VER Selb VER-Neuzugang Pozivil: "Selb ist wie ein Neuanfang für mich"

Uwe Dutkiewicz

VER-Neuzugang Lukas Pozivil will mit den Wölfen erfolgreiches und attraktives Eishockey bieten. Ans Karriere-Ende denkt der 34-Jährige noch lange nicht.

 
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Herr Pozivil, haben Sie Ihre Koffer bereits für Selb gepackt?

Zur Person

Lukas Pozivil ist 34 Jahre alt, bringt mit 92 Kilogramm Gewicht und 182 Zentimeter Körpergröße die idealen Voraussetzungen für einen Verteidiger mit und soll mit seiner Erfahrung aus 173 Spielen in der DEL2 eine tragende Rolle in der Defensive beim VER Selb einnehmen. Der Tscheche wird künftig mit der Nummer 55 im Selber Oberliga-Team auflaufen.

Ja, alles fertig, es kann losgehen. Momentan bin ich noch in Tschechien, ich wohne in einer kleinen Stadt namens Mezibori, etwa zehn Kilometer von Most entfernt. Zeit zum Wegfahren in den Ferien hatte ich keine, denn Trainieren für die neue Saison hatte oberste Priorität. Und diese Woche komme ich dann endlich nach Selb.

Sie sind verheiratet und haben eine Tochter. Bringen Sie Ihre Familie mit nach Selb?

Nein, ich komme alleine. Meine Frau Denisa kann aufgrund ihres Jobs nicht mitkommen und unsere sechsjährige Tochter Ellen geht hier in Tschechien zur Schule. Aber soweit ist Selb nicht entfernt - meine Frau und Tochter werden mich sicher hin und wieder besuchen.

Der Name Lukas Pozivil wird vielen Fans in Selb (noch) nicht viel sagen. Bitte erzählen Sie ein wenig über sich.

Geboren bin ich in Most und mit ca. 4 Jahren begann ich mit dem Eishockeyspielen. Die meiste Zeit meines Lebens - ganze zwölf Jahre lang- habe ich in Litvinov gespielt, weitere Stationen waren in Tschechien unter anderem Vereine wie HC Ceske Budejovice oder HC Slovan Ústectí Lvi. Eishockey ist mein Leben, ich stamme aus einer sehr eishockeybegeisterten Familie. Auch mein fünf Jahre jüngerer Bruder ist Eishockeyspieler aus Leidenschaft (Anm. d. Red: Bruder Ondrej spielte in der vergangenen Saison in Kaufbeuren und in dieser Spielzeit bei den Ravensburg Towerstars in der DEL 2). Mit meinem Bruder spielte ich bislang nur in der Saison 2007/2008, damals in Litvinov, in einem Team. Vielleicht klappt es ja nochmals gemeinsam für eine Mannschaft zu spielen....

Erst in der Saison 2013/2014 haben Sie damals mit 30 Jahren ihr Heimatland Tschechien verlassen und wechselten zu den Lausitzer Füchsen Weißwasser. Warum so spät und warum nach Weißwasser?

Das ist ganz einfach zu erklären. Der Verein HC Slovan Ústectí Lvi aus der zweiten tschechischen Liga ging pleite und somit musste ich mir etwas Neues suchen. Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung prüfte ich zahlreiche Angebote, und das aus Weißwasser war für mich das lukrativste und interessanteste.

Nach zuletzt drei Jahren Weißwasser und ein Jahr Crimmitschau wechseln Sie jetzt von der DEL2 eine Etage tiefer in die Oberliga Süd? Für Sie ein sportlicher Abstieg oder eine neue Herausforderung?

