USA als "Überperformer"
Die Wirtschaft in der Industrienation USA entwickelt sich laut IWF deutlich besser als erwartet. Die Wachstumsprognose für dieses Jahr wurde um 0,6 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent nach oben korrigiert. Im kommenden Jahr soll die größte Volkswirtschaft der Welt dann aber nur noch um 1,9 Prozent wachsen (Januar: 1,7). Die USA und mehrere Schwellenländer zeigten eine "Überperformance". Das liege etwa an einer großen privaten Nachfrage und einer guten Lage auf den Arbeitsmärkten.
So sieht es in China und Russland aus
Chinas Wirