Diesen Donnerstag begehen Katholiken in Deutschland und andernorts ein besonderes Fest: Sie erinnern an Fronleichnam in prächtigen Umzügen daran, wie Jesus Christus beim Abendmahl die Eucharistie eingesetzt hat. Pfarrer Oliver Pollinger erklärt die Bedeutung der sakralen Gegenstände und der Rituale im Freien.

Grund & Bedeutung
"Fronleichnam ist das Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christ", erklärt Pfarrer Oliver Pollinger. Dabei geht es darum, zu verdeutlichen, dass Jesus nicht nur in der Kirche eine Rolle spielt. "Die Grundintention des Festes ist, dass der Glaube mir im Alltag, in allen Lebenslagen hilft. Es geht darum, wie man mit Gottes Hilfe gut durchs Leben kommt." Deshalb spielt auch eine Hostie eine so wichtige Rolle an diesem Tag. Während des Gottesdienstes feiert die Gemeinde die Eucharistie: Dabei wandeln sich Wein und Brot in Blut und Leib Jesu. Mit der gewandelten Hostie ist Jesus also buchstäblich unter den Gläubigen. "Wenn die Hostie an meinem Haus, meiner Arbeitsstelle vorbeigetragen wird, soll ich mich davon ermutigen lassen." In der evangelischen Kirche wird die Eucharistiefeier Abendmahl genannt.

Name & Ursprung
Das Wort Fronleichnam kommt aus dem Mittelhochdeutschen und leitet sich von "vrône lîcham" ab. ",Fron' bedeutet ,dem Herren gehörig' und ,Leichnam' meint nicht den Toten, sondern den Körper", erklärt Oliver Pollinger. Das Abendmahl mit Brot und Wein hat zwar Jesus selbst gestiftet. Den Vorschlag, den Leib des Herrn mit einem eigenen Fest zu verehren, hat aber eine Ordensfrau gemacht: Juliana von Lüttich regte die Feier 1246 an, Papst Urban IV. erhob sie 1264 zum Fest für die gesamte Kirche. Fronleichnam ist ein Hochfest wie auch Weihnachten, Allerheiligen und Christi Himmelfahrt. "Gefeiert wird Fronleichnam in der ganzen Welt, aber überall anders: In Südamerika zum Beispiel tragen die Gläubigen teils Heiligenfiguren mit sich oder Gewänder, die ein bisschen an den Karneval erinnern."

Hostie & Monstranz
Im Mittelpunkt der Fronleichnamsfeier steht die Hostie als Symbol für die Gegenwart Christi. "Das Wort Hostie bedeutet Opfergabe", erklärt Oliver Pollinger. Sie besteht aus ungesäuertem Weizenbrot und wandelt sich in der Eucharistiefeier zum Leib Jesu. Eine solche gewandelte Priesterhostie, also eine größere, stellt der Geistliche an Fronleichnam in die Monstranz, das "Zeiggerät". Das wertvolle Behältnis soll unterstreichen, dass die Hostie besonders ist. Die Marktleuthener Monstranz (Bild) ist schon über 100 Jahre alt und war eine Schenkung in den 1920er-Jahren. Um das Schauglas herum sind silberne Weinranken, die die Einheit von Brot und Wein, von Leib und Blut symbolisieren. Nach dem Festzug wird die Hostie im sogenannten Tabernakel in der Kirche aufbewahrt und in der nächsten Eucharistiefeier während der Kommunion an die Gläubigen verteilt.

Baldachin & Träger
Der Baldachin, auch Himmel genannt, hat eine lange Tradition: "Er geht noch auf die römische Liturgie zurück", erklärt Oliver Pollinger. "Was unter dem Himmel geht, ist etwas Besonderes. Der Stoff ist reich bestickt und seine Pracht soll die Feierlichkeit unterstreichen." Die Gemeinden Kirchenlamitz und Weißenstadt haben sich vor Jahren miteinander einen neuen Baldachin gekauft. Den Trägern wird das ehrenvolle Amt angeboten. "Meist übernehmen das Männer, denn der Baldachin wiegt einiges." Die Träger sind normalerweise in der Kirche aktive Gläubige, es können aber auch ältere Ministranten sein. Diese würden dafür ihr liturgisches Gewand anziehen, andere Helfer zum Beispiel einen Anzug.

Gebete & Lieder
"Es gibt schon gewisse Lieder, die vornehmlich an Fronleichnam gesungen werden." Oliver Pollinger zählt einige auf: "Wir beten an", "O heilige Seelenspeise", "Lasst uns ,Heilig, heilig!' singen". "Mir gefällt auch ,Beim letzten Abendmahl' sehr gut. Das singen wir an Fronleichnam gleich zu Beginn." Musikalisch umrahmen die Prozession des Pfarreienverbunds Marktleuthen, Kirchenlamitz, Weißenstadt und Röslau der evangelische Posaunenchor und der Kirchenchor aus Kirchenlamitz sowie der Weißenstädter Kirchenchor. "Das ist eine absolute Bereicherung", freut sich Pfarrer Pollinger über die ökumenische Unterstützung. Zur Messe, die um 9 Uhr in der Kirchenlamitzer Kirche Sankt Michael beginnt, gibt es spezielle Lesungen, aus denen man auswählen kann, und eine Predigt, die zum Festtag passt.

Festzug & Symbolik
"Juliane von Lüttich wollte, dass der Leib des Herrn in die Welt getragen wird", erklärt Oliver Pollinger den Ursprung der Prozessionen. Nach der Messe in der Kirche begeben sich die Gläubigen nach draußen. Vorneweg tragen die Ministranten das Kreuz, dann folgen der Posaunenchor und die Kommunionkinder, anschließend der Geistliche mit der Monstranz, die Kirchenchöre und die Gemeinde. "Weil Jesus nicht nur in der Kirche waltet, sondern der Glaube die ganze Welt durchdringt, schließen sich auch viele weltliche Vereine an." Das sind etwa Schützenvereine, aber auch Parteien. "Sie gehen mit, um den Glauben in die Welt zu tragen. Und es gehört auch zum Charakter des Festes, dass alle aufgefordert sind, zu kommen."

Altäre & Segen
Der Festzug macht an vier Freiluftaltären in Kirchenlamitz halt: In der Bergstraße, am Stadtteich, am Seniorenheim und zuletzt an der Sankt-Michael-Kirche. "Es sind vier Altäre, weil wir Texte aus den vier Evangelien hören", sagt Oliver Pollinger. Diese dienen der Erbauung der Gläubigen, sie sollen Zuversicht geben und Hilfen, um sich im Alltag auf den Glauben zu stützen. Zunächst wird aber die Monstranz auf den Altar gestellt, mit Weihrauch beräuchert, dann folgen Lieder und Gebete und zuletzt der eucharistische Segen: Dabei zeichnet der Geistliche mit der Monstranz ein Kreuz in die Luft. "Man fasst die Monstranz übrigens nicht mit bloßen Händen an: Es gibt ein spezielles Schultertuch, das ,Velum', in das extra Taschen für die Hände eingenäht sind", erklärt Pfarrer Pollinger.

Blumen & Bilder
Die Freiluftaltäre für die Fronleichnamsprozession werden reich mit Blumen geschmückt. "Das übernimmt meist der katholische Frauenbund, aber da hat jede Gemeinde andere Traditionen." Schon um 4 Uhr beginnt die filigrane Arbeit: Aus den Blüten werden christliche Bilder gesteckt. "Wir beschäftigen und dieses Jahr mit den göttlichen Personen Gott-Vater, Gott-Sohn und Heiliger Geist. Und ein Altar ist der Mutter Gottes gewidmet." Um genügend Blumen zu haben, handeln einige Familien in der Gemeinde sehr vorausschauend, freut sich Oliver Pollinger: "Die pflanzen und säen in ihren Gärten so, dass zu Fronleichnam genügend Blüten da sind." Pfarramtssekretärin Christine Kauer ergänzt: "Von einer Marktleuthener Gärtnerei bekommen wir auch Blumen gespendet."