Ganz klar Letzteres, ein sportlicher Abstieg keinesfalls, denn die Oberliga Süd hat einen sehr guten Ruf. Das vergangene Jahr in Crimmitschau war für alle Beteiligten und auch für mich kein gutes Jahr. Umso wichtiger ist es für mich, dass ich zu einem neuen Verein komme, der in der Eishockeyszene und auch bei den Spielerberatern einen sehr guten Ruf genießt. Ich freue mich sehr auf Selb - nach einem sehr bitteren Jahr Crimmitschau ist es nun wie ein Neuanfang.

Ende März 2017 wurden Sie in Crimmitschau aufgrund angeblicher mangelnder Einstellung beurlaubt. Möchten Sie dazu etwas sagen oder wollen Sie die Akte Crimmitschau einfach beendet sehen?

Ich bitte um Verständnis, dass ich mich hierzu nicht äußern werde. Das hat nichts in der Öffentlichkeit zu suchen.

Wölfe-Coach Henry Thom hat Ihnen eine Schlüsselrolle in der neuen Wölfe-Verteidigung zugedacht. Wo sehen Sie selbst Ihre Stärken?

Diese Frage müssen Sie anderen stellen, zum Beispiel Coach Henry Thom, der mich unbedingt in seinem Team haben wollte. Über meine Stärken sollen bitte andere urteilen..

Sie gelten insbesondere auch als sehr offensiv ausgerichteter Verteidiger. Wollen Sie dies in der Oberliga noch stärker ausleben?

Das hängt ganz davon ab, wie die Taktik von Coach Thom aussieht. Wenn er möchte, dass ich noch offensiver agieren soll, mache ich das. Ich habe damit kein Problem.

Ein Blick auf Ihre persönliche Strafzeiten-Statistik zeigt: Sie können auch körperlich zur Sache gehen. Sind Sie ein unfairer Spieler?

Nein, bin ich ganz und gar nicht. Es ist richtig, dass ich das Körperspiel mag, aber es muss auch letztlich für die Mannschaft Sinn machen. Jeder Spieler ist immer wichtiger auf dem Eis als auf der Strafbank sitzend.

Kennen Sie bereits einige Ihrer neuen Mitspieler?

Ich kenne ein paar Spieler wie zum Beispiel Jared Mudryk oder Kyle Piwowarczyk - aber nur als Gegenspieler und nicht persönlich.

Ähnlich wie Ihr neuer Verteidigerkollege Dominik Müller haben auch Sie mittlerweile einen deutschen Pass. Wie kam es dazu?

Den deutschen Pass habe ich seit etwa vier Jahren. Die Familie meiner Mutter sind Deutsche.

Wie haben Sie sich im Sommer auf die neue Saison vorbereitet? Wie fühlen Sie sich persönlich?

Die Sommer-Vorbereitung war wirklich sehr schwer und anstrengend, aber so muss das sein, damit man fit ist, wenn es losgeht. Wir haben hier in Tschechien kleine Trainingsgruppen gehabt und trainierten sechsmal die Woche plus Fußball und Tenniseinheiten. Wie schon oben gesagt. Zeit für Ferien und Urlaub gab es somit keine....Ich fühle mich sehr gut.

Welche persönlichen und sportlichen Ziele haben Sie für die kommende Saison bei den Wölfen?

In meinem Alter hat man keine persönlichen Ziele mehr. Für mich sind das A und O die Mannschaft und der mannschaftliche Erfolg. Ich wünsche mir für unser Team, dass wir unseren Fans erfolgreiches und attraktives Eishockey bieten und viele Siege gemeinsam feiern können.

Im September werden Sie 35 Jahre. Denkt man da schon mal langsam über das Karriereende nach?

Nein, solange ich gesund bin und bleibe und Spaß am Eishockey habe, plane ich von Saison zu Saison.

Worauf freuen Sie sich am meisten im kommenden Eishockeywinter?

Auf alles. Ich lebe und liebe den Eishockeysport, mit meinen Teamkameraden in der Kabine zu sein und genieße einfach jeden Tag aufs Neue.

Das Gespräch führte Uwe Dutkiewicz

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