Wunsiedel - Man stelle sich vor: Nach Deutschland kämen nicht 800 000 Flüchtlinge, sondern innerhalb weniger Jahre gleich acht Millionen, zehn Mal so viel. Sie alle sind so gut wie besitzlos und viele von ihnen sprechen nicht Deutsch. In genau dieser Situation befand sich in den frühen 90er-Jahren die Stadt Wunsiedel. Nach der Öffnung der Grenzen und dem Zusammenbruch der Sowjetunion kamen in der Kreisstadt gut 1000 deutschstämmige Umsiedler an, über zehn Prozent der damals knapp zehntausend Einwohner. In etlichen Nachbarstädten sah es nicht viel anders aus. Und heute? Aus dem Bewusstsein der Stadt ist die Zuwanderungswelle fast verschwunden. Aus Neubürgern sind Wunsiedler geworden. Ohne dass es groß bemerkt worden wäre, haben die Bürger der Kreisstadt eine Leistung vollbracht, die der Integration der Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg nicht viel nachsteht.