Auf ihrem dritten Album intonieren Markus Jung von den Hofer Symphonikern und seine Cello-Partner Mathias Beyer, Lukas Dihle und Hanno Riehmann ausschließlich Melodien, die dem Abend und der Nacht verpflichtet sind; vierzehn insgesamt: ein knapp dreiviertelstündiges „Notturno“.

Ein „Nachtstück“ also. Die Farben passen trefflich dazu. Nicht düster, aber dunkel, naturgemäß nicht gleißend, dafür mit Samtglanz tönt’s aus den Instrumenten. Ihre vier Linien vermag das Ohr durch das transparente Spiel des Quartetts stets auseinanderzuhalten; und doch einigen sich die Künstler durchweg auf einen vollendet runden Gesamtklang.

Versteht sich, dass im Ausdruck Verhaltenheit auf ruhigen Fahrwassern vorherrscht. Gelegentlich fügen sich die Stücke fast monoton aneinander – scheinbar monoton: Den beim genauen Hinhören offenbaren sich Feinschattierungen der Stimmung, sachte Aufschwünge, beseligte Entspannungen in wohlkalkuliertem Wechsel. Wie eine ausführliche, indes nicht einschläfernde Meditation lässt sich dies Abendprogramm aufnehmen. Mit den an den Abendstern und an den Mond gerichteten „Liedern“ aus Richard Wagners „Tannhäuser“ und Antonín Dvoráks „Rusalka, mit dem „Abendsegen“ aus Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ und dem „Nessun dorma“ aus Giacomo Puccinis „Turandot“ tun die Interpreten der großen Oper die Ehre kammermusikalischer Intimität an; und mit Jacques Offenbachs „Barcarolle“ erweisen sie sogar dem Rührstück soviel Achtung wie ihm zusteht.

Was die Zwölf Cellisten der Philharmoniker in Berlin, das sind in der Region die Vier Evang-Cellisten: Verstecken müssen sie sich vor den prominenteren Kollegen nicht mit ihrem musikalischen Absacker der gepflegtesten Art. Lieber im wohltemperierten Zimmer als unterm freien, kühlen Spätjahreshimmel sollte man ihn genießen, am besten im Herbst und jedenfalls nach Sonnenuntergang.
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Die Vier Evang-Cellisten: Notturno. 1 CD. Bestellung im Internet: info@evangcellisten.de.

Vom 28. bis zum 31. Oktober laden die Künstler und die Hofer Symphoniker zu den vierten Hofer Cellotagen ein.