Selb Geballte Erfahrung für die Wölfe

In der vergangenen Saison noch Gegner, künftig Teamkollegen: Wölfe-Stürmer Richard Gelke (rechts) und Lukas Slavetinsky (Mitte). Der knapp 39-jährige Verteidiger mit viel DEL-, Zweitliga- und Oberliga-Erfahrung wechselt von Sonthofen nach Selb. Foto: Mario Wiedel

Der Eishockey-Oberligist VER Selb bastelt weiter erfolgreich am Kader für die neue Saison. Mit Lukas Slavetinsky kommt ein Verteidiger mit einer beeindruckenden Vita.

 
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Selb - Bis Freitagnachmittag war die Defensivabteilung des Eishockey-Oberligisten VER Selb noch arg dünn besetzt. Mit Florian Ondruschka, Neuzugang Felix Linden sowie den jungen Ben Böhringer und Mauriz Silbermann standen nur vier Spieler mit Verträgen für die Saison 2020/21 im vorläufigen Kader. Nun ist ein weiterer hinzugekommen. Mit Lukas Slavetinsky verpflichteten die Wölfe einen Spieler mit geballter Erfahrung. Der gebürtige Tscheche mit deutschem Pass kann eine beeindruckende Vita vorweisen. Für Hamburg und Ingolstadt bestritt er 88 DEL-Spiele, in der zweithöchsten deutschen Spielklasse lief er in knapp 800 Partien auf - und auch in der Oberliga ist der knapp 39-jährige, frühere Junioren-Nationalspieler kein Unbekannter. Für Erding, Dresden und Sonthofen bestritt er über 230 Spiele in der dritten Liga.

Körperlich topfit, ein Blueliner mit starkem Schuss, aber auch ein Spielmacher mit großem Offensivpotential, der seine Mitspieler gerne in Szene setzt: Die Stärken von Slavetinsky dürften auch den Wölfe-Fans in den Spielen in den vergangenen beiden Jahren gegen Sonthofen nicht verborgen geblieben sein. In der neuen Saison, deren Start für 16. Oktober geplant ist, soll der Routinier eine Schlüsselposition in der Selber Defensive einnehmen. "Lukas bringt mit, was ein Verteidiger haben muss. Er soll unsere jungen Cracks führen und wird uns vor allem in Powerplay mit seiner Erfahrung und Spielübersicht weiterhelfen", wird VER-Trainer Herbert Hohenberger in der Mitteilung des Vereins zitiert.

Hohenberger habe im Vorfeld der Verpflichtung auch mit seinem einstigen Teamkollegen Peter Draisaitl - ehemaliger Trainer des Wölfe-Neuzugangs und Vater von NHL-Superstar Leon Draisaitl - über Slavetinsky gesprochen. "Peter sagte, wenn du so einen Typen in der Mannschaft haben kannst, musst du einfach zuschlagen - und das haben wir getan."

Seine "erfolgreichste und schönste Zeit" hat Slavetinsky bei den Ravensburg Towerstars verbracht. Insgesamt acht Jahre trug er das Trikot des Zweitligisten. Eine wichtige Station in der Vita des Wölfe-Neuzugangs war auch der ERC Sonthofen. Beim Verein aus der Stadt im Oberallgäu, in der er auch aufwuchs und bis zum Knabenalter spielte, fungierte der laut Hohenberger "positiv Eishockeyverrückte" in den vergangenen beiden Jahren in Doppelfunktion als Spieler und Sportlicher Leiter.

"Der doppelte Dirigent", titelte im Dezember 2018 die "Lindauer Zeitung" über den studierten Sportmanager, der es in seiner Rolle als Führungskraft auf und neben dem Eis aber vor allem in der abgelaufenen, wegen der Corona-Pandemie vorzeitig abgebrochenen Saison nicht leicht hatte in Sonthofen. Finanzielle Schwierigkeiten schon im Sommer, eine nervenaufreibende Hängepartie bis zur Lizenzerteilung und schließlich eine Saison, die für den Verein aus dem Allgäu in großen finanziellen Problemen und im Abstieg mündete: "Es war eine harte Zeit. Es war enorm belastend, wenn du über Monate kein Geld siehst", blickt Slavetinsky zurück. "Aber ich nehme auch viel Positives mit, hatte in meiner Zweitfunktion neben dem Eis einen guten Einstieg, um auch einmal hinter die Kulissen zu blicken."

Nun freut sich der glückliche Familienvater zweier Kinder - Tochter Elli-Lou und Sohn Leo - auf seine neue Herausforderung in Selb. Mit dem Karriereende hat sich der bald 39-jährige Vorzeigeathlet nach dem Abschied vom ERC Sonthofen, der in der Bezirksliga neu durchstarten möchte, mit noch keinem Gedanken beschäftigt. "Ich bin topfit und habe immer noch wahnsinnig viel Spaß am Eishockey. Dieser Sport ist meine große Leidenschaft von Kindesbeinen an, und jetzt möchte ich meine Erfahrung an die Jungen weitergeben." Auch sollte seine aktive Karriere nicht mit einer derart turbulenten und miesen Spielzeit wie zuletzt in Sonthofen beenden werde. "Nein", sagt er. "So wollte ich sportlich nicht abtreten. Und dann kam das Angebot aus Selb."

Gleich das erste Gespräch mit Trainer Herbert Hohenberger sei super verlaufen. "Seine Art, wie er Eishockey spielen lassen möchte, und das Gesamtkonstrukt Selber Wölfe haben mich überzeugt." Beim VER hat Slavetinsky einen Einjahresvertrag unterschrieben. Ans Aufhören will er aber auch nach danach noch nicht denken. "Wenn ich weiterhin vor größeren Verletzungen verschont bleibe, muss es nicht mein letztes Jahr sein."

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