Nachdem Hildegard Knef am 1. Februar 2002 gestorben war, kondolierte nicht nur Bundeskanzler Gerhard Schröder, auch Bundespräsident Johannes Rau rief ihr nach, sie habe das neue Lebensgefühl der jungen Bundesrepublik verkörpert. Eine Ikone des deutschen Films war gegangen. Geboren wurde sie heute vor 90 Jahren in Ulm, in Berlin wuchs sie auf. Nach Schule und einer Ausbildung als Zeichnerin in der UFA-Trickfilmabteilung wurde sie entdeckt und erhielt eine Ausbildung zur Schauspielerin. Als solche führte sie ein Leben wie auf einer Achterbahn: Sie erlebte viele Höhen und Tiefen zwischen Berlin, Hollywood und dem Broadway. Dabei hatte "Hildchen", wie sie in Berlin genannt wurde, mindestens drei Karrieren: als Schauspielerin ("Die Mörder sind unter uns"), als Chansonsängerin ("Für mich soll's rote Rosen regnen") und als Bestsellerautorin ("Der geschenkte Gaul"). Privat erlitt sie auch Tiefschläge: Scheidungen, Krebs und Drogen. Immer wieder ging es aber auch bergauf, doch die Knef dachte nicht ans Aufhören. Noch 1998 nahm sie eine Jazz- und Rockplatte auf. All das schrieb sie auch wie besessen auf - in Büchern und Lieder, die auf begeisterte Zustimmung und entsetzte Ablehnung stießen. Noch während des Krieges für den Film entdeckt, drehte sie 1946 mit Wolfgang Staudte den ersten deutschen Nachkriegsfilm "Die Mörder sind unter uns". Victor de Kowa und Boleslaw Barlog holten sie auf die Bühne am Kurfürstendamm und ans Berliner Schlossparktheater. Es folgte der "deutsche Sündenfall", als Willi Forst die 25-Jährige 1951 in "Die Sünderin" sekundenlang nackt in einer Hängematte zeigte. Cole Porter erkannte das Talent und holte sie an den Broadway, wo sie in dem Musical "Seidenstrümpfe" einen ihrer größten Triumphe feierte: 675 ausverkaufte Vorstellungen von 1954 bis 1956. In den 60er-Jahren feiert sie als "der Welt größte Sängerin ohne Stimme", wie Ella Fitzgerald sagte, Platten- und Tournee-Triumphe. Mit der Gruppe "Extrabreit" ließ sie wochenlang in den Hitparaden noch einmal "rote Rosen" regnen.