Heute vor 125 Jahren wurde es - geht man nach dem gregorianischen Kalender - im Mariinski-Theater in Sankt Petersburg uraufgeführt. Choreografiert wurde die Urfassung von keinem Geringeren als Marius Petipa, dem französisch-russischen Balletttänzer und Choreografen, der als Vater des klassischen Balletts gilt und dessen Choreografien, wenn auch aus heutiger Sicht sehr konservativ, immer noch gepflegt und damit am Leben erhalten werden. Die Geschichte, die Tschaikowsky mit seiner Ballettmusik vertonte, geht zurück auf das Märchen "La belle au bois dormant" aus der Märchensammlung "Contes des Fées" (wörtlich: Feen-Erzählungen) des französischen Schriftstellers Charles Perrault aus dem 17. Jahrhundert. Mit seiner Sammlung machte Perrault das Märchen-Genre damals von Frankreich ausgehend in ganz Europa populär, denn auch Jakob und Wilhelm Grimm etwa griffen letztlich auf verschiedene seiner Feen-Erzählungen zurück. Die Geschichte von der schlafenden Schönheit hörten die hessischen Brüder zuerst von Marie Hassenpflug, deren Familie französische Wurzeln hatte und daher mit den Texten Perraults vertraut war. Dessen originale Version von "Dornröschen" indes unterscheidet sich in einigen gravierenden Punkten von jener, die heute aus den grimmschen Hausmärchen bekannt ist: Bei Perrault sind es acht Feen, die zur Taufe der Prinzessin gute Wünsche aussprechen, und eine neunte, erboste, die den Tod voraussagt - bei Grimm erscheinen zwölf Feen, die 13. verflucht das Mädchen; außerdem gibt es im Original nach der Hochzeit noch ein Nachspiel über das "... leben sie bis heute" der Grimms hinaus: Dort werden die Prinzessin und ihre Kinder von der bösen Schwiegermutter bedroht, die ihre Enkel gerne vom Koch als Delikatesse serviert bekäme. Auch Tschaikowsky hat bei seinem Finale auf dieses blutrünstige Detail verzichtet.