Liebe Münchbergerinnen,
liebe Münchberger,

durch meine Ausbildung als Hotelfachmann und Koch - heute mit Meisterqualifikation - bin ich einen scharfen Umgangston gewohnt und kann damit sehr gut umgehen. Bei Unwahrheiten, Häme und Spott hört die Verständnisbereitschaft indessen auf und veranlasst mich zu diesem offenen Brief.

Das in Aussicht gestellte Gespräch zur Entschärfung des Streits findet nicht statt. Per Anwalt ließ 1. Bürgermeister Christian Zuber mitteilen, dass er für ein weiteres Gespräch - es gab nur eins - keinen Bedarf sieht. Ich bedauere dies sehr, weil damit die Zusammenarbeit seitens der Stadt aufgekündigt und eine Grundlage für ein weiteres Engagement in Münchberg nicht mehr gegeben ist.

Meine Kritik am Bürgermeister und seinem Kommunikationsstil ist harsch, aber berechtigt. Im Managementseminar lautet die erste Lektion, dass Offenheit und Zugänglichkeit die Grundpfeiler im Umgang mit Menschen darstellen. Diese Tugenden kann ich beim Stadtoberhaupt in diesem Fall nicht erkennen. Die zweite Lektion lehrt, dem Gegenüber stets aufmerksam zuzuhören und dessen Argumente mit der gebotenen Sorgfalt entgegenzunehmen. Gegen diesen Grundsatz haben zudem alle diejenigen verstoßen, die sich in den vergangenen Tagen ohne Kenntnis von Einzelheiten und Hintergründen öffentlich zu Wort gemeldet und gleichlautend die einseitigen Informationen vom Rathauschef übernommen haben.

Gerne hätte ich mit dem Bürgermeister die Indizien - faktisch Beweise - vernünftig besprochen und etwaige Missverständnisse ausgeräumt, womit die eingetretene Eskalation vermeidbar gewesen wäre. Zum Beispiel über ein amtliches Gesprächsprotokoll vom Juli 2014 - wenige Monate nach Amtswechsel -wo hochrangige Vertreter der Stadt Münchberg den Umbau des Seehotels zu Privat- und Seniorenwohnungen durch einen nicht mit unserem Unternehmen verbundenen privaten Investor thematisierten und die Stadt Münchberg wörtlich „großes Interesse am erwähnten Hotelumbau“ bekundet hat.

Als aktiver Hotelbetreiber hatten wir keinerlei Kenntnis von diesem Gespräch, eine Anfrage oder anderweitige Einbindung erfolgte nicht. Was motiviert einen Bürgermeister zu einer solchen Aussage?

Eine erwartungsvolle Auskunft hätte ich mir auch im Hinblick auf die kommunalen Erweiterungspläne für das Naherholungsgebiet und den See gewünscht.
Nach mir vorliegenden Informationen hat die Stadt Münchberg eine Nutzungserweiterung beantragt und hierzu einen neuen Flächennutzungsplan beim Landratsamt eingereicht. Welche Art von Nutzung hat sich der Bürgermeister und seine Mitstreiter denn dort vorgestellt? Soll auf den benachbarten Freiflächen etwa ein Biergarten nach Vorbild des Untreusees entstehen? Welche Auswirkungen haben die dort lebenden Anwohner zu erwarten - etwa noch mehr Grillfeste und nächtliche Partys?

Gerne hätte ich auch gewusst für wen überhaupt der neue Seezugang gedacht ist? Die Besucherfrequenz am See ist seit Jahren überschaubar. Tagesgäste, für die sich ein Restaurant, Café oder Terrasse zu öffnen und betreiben lohnt, kommen nicht. Aktuell wird das Areal überwiegend als Hundetoilette genutzt. Die Vierbeiner werden dafür extra mit dem PKW von der Stadt ins Naherholungsgebiet gefahren. Mit mehr Besuchern ist aufgrund einer fehlenden und nicht erwartbaren Fußgängeranbindung zum Naherholungsgebiet auch in Zukunft nicht zu rechnen. Dabei wäre dies die wichtigste Maßnahme zur Steigerung der Attraktivität und Belebung des Sees. Die Gelder der Promenade wären als Rücklage besser verwendet, bei regelmäßiger Aufstockung derselbigen auch ein Luxusprojekt in wenigen Jahren realisierbar - wenn man es will.

Wenige Wochen nach dem „ominösen“ Treffen im Rathaus haben die Restriktionen und Gängelungen begonnen. Das Denkmal, dessen jetzigen Standort übrigens die Stadt festlegte. Der Rüttelstreifen, der nur an der östlichen Zufahrt vor dem Hotel ohne weitere Verkehrsberuhigungsmaßnahmen gebaut wurde. Gerast wird seither mehr denn je, Kontrollen gibt es nach wie vor nicht. Als nächstes die Sperrung der Hotelzufahrt für LKW, obwohl es jahrzehntelang keinerlei Probleme gab. Und nicht zu vergessen die städtische Anzeige gegen einen Hotelgast, der beim Parken versehentlich eine Spurrille am Grasbankett ohne nennenswerten Schaden hinterließ.

Belange des Hotels werden ignoriert, Kommunikation erfolgt nur noch schriftlich mit zugegeben scharfem Ton meinerseits, fälschlicherweise fehlgeleitet von Wut wie ich heute eingestehen muss. Mehr als 28 Jahre haben wir mit der Stadtverwaltung und allen früheren Bürgermeistern eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit geführt. Anfragen wurden stets umfassend beantwortet, der Schrift- und Umfangston war höflich und von gegenseitigem Respekt geprägt. Mit Christian Zubers Amtsantritt vor zwei Jahren hat sich das aus unerklärlichen Gründen geändert.

Der neue Stil des beharrlichen Schweigens ist irritierend, die erkennbare Ablehnung gegenüber dem Hotelbetrieb befremdlich. Mit der Mär von nicht vorgelegten Plänen oder Formfehlern wird unserem Vorhaben die verdiente Aufmerksamkeit verweigert, ich selbst werde als uneinsichtiger Bauherr gebrandmarkt. Am 05.06.16 erhielt der 1. Bürgermeister eine formale Bauanfrage, in der wir den Bau des Gästehaus am Hotel sowie den Bau eines Tagungszentrums im Münchberger Stadtgebiet vorstellten. Für das persönliche Gespräch am 08.06.16 hatten wir eine umfassende Präsentation samt Lageplan, Grundrisse, Gebäudeform sowie das Designkonzept der Luxussuiten vorbereitet. Die Unterlagen sind dem Bürgermeister unter Zeugen vorgelegt worden, eine detaillierte Besprechung war bei diesem Termin nicht möglich.

Eine Folgeeinladung für ein weiteres Gespräch gab es entgegen anders lautender Darstellungen nie. Eine Vorstellung des Projekts im Bauausschuss durch den Bauherrn wurde seitens des Bürgermeisters abgelehnt und eine ergangene Einladung an alle 24 Ratsmitglieder nicht weitergeleitet. Stattdessen erhielten wir eine Aufforderung zur Vorlage von Architektenplänen, die wir aus Zeit- und Kostengründen nicht vorlegen konnten. Parallel wurden die Bauarbeiten am See beschleunigt vorangetrieben und Fakten geschaffen, weshalb ich unsererseits einen Anwalt eingeschaltet und den Weg zur Presse gesucht hatte. Die Redakteurin hat den Inhalt des Interviews umfassend und vollständig wiedergegeben. Lediglich das Wort „Mobbing“ ist ihre eigene - ihr zugestandene - Wortwahl, ich selbst habe das Wort nie gebraucht.

Den Schriftverkehr, die amtlichen Protokolle, eine Zeithistorie und die Entwurfsplanungen, mit denen ich meine Darstellung beweisen kann, stelle ich derzeit als Ausstellung zusammen und mache sie der Öffentlichkeit frei zugänglich. Die Bürger sollen dann selbst lesen und entscheiden, wer hier die Fehler gemacht und zur jetzigen Situation, die ich bedauere, gleichermaßen beigetragen hat.

In diesem Jahr engagiert sich unsere Familie 60 Jahre unternehmerisch in und für Münchberg. 30 Jahre in der Baubranche und 30 Jahre im Hotelgewerbe. Den Akteuren den unternehmerischen Willen abzuerkennen und uns den „Bau von Luftschlössern“ vorzuwerfen ist respektlos. Anlässlich des 30-jährigen Hoteljubiläums, das wir am 01.11.2015 begehen konnten, wäre für die 82-jährige Gründerin und weiter aktive Seniorchefin Lore Böhmer eine Auszeichnung durch die Stadt angezeigt, der Hotelchef wäre mit einem Händedruck und einem „Dankeschön, gut gemacht“ zufrieden gewesen.

Der frühere Bürgermeister Armin Hoffmann schrieb uns zum 10-jährigen Jubiläum ein Grußwort: „Die Besitzer können mit Stolz feststellen, dass die geleistete Aufbauarbeit erfolgreich war und zwischenzeitlich viele Gäste aus dem In- und Ausland das Hotel und Tagungsräume gerne und immer wieder nutzen. Daraus kann man ableiten, dass das Haus gut geführt wird und die Gäste sich stets wohl fühlen. Für die Stadt Münchberg ist dies ein erfreulicher Umstand, denn die positive Ausstrahlung des „Seehotel Hintere Höhe“ sorgt mit dafür, dass das Image der Stadt aufgewertet wird, weil jeder zufriedene Gast sich auch gerne an den Ort seines Aufenthaltes erinnert“. Altlandrat Ewald Zuber, der die Ansiedelung des Hotels förderte, fasste es mit bekannt verbaler Leichtigkeit in einem Satz zusammen: „Was wäre Münchberg ohne das Seehotel“.

In all dieser Zeit ist das Engagement der Familie Böhmer stets gleich hoch geblieben. Die unternehmerischen Rahmenbedingungen haben sich indessen drastisch verschlechtert. Die Essens- und Getränkepreise sind desolat, eine Übernachtung mit Frühstück kostet weniger als eine Handwerkerstunde ohne Material. Die Erträge reichen für einen operativen Betrieb mit wenig Personal. Für Investitionen und Innovation gibt es seit langem nur wenig oder keinen finanziellen Spielraum wie uns andere Kollegen sicherlich beipflichten werden. Finanzierungen bleiben infolge der Banken- und Eurokrise sowie des Branchenmalus trotz bester Konditionen weiter unerreichbar. Ich hätte mir gewünscht, dass Räte und andere Entscheidungsträger einmal einen Tourismustag, einen Beratertag oder das Seehotel selbst besucht hätten, dann wüßten Sie um die Gründe, warum in vielen Hotels in der Region nicht mehr alles ganz taufrisch ist. Beiläufig sei erwähnt, dass die Auslastung des Seehotels - zugegeben nicht durch Urlaubs- und Geschäftsreisende - gut und unsere Gäste mit unserer „Leistung light“ höchst zufrieden sind. Auch in der Hotellerie liegt eben die Schönheit im Auge des Betrachters.

Als gebürtiger Münchberger hätte ich unsere Projekte gerne vor Ort realisiert und damit meinen neuerlichen Beitrag zur Stadtentwicklung geleistet. Aufgrund des hohen Widerstandes und fehlender Akzeptanz nehme ich jedoch von beiden Bauvorhaben Abstand und ziehe ich mich geordnet vom Hotelstandort zurück. Die geplante Gesamtrenovierung unseres Hauses, mit der wir die Wünsche der gehobenen Geschäftskunden - insbesondere der einheimischen Industrie - wieder vollständig erfüllen wollten, werden wir deshalb ebensowenig weiter verfolgen wie die Idee unseres neuartigen Bürgerrestaurants am See. Meinen Traum vom Luxushotel werde ich mir an einem anderen Ort verwirklichen und ein neues Gästebuch mit der dort willkommenen Prominenz anlegen. Eine erstes Optionsangebot liegt mir seit diesem Wochenende vor.

Mit diesem offenen Brief möchte ich meinerseits das Thema abschließen und zu einem normalen Tagesablauf zurückfinden. Ich bitte andere darum, dies gleichermaßen zu tun.

Mit freundlichem Gruß
Mathias Böhmer
Geschäftsführender Gesellschafter