Selb - Um die Dauerbrenner in der Stadt voranzubringen, haben sich am Donnerstagabend im Selber Rathaus Bürger getroffen und Ideen für die Zukunft der Stadt gesammelt. Nun ist die Verwaltung am Zug: Bis zum nächsten Treffen am 19. März, 18.30 Uhr, bündeln die Mitarbeiter die Vorschläge. Wer noch welche hat, kann sie per E-Mail an oberbuergermeister@selb.de schicken, sich an Wirtschaftsförderin Nadja Lochschmidt wenden oder zur nächsten Bürgersprechstunde kommen.

Wie geht es weiter mit den Festen und Veranstaltungen?
Martin Pape und Renate Wölfel vom „Forum Selb erleben“ wollen den Gruschlmarkt zum Michaelimarkt wiederbeleben, um mehr Gäste anzulocken. Dr. Eva Körner schlug vor, die verkaufsoffenen Marktsonntage mit Straßenmusikfestivals und Kleinkunst aufzuwerten. Wolfgang Achtziger regte an, auf den Michaelimarkt zu verzichten und stattdessen ein Herbstfest zu feiern, an dem sich Vereine beteiligen. Auch das Bürgerfest wollten die Teilnehmer neu organisiert wissen, mit größerem musikalischem Angebot für junge Gäste. Stadtrat Carsten Hentschel schlug außerdem eine lange Einkaufsnacht vor. Stadtrat Kai Hammerschmidt regte an, die „Perle“ Selber Wochenmarkt mit Sitzgelegenheiten und Musik zu ergänzen. Insgesamt waren sich die Teilnehmer einig, lieber weniger Feste zu feiern und diese dafür mit attraktiverem Angebot auszustatten.

Was kann man in Sachen Freizeit, Erholung und Kultur anschieben?
Stadträtin Ramona Jülke-Miedl erinnerte an einen Festzug der Vereine anlässlich eines Jubiläums, der in einem großen Fest im Rosenthal-Park endete. Vielleicht könnten sich die Vereine so besser präsentieren, als beim Bürgerfest. Auch regte sie ein Freiluftkino im Bürgerpark an. Dagmar Franke von den Grenzlandfilmtagen stellte die Arbeit der Organisatoren vor und bedauerte, dass nur wenige Selber das Angebot nutzten. Bestrebungen, das Festival mit einer langen Einkaufsnacht zu verknüpfen, seien bislang gescheitert – doch Martin Pape vom „Forum Selb erleben“ sagte zu, das Thema nochmals aufzugreifen. Man müsse die Selber dazu bringen, die Besonderheiten der Stadt zu schätzen. Stadträtin Irene Pohl wollte auch Dagmar Frankes Vorschlag eines „Multikultifestes“ im Bürgerpark an den Verein „Zukunft in Selb“ herantragen.

Wie findet man ein Alleinstellungsmerkmal für Selb?
„Wir sollten als Porzellanstadt auch wirklich eine Porzellan-Stadt sein“, sagte Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch. Zuvor hatte Martin Pape vom „Forum Selb erleben“ die Frage aufgeworfen, wie man die Besucher der Outlets und des Porzellanikons in die Innenstadt locken könnte. Florian Miedl regte an, Rosenthal zu bitten, einen Laden in der Innenstadt zu unterhalten. Stadtrat Carsten Hentschel schlug vor, dort einen ganzjährigen Porzellan-Weihnachtsartikel verkauf einzurichten. Stadtrat Klaus Cullmann rief dazu auf, „ruhig mal zu spinnen“ und erinnerte an eine Expedition Philip Rosenthals. „Da haben die Leute auch gedacht, der spinnt, aber als er eine Porzellanfahne auf dem Gipfel eines Sechstausenders hisste, war die Werbung unbezahlbar.“ Dafür gab es spontan Applaus. OB Pötzsch sagte dann auch: „Ich spinn‘ jetzt mal“ und schlug vor, Fassaden und Laternen in der Innenstadt mit Porzellanplatten zu gestalten. Stadträtin Ramona Jülke-Miedl regte an, in diesem Zusammenhang auch den „Roten Faden“ zu den Sehenswürdigkeiten zu überdenken. Martin Pape erinnerte daran, dass der schon einmal durch Silhouetten der weltgrößten Kaffeekanne ersetzt werden sollte. Größere Kannen zum Aufstellen könnten dann vor Geschäften Hingucker sein. Stadtrat Kai Hammerschmidt begrüßte das und zog Parallelen zu den Bärenfiguten in Berlin.

Was lässt sich im großen Bereich Soziales anbieten?
Stadträtin Ramona Jülke-Miedl regte weitere Behindertenparkplätze in der „Kraft“ an. Petra Hartmann monierte den fehlenden Fußgängerweg in das Einkaufszentrum. Der fehle auf allen großen Parkplätzen, sagte OB Pötzsch, „aber hier würden wir es gerne anders haben, weil wir die ,Kraft‘ als Teil der Innenstadt begreifen“. Dominik Voigt bat darum, Druck auf Ministerpräsident Horst Seehofer auszuüben, um den einst versprochenen Hochschulstudiengang doch nach Selb zu bekommen. Wolfgang Achtziger schlug eine Kooperation zwischen Seniorenbeirat und dem Jam vor, Motto „Alt-Selb kocht für Jung-Selb“. Seniorenbeauftragte Dr. Eva Körner versprach, die Idee aufzugreifen. Stadträtin Anneliese Schade regte ein „Hilfsnetzwerk“ für junge und alter Selber an, und Stadträtin Irene Pohl schlug die Gründung eines Integrationsbeirats vor.

Wie gelingt eine bessere Kommunikation zwischen Stadt und Bevölkerung?
Dass die Kommunikation zwischen der Stadt, den Institutionen und der Bevölkerung nicht immer gut funktioniert, zeigte sich bei der Diskussion ebenfalls: Stadträtin Ramona Jülke-Miedl monierte, dass die Präsentation der Stadt im Internet besser sein könnte. So habe der Treff zum Gedankenaustausch nicht im Online-Veranstaltungskalender gestanden. Wirtschaftsförderin Nadja Lochschmidt sagte, dass sich an der Homepage bereits etwas tue. Zwei Frauen kritisierten, dass sie sich vor der Einführung der Straßenausbaubeitragssatzung schlecht informiert gefühlt hätten. OB Pötzsch wunderte das, angesichts der breiten Berichterstattung über Infos der Stadt. Auch der plötzlich abgeschaffte Gruschlmarkt hatte für Irritationen beim „Forum“ gesorgt: Martin Pape erwähnte, dass es da wohl ein Kommunikationsproblem gegeben habe.

Was kann man für die Belebung der Innenstadt tun?
Markus Mühle wollte die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt verbessert sehen, etwa durch von der Künstlerkolonie Fichtelgebirge gestaltete Schaufenster oder Straßenmalerei, zu der man die Studenten der Designfachschule einladen könnte. Dominik Voigt meinte, man könnte dort auch Abschlussarbeiten der Fachschüler ausstellen. Stadtrat Klaus Cullmann schlug vor, die westliche Ludwigstraße vor dem Storg analog zur östlichen in eine Einbahnstraße umzuwandeln. Das schaffe Platz für ein Straßencafé und ähnliches. Uwe von Dorn kritisierte: „Wenn wir den Storg nicht aufsperren, können wir zusperren.“ Ganz so wollte das Ulrich Pötzsch nicht gelten lassen. Stadtrat Kai Hammerschmidt sprach in Sachen wirtschaftlicher Belebung der Innenstadt von einer verlogenen Diskussion: „Auch wir haben zugestimmt, dass die Kaufkraft in die Außenbezirke wandert; das fing mit Aldi auf der grünen Wiese an.“ Klaus Cullmann räumte ein, dass die Innenstädte künftig wohl weniger als Einkaufsmeilen, sondern eher als Wohnraum und für die Gastronomie infrage kämen. Stadträtin Ramona Jülke-Miedl schlug vor, mit einer Vereinheitlichung der Schautafeln und Laternen für ein aufgeräumtes Stadtbild zu sorgen. Seniorenbeauftragte Dr. Eva Körner bat darum, die mit Kopfstein gepflasterte Innenstadt „Rollator-freundlicher“ zu gestalten.