Tuchel redet sich auf der Pressekonferenz später förmlich in Rage. "Natürlich nehmen wir die Entschuldigung als Sportsmänner an. Aber es ist ein Halbfinale, es ist nicht der Moment für Entschuldigungen, ehrlich nicht", sagt der Bayern-Coach. "Es ist nicht der Moment für so krasse Video-Verstöße. Alle müssen ans Limit, alle müssen leiden, alle müssen fehlerfrei spielen. Da müssen halt die Schiedsrichter auf diesem Niveau das auch tun. Das hilft halt nicht, wenn du nachher Entschuldigung sagst. Dafür bist du auf dem Feld, dafür bist du der Beste, den es da draußen gibt. Und wenn du das nicht liefern kannst, hilft das nicht."
Das sagen Experten
"Wenn es so knapp ist, musst du die Situation laufen lassen und abwarten. Du musst dem VAR die Möglichkeit geben, einzugreifen, deshalb hat das Schiedsrichterteam voreilig gepfiffen. So hat man diese Möglichkeit genommen. Letztendlich haben sie viel zu früh gepfiffen", äußert der ehemalige deutsche Referee und ServusTV-Experte Lutz Wagner.
Der frühere Schweizer Spitzenschiedsrichter Urs Meier sagt im Schweizer Streamingdienst "blue sport": "Eine Szene kann wieder alles kaputt machen – aber das Schiedsrichterteam hat das nicht gut gemacht. Das ist sicher nicht die Linie, die die UEFA oder die FIFA will. Bei den knappen Dingen soll man laufen lassen. Und dann kann man das immer noch anschauen, wenn es auf die andere Seite gekippt ist."
Manuel Gräfe erkennt im ZDF "keine strafbare Abseitsposition" um de Ligt. Der Assistent an der Seitenlinie hätte bei dieser knappen Situation warten müssen und habe den ersten Fehler begangen, meint der langjährige DFB-Referee. "Dann hätte Marciniak mit all seiner Erfahrung wissen müssen, in so einem Spiel in den letzten Minuten warte ich doch kurz, bis die Situation endgültig tot ist. Er hat leider zu früh gepfiffen." Das sei "sehr, sehr bitter" für die Bayern.