhr in Marktredwitz. Insgesamt werden 240 VER-Anhänger ihr Team in Holland unterstützen.

"Der Heimvorteil kann ein großes Pfund für uns sein. In unserem Wohnzimmer muss jede Mannschaft erst einmal bestehen", sagt Thom, der das Viertelfinale noch nicht als Endstation sieht. "Die Atmosphäre in unserer Halle gibt uns Auftrieb und beeindruckt jeden Gegner." Dazu kämen, je länger die Serie dauert, auch die Reisestrapazen. Schon am Dienstag müssen die Trappers nämlich erneut nach Selb reisen. Zwischendrin, am Sonntag (19 Uhr), findet Spiel zwei in den Niederlanden statt. Die knapp 700 Kilometer nach Tilburg nehmen die Wölfe schon am Samstag in Angriff. Und sie wollen mit einem Erfolgserlebnis im Rücken den Bus besteigen.

Was in den vergangenen Tagen vor allem auch auf dem Trainingsprogramm von Thom stand, waren Videoanalysen von der Achtelfinalserie der Trappers gegen die Crocodiles Hamburg. Die Erkenntnisse überraschen wenig. "Tilburg ist eine physisch sehr starke Mannschaft, die hart, aber nicht unfair spielt." Auf eines müssten sich seine Cracks besonders einstellen, sagt Thom: "Der Spieler, der die Scheibe hat, muss darauf vorbereitet sein, dass innerhalb von drei Sekunden ein Check kommt."

Der Wölfe-Coach sieht sein Team nach der zweiwöchigen Spielpause bereit für sehr intensive Begegnungen. "Wir haben hart und gut gearbeitet. Man merkt der Mannschaft die Vorfreude an." Natürlich sind die Begegnungen mit internationalem Flair etwas Besonderes für die VER-Spieler, von denen bis auf Dennis Schiener alle einsatzbereit sind. "Ein holländisches Team hatte ich nun wirklich nicht auf dem Schirm gehabt, als ich im Sommer aus Bad Tölz nach Selb gewechselt bin", sagt Dominik Kolb. Der junge Verteidiger ist davon überzeugt, das die Wölfe gegen die Trappers etwas reißen und ins Halbfinale einziehen können. "Wir werden als Team kämpfen und Vollgas geben, dann ist alles möglich."

Dieses Vollgas erwartet der Selber Trainer vom ersten Bully weg auch von den Holländern. "Da wird nichts mit Abwarten sein. Die werden gleich sehr aggressiv und früh unseren Spielaufbau stören", sagt Thom, der sich nach den Videoanalysen wundern würde, "sollten die Trappers etwas anderes machen." Aber auch die Wölfe wollen sich nicht verstecken vor heimischer Kulisse. Im Gegenteil. "Wir wollen unser Spiel durchziehen", sagt Thom. "Aber im Eishockey ist nicht alles planbar. Sonst wäre es ja ein Schachspiel."

Dass sein Team bereits im Viertelfinale auf den vermeintlich größten Brocken trifft, ficht den Selber Coach nicht sondernlich an. "Ob Essen, Hamburg oder nun eben Tilburg: Jetzt gibt es keinen einfachen Gegner mehr." Was Tilburg den anderen Nord-Teams voraus habe, sei die Playoff-Erfahrung aus der holländischen Liga - und im Vorjahr auch aus der ersten Saison in der Oberliga. Über die Stationen Hannover Scorpions, EV Landshut und EC Peiting gelang der Sprung ins Finale, wo der EHC Bayreuth in drei Spielen abgefertigt wurde.

Die Topscorer der Trappers heißen Justin Larson und Mitch Bruijsten. Ebenfalls sehr torgefährlich ist Kapitän Diederick Hagemeijer. Er übertreibt es mitunter aber etwas mit seinen Checks, hat in der Hauptrunde 175 Strafminuten gesammelt und auch in den Playoffs schon wieder eine Spieldauer-Disziplinarstrafe erhalten. Die sehr körperbetonte Spielweise der Niederländer könnte auch ein Vorteil für die Wölfe sein. Dann nämlich, wenn die Schiedsrichter konsequent durchgreifen und der VER sein gefürchtetes und in der ersten Playoff-Serie gegen Weiden gut funktionierendes Powerplay wieder erfolgreich aufziehen kann. Ein Plus der Holländer, vor allem wenn die Serie über vier oder fünf Spiele geht: Sie können auf vier relativ ausgeglichene Blöcke setzen.

Die Netzsch-Arena öffnet ihre Tore heute um 18.30 Uhr. Der VER weist darauf hin, dass der Vorverkauf im Internet (www.verselb.de), bei Edeka Egert in Selb oder bei Sport Stodl in Wunsiedel genutzt werden sollte, um an den Abendkassen lange Wartezeiten zu vermeiden.

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