Worms - Szenen aus dem Inneren sollen für die Zuschauer über eine Videoleinwand übertragen werden, sagte Regisseur Nuran David Calis am Montag in Worms. Die katholische Kirche habe eine entsprechende Idee befürwortet. Bei einem Pressetermin stellten die Festspiel-Verantwortlichen Details des Programms und das Schauspieler-Ensemble vor.

Die Neuinszenierung „Gold. Der Film der Nibelungen“ des Autoren Albert Ostermaier erzählt die Geschichte einer fiktiven Verfilmung des Nibelungenliedes, bei der es innerhalb des Filmteams zu Intrigen und Konflikten kommt. Damit die Film-Schauspieler die Rivalitäten der Nibelungen möglichst authentisch nachspielen, besetzt der Filmproduzent – gespielt von Uwe Ochsenknecht – die Rollen der Kriemhild und der Brünhild doppelt. Beim gezielten Streuen von Gerüchten hilft ein mit dem Produzenten befreundeter Klatschreporter, dessen Rolle der langjährigen Berliner „Tatort“-Kommissar Dominic Raacke spielt.

Zu den weiteren Mitgliedern der Schauspielcrew bei den Festspielen zählen Josef Ostendorf, Alexandra Kramp und Michaela Steiger. Die Rolle des Siegfried übernimmt der deutsch-türkische Schauspieler Ismail Deniz. Diese Wahl sei eine bewusste politische Aussage für eine bunter gewordene Bundesrepublik, sagte Calis. Er selbst hoffe, mit dem Stück mitzuhelfen, den Nibelungenstoff auch für jüngere Generationen interessant zu machen: „Ich spüre, dieses Stück, das Lied der Nibelungen, möchte in die Zukunft aufbrechen.“

Neben der Videoübertragung aus dem Dom sind weitere ungewöhnliche Neuerungen bei den Aufführungen geplant. So sollen Schauspieler, die gerade nicht auf der Bühne stehen, mit Hilfe weiterer Kameras überwacht werden. Auf der Bühne selbst soll unter anderem ein Schwimmbecken für die Darsteller installiert werden. Calis sagte, er wolle seinen Schauspielern eine Art Abenteuerspielplatz aufbauen, um damit ihren Spieltrieb zu fördern.

Das Stück „Gold“ wird die zweite Inszenierung unter dem neuen Festspielintendanten Nico Hofmann. Dessen Premiere im vergangenen Jahr war von der bundesweiten Theaterkritik unterschiedlich aufgenommen worden. Hofmann kündigte an, auch künftig weiter „neue Wege“ auszuprobieren und zog ein positives Fazit aus seinem bisherigen Engagement für das Festival: „Ich war sehr zufrieden, weil ich eine unglaubliche Rückendeckung beim Publikum empfunden habe.“

Die Nibelungenfestspiele in Worms finden vom 15. bis zum 31. Juli statt. Wie in den vergangenen Jahren gibt es neben dem eigentlichen Theaterstück ein umfangreiches Begleitprogramm. Die bereits in den 1930er-Jahren begründeten Nibelungen-Festspiele in Worms wurden 2002 durch eine Neuinszenierung der Nibelungensage wiederbelebt. Die Aufführungen finden unter freiem Himmel direkt am Wormser Dom statt.