Bei Kirchenlamitz Aus Fichtenforst wird Zukunftswald

Harvester entnehmen aus einem Wald bei Raumetengrün Fichten und schaffen damit Platz für andere Baumarten. Foto: Bayernwerk/Adriane Lochner

Buchen statt Fichten. Die Bayernwerk Netz GmbH will bei Raumetengrün den Forst umbauen, um ihn an den Klimawandel anzupassen.

 
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Auf einer Fläche von 4,6 Hektar entsteht im Kirchenlamitzer Ortsteil Raumetengrün ein klimastabiler Zukunftswald. Auftraggeber ist die Bayernwerk Netz GmbH, die in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Kultur-Land-Stiftung (BKLS) einen kargen Fichtenreinbestand zu einem artenreichen Buchenmischwald umbaut. Darüber informiert der Energienetzbetreiber.

Ähnlich einem Elefantenrüssel holt der 15 Meter lange Greifarm des Harvesters ausgewählte Baumstämme aus dem Fichtendickicht. Das Aggregat an seiner Spitze greift, sägt und entfernt Äste in einem Zug. Der Forstarbeiter steuert jede Bewegung von seiner Kabine aus. Dabei muss er sehr viel Feingefühl beweisen, denn die zuvor markierten Zukunftsbäume sollen unversehrt bleiben. Sie bilden den Schirm für den zukünftigen Wald-Typ, der hier wieder entstehen soll: ein artenreicher Buchenmischwald. Dieser stellt den ursprünglichen Wald-Typ an diesem Standort dar. Aus dem kargen Fichtenforst bei Raumetengrün soll ein stabiler Zukunftswald werden, der Trockenperioden und Stürmen Stand hält und zahlreichen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bietet. Dazu sind der Mitteilung zufolge bis zum Jahr 2037 mehrere Pflanz- und Durchforstungsaktionen notwendig.

Ökopunkte generieren

Auftraggeber des über zwei Jahrzehnte angelegten Ökologieprojekts ist die Bayernwerk Netz GmbH. Für eine erfolgreiche Energiewende legt das Energieunternehmen sogenannte Ökokonten an und generiert Punkte zum Ausgleich künftiger Eingriffe in die Natur und Landschaft, etwa beim Bau von Umspannwerken oder Stromleitungen. „Wir wollen Ökopunkte nicht einfach kaufen, sondern als Vorhabenträger bei der Konzeptionierung, der Genehmigung, der Umsetzung sowie der langfristigen Pflege der Ökoflächen beteiligt sein. Das ist uns wichtig, damit wir eine verantwortungsvolle Kompensation sicherstellen können“, erklärt Bettina Bodenstein, Biologin bei der Bayernwerk Netz. Vor diesem Hintergrund lässt das Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Bayerischen KulturLandStiftung (BKLS) und ortsansässigen Land- und Forstwirten zahlreiche Flächen in ganz Bayern ökologisch aufwerten. Im Fokus stehen die Etablierung von extensivem Grünland, Streuobstwiesen, des extensiven Ackerbaus und des naturnahen Waldumbaus. Alle Projekte werden 25 Jahre lang von BKLS-Experten betreut.

Langfristiger Waldumbau

„Wir haben den Auftrag, die heimische Kulturlandschaft zu bewahren und gemeinsam mit Kommunen, Land- und Forstwirten sowie Unternehmen Ausgleichsmaßnahmen zu planen, durchzuführen und langfristig zu betreuen“, erklärt BLKS-Geschäftsführer Dominik Himmler. Die Maßnahme bei Raumetengrün sei etwas Besonderes, weil hier „ein vorbildliches Konzept für einen langfristigen und tragfähigen Waldumbau“ erarbeitet wurde, gemeinsam mit der örtlichen Forstbehörde und der Waldbesitzervereinigung.

20 Prozent der Fichten, insgesamt fast 400 Festmeter Holz, mussten aus dem Wald entfernt werden, damit die Zukunftsbäume anschließend gesunde Kronen ausbilden können und mehr Licht auf den Waldboden fällt. „Zur Erschließung der Fläche ist der Harvester optimal geeignet. Eine manuelle Fällung wäre in dem dichten Bestand aus Gründen der Arbeitssicherheit und des Naturschutzes nicht möglich gewesen“, erklärt Himmler. Um den Waldboden zu schonen, bewegen sich Maschinen wie Harvester und Rückezug nur auf bereits vorhandenen Rückegassen. Bereits im Frühjahr werden im Zukunftswald in Raumetengrün die ersten Bäumchen gepflanzt, neben Buchen auch Tannen und Eichen.

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