Am EBZ Bad Alexandersbad Ex-Neonazi im Online-Gespräch

Philipp Schlaffer Foto: /pr

Philip Schlaffer war jahrelang Teil der Neonazi-Szene. Nun bietet er Aufklärungs- und Präventionsgespräche an – so zum Beispiel am EBZ Bad Alexandersbad.

 
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Was kann ein Ex-Neonazi zur Prävention gegen Rechtsextremismus beitragen? Diese Frage steht im Mittelpunkt eines Online-Gesprächs mit Philip Schlaffer am kommenden Dienstag, 10. Mai, um 19 Uhr. Eingeladen hat ihn das regionale Netzwerk „Demokratie leben in der Mitte Europas“ mit der Koordinierungs- und Fachstelle am EBZ Bad Alexandersbad. Philip Schlaffer war jahrelang Teil der gewaltbereiten deutschen Neonazi-Szene sowie später im Rotlicht- und Rockermilieu aktiv. Seine Vergangenheit hat er hinter sich gelassen. Heute setzt sich Philip Schlaffer im Verein Extremislos e.V. und online aktiv gegen Rassismus und für Demokratie und Toleranz ein.

„Aufrichtig und erschütternd erzählt Philip Schlaffer seine Lebensgeschichte – ein hochaktueller Insider-Bericht aus der rechten Szene, der nichts entschuldigt, sondern aufklären und warnen will“, heißt es im Klappentext seines Buchs und Spiegel-Bestsellers „Hass. Macht. Gewalt.: Ein Ex-Nazi und Rotlicht-Rocker packt aus“ (erschienen 2020 im Droemer Knaur Verlag).

Youtube-Kanal mit großer Reichweite

Auf seinem Youtube-Kanal hat Philip Schlaffer über 100.000 Abonnenten. Dort berichtet er regelmäßig zu seiner Vergangenheit und betreibt Aufklärungsarbeit, zum Teil mit enormer Reichweite. Doch es gibt auch kritische Stimmen, die in dem Etikett „Ex-Nazi“ eher ein Geschäftsmodell und Marketing sehen. Generell werden ehemalige Neonazis häufig als „Aussteiger“ an Schulen vermittelt, um von ihrer Radikalisierung und über ihre Abwendung von der rechtsextremen Szene zu erzählen.

„Dieses Format ist allerdings nicht unumstritten, da der pädagogische und präventive Nutzen dieser ‚Aussteigergespräche‘ sehr von der jeweiligen Vor- und Nachbereitung abhängt“, sagt Diplom-Politologe Stefan Denzler vom Netzwerk „Demokratie leben in der Mitte Europas“. „Schlimmstenfalls wird von Aussteigern rechtsextreme Ideologie wortwörtlich zitiert und reproduziert, aber nur oberflächlich dekonstruiert und kritisch beleuchtet,“ erläutert er die Kritik. Da das Format „Aussteigergespräch“ häufig von Lehrkräften und Pädagogen angefragt wird, sind eine fortwährende kritische Auseinandersetzung und Urteilsbildung hilfreich, solche Angebote zu kennen und den jeweiligen Nutzen einschätzen zu können.

Zusätzliche Gespräche

Für Jugendliche, Lehrerkräfte und Fachkräfte der Sozialen Arbeit werden davor am 09. Mai und danach am 17. Mai, jeweils um 19 Uhr, zusätzliche Gespräche mit der Koordinierungs- und Fachstelle von „Demokratie leben in der Mitte Europas“ angeboten. Diese Online-Treffen sollen auf das Gespräch mit Philip Schlaffer vorbereiten und in die generelle Kritik zum Für und Wider von der Prävention mit „Nazi-Aussteigern“ einführen.

Das Gespräch wird gefördert von den vier Jugendforen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“, an denen sich die Stadt Hof und die Landkreise Hof, Tirschenreuth und Wunsiedel gemeinsam beteiligen. Weitere Unterstützung kommt von den vier Fachstellen für Kommunale Jugendarbeit der drei Landkreise und der Stadt Hof.

Alle Online-Gespräche finden auf der Online-Plattform Zoom satt. Interessierte kommen über eine der drei URLs direkt zur Anmeldung www.jugendforum-hof.de, www.jugendforum-tirschenreuth.de und www.jugendforum-wunsiedel.de.

Weitere Auskünfte gibt die Koordinierungs- und Fachstelle von „Demokratie leben in der Mitte Europas“ am Evangelischen Bildungs- und Tagungszentrum Bad Alexandersbad unter der Telefonnummer 09232/9939-24 oder per Mail an info@demokratie-leben-in-der-mitte-europas.de. red

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