Bad Steben – In der Trinkhalle im Kurpark sprudelt derzeit nur das Wasser der Max-Marien-Quelle, das aus der Langenau nach Bad Steben gebracht wird, aus den Zapfhähnen. Wasser der Tempelquelle und der Wiesenquelle gibt es nicht zu trinken; ein Schild weist die Gäste darauf hin. „Das ist rein zur Vorbeugung wegen der Bohrungen und betrifft nur die Trinkkur. Zum Baden steht Heilwasser weiter zur Verfügung“, erklärt Kurdirektor Ottmar Lang.

Das Bohrgerät steht derzeit auf der Wiese hinter dem Betriebshof, wo einst die Ballonfestivals stattfanden; hier bohren die Arbeiter der Firma „Brunnen & bohren“ aus Haßfurt bereits das dritte Loch. Sechs Bohrungen werden es in diesem Bereich insgesamt, sechs weitere kommen dazu im Kurpark zwischen der Oberstebener Straße und dem Kurplatz. Die Bohrungen liegen in den Fließrichtungen der Heilquellen – und um die geht es. „Das hydrogeologische Gutachten soll die möglichen Risiken für die Heilquellen untersuchen bei dem beabsichtigten Bauvorhaben eines Hotels im Kurpark und Vorschläge aufzeigen, durch welche Maßnahmen diese Risiken vermieden beziehungsweise ausgeschlossen werden können“, erläutert der Kurdirektor. Auftraggeber des Gutachtens ist die Besitzverwaltung Staatsbad Bad Steben – letztlich der Freistaat Bayern. Die Projektleitung hat die Firma „GeoTeam“ in Naila, die mit weiteren Firmen zusammenarbeitet.

Die Arbeiten zum Gutachten umfassen geophysikalische Erkundungen des Bodens, Erkundungsbohrungen, die Einrichtung von Grundwassermessstellen sowie hydrochemische und isotopenchemische Untersuchungen – die Bestimmung der Inhaltsstoffe und des Alters des Wassers. Das Wasserwirtschaftsamt Hof als zuständige Fachbehörde hat – unter Zuziehung der Technischen Universität München – die Aufgabenstellung für das Gutachten ausgearbeitet. Gleichzeitig geht es auch um das geplante Außenbecken der Therme Bad Steben (wir berichteten). „Hier untersucht man gleich mit, in welchem Baufeld westlich der Therme was wie gebaut werden kann und wie tief man reingehen kann“, erklärt Kurdirektor Ottmar Lang dazu.

Die gewonnenen Daten werden dann ausgewertet und dokumentiert und die Ergebnisse schließlich bewertet; daraus entsteht das Gutachten. Das endlich Klarheit bringen soll in die vielen Diskussionen um das Für und Wider eines Thermenhotels im Kurpark. Denn alle Diskussionen endeten notgedrungen bei der Frage, ob die Heilquellen durch ein Bauwerk im Kurpark gefährdet werden – und damit die ganze Existenzgrundlage des Kurortes Bad Steben. „Die oberste Priorität hat für uns der Schutz der Heilquellen“, erklärt denn auch Ottmar Lang. Sollten sich Risiken herausstellen, gehe es um Möglichkeiten, was man dennoch tun könne. „Ein Thermenhotel ist weiterhin das Ziel. Das Gutachten wird einen Weg zeigen, was man aus wasserwirtschaftlicher Sicht tun kann.“ Aber bis zum Vorliegen des Gutachtens, womit Ottmar Lang Ende des Jahres rechnet, könne niemand etwas über das geplante Bauprojekt Thermenhotel sagen. „Das wäre reine Spekulation.“

Das radonhaltige Wasser der Tempelquelle und das kohlensäurehaltige Wasser der Wiesenquelle sind die Basis der Bad Stebener Badekuren. Das Heilwasser wird hochgepumpt: die Tempelquelle aus 6,88 Metern Tiefe und die Wiesenquelle aus 55,75 Metern. Das Wasser fließt in einen Heilwasserhochbehälter in Obersteben, von wo aus es in die Badeabteilung gepumpt wird. An die Theke in der Trinkhalle und zum Zietsch-Brunnen im unteren Kurpark fließt es direkt – nur eben zurzeit nicht, wegen der Bohrungen. Acht Wochen nach Abschluss der Bohrungen soll es wieder sprudeln.

Auch Benno Strehler, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, formuliert das Ziel dieses Gutachtens: „Eine Risikoabschätzung, wie die Heilquellen durch das geplante Bauvorhaben beeinflusst werden.“ Er erklärt, warum für die Untersuchungen nur bis zu zehn Meter tief gebohrt wird: „Man möchte das ganze System so wenig wie möglich stören. Doch schon die Untersuchungen selbst sind eine Störung. Man möchte die Erkenntnisse gewinnen, die man braucht, aber nur so viel eingreifen, wie dafür notwendig ist.“ Wenn die Ergebnisse des Gutachtens gegen Ende des Jahres vorliegen, müssten sich die Beteiligten auf eine abschließende Position verständigen. Benno Strehler erklärt: „Es geht um die Frage – kann man bauen oder nicht? Dazu kann es dann nur eine abgestimmte Position geben.“

Historie:


Der Themenkomplex Kurhaus und Thermenhotel beschäftigt Bad Steben seit vielen Jahren. Aktuell wurde er erneut im Januar.

Am 26. Januar steht auf der Tagesordnung der Marktgemeinderatssitzung eine Bauvoranfrage der Besitzverwaltung Staatsbad Bad Steben: ein Antrag auf einen Vorbescheid zum Neubau eines Hotels mit Tiefgarage im Kurpark Bad Steben. Darüber wird aber nicht abgestimmt. Auf Antrag von Achim Hetzel, Freie Wähler, nehmen die Räte den Punkt von der Tagesordnung. Bürgermeister Bert Horn will daraufhin die Fachbehörden zum Gespräch nach Bad Steben einladen – doch die Besitzverwaltung zieht die Bauvoranfrage zurück. Zu dem Gespräch kommt es nicht.

Die Kritiker eines Hotels im Kurpark führen in erster Linie die Gefährdung der Heilquellen an und dass der denkmalgeschützte Kurpark zerstört werde.

Am 13. Juli befürwortet der Marktgemeinderat einstimmig die Entwicklungskonzepte für das staatliche Kurhaus und ein Thermenhotelprojekt, sendet gleichzeitig aber einen Fragenkatalog nach München.

Anträge der Fraktionen Grüne/SWUB und Freie Wähler, die Gemeinde solle der Besitzverwaltung einen anderen Standort für das Hotel vorschlagen, lehnt die Mehrheit im Rat ab.

Im Mai teilt Bürgermeister Bert Horn dem Marktgemeinderat mit, dass die Besitzverwaltung ein hydrogeologisches Gutachten in Auftrag gegeben hat, das die möglichen Risiken für die Heilquellen untersucht.

Im Juli/August beginnen die Bohrungen. Untersucht wird die Grundwasserfließrichtung und die Zusammensetzung des Grundwassers – um zu sehen, ob das von den Grundwassermessstellen erschlossene Wasser aus den gleichen Gesteinsschichten stammt wie die Heilquellen oder aufgrund deutlich anderer Zusammensetzung aus einem anderen Grundwassersystem stammt. Umfang: Untersuchung auf Calcium, Magnesium, Natrium, Kalium, Eisen, Ammonium, Nitrit, Nitrat, Chlorid, Sulfat, Säurekapazität bis pH 4,3, Basekapazität bis pH 8,2, Kohlendioxid (Kohlensäure) und Radon .