Hof - Ja, er würde Hofer Juden empfehlen, mit der Kippa durchs Bahnhofsviertel zu laufen. "Das würde vielen nicht gefallen, klar. Aber es gäbe keine Konsequenzen für Leib und Leben. Und in einem Land wie Deutschland darf man sich nicht verstecken", sagt Kenan Canbay. Wie er sich einen solchen Satz erlauben kann? Indem er selbst aufsteht, sich äußert und sich zeigt, seit Jahren schon und unermüdlich: Kenan Canbay ist gebürtiger Hofer; seine Eltern, alevitische Kurden, kamen Anfang der 1970er aus Anatolien in die Stadt. "Ich bin sehr radikal im Denken, das war ich schon immer", sagt Canbay - und meint damit die Tatsache, dass er Traditionen hinterfragt und unsinnige Regeln über den Haufen wirft. Vor allem jene seines alten Kulturkreises. Was das mit jüdischen Hofern zu tun hat? Viel: "90 bis 95 Prozent der Muslime in Hof denken antisemitisch", sagt Kenan Canbay. Und ergänzt: "Auch Deutsche, die am lautesten Integration einfordern, wollten mich in Wirklichkeit lieber nicht als Nachbarn."