Der Todesmarsch

12. April 1945: KZ-Leiter Alois Dörr beschließt, das Helmbrechtser Lager zu räumen. Grund sind die heranrückenden amerikanischen Truppen. Das Ziel: Das Lager Zwodau in Böhmen.

13. April: Gegen Nachmittag verlässt ein gespenstischer Zug die Stadt. 590 nichtjüdische und 580 jüdische Frauen werden von etwa 50 Aufseherinnen und Aufsehern vorwärtsgetrieben. Viele der jüdischen Frauen haben nicht einmal Schuhe an. Viele sind so schwach, dass andere sie mitschleifen. Schon am ersten Tag werden zwischen Helmbrechts und Schwarzenbach an der Saale mehrere Frauen von Aufsehern erschossen oder erschlagen.

14. April: Alois Dörr ignoriert den Befehl eines Abgesandten Himmlers, die Gefangenen freizulassen (siehe Artikel linke Seite ). Stattdessen entscheidet er, den Marsch fortzusetzen. 60 nichtjüdischen Gefangenen gelingt die Flucht.

17. April: In Zwodau erhält Dörr den Befehl, alle nichtjüdischen Häftlinge des Transports - ausgenommen die Deutschen - zurückzulassen. Mit dem Rest des Zuges will er nach Dachau gelangen. Weil dort bereits die Amerikaner sind, ist das Ziel die Ostmark (das heutige Österreich) und die sagenumwobene, vermeintliche Alpenfestung.

25. April: Der Zug überschreitet die Grenze zum Protektorat Böhmen und Mähren. Die tschechische Bevölkerung ist bemüht, den Frauen Lebensmittel zukommen zu lassen. Die Aufseher versuchen dies mit aller Gewalt zu unterbinden. Fast immer mit Erfolg. Viele Gefangene erfrieren oder sterben, weil sie mit ihrer Kraft am Ende sind.

4. Mai: Am Tag, nachdem der Zug mit nur noch 350 Gefangenen Volary erreicht hat, können die Deutschen nicht mehr ausweichen, ohne auf feindliche Kräfte zu treffen. Beim Angriff eines amerikanischen Flugzeugs wird eine Aufseherin getötet. Aus Wut rächen sich drei Wachmänner und erschießen beim "Massaker von Bierbrücke" 19 Frauen. Die Getöteten lassen sie liegen, wo sie zu Boden gestürzt sind.

6. Mai: Amerikanische Truppen besetzen das von Helmbrechts 200 Kilometer entfernte Volary. Ein Arzt kommt zu dem Schluss, dass mindestens die Hälfte der Frauen spätestens 24 Stunden nach seiner Ankunft gestorben wäre. Bis November sterben 19 Frauen im Militärhospital an den Folgen der NS-Herrschaft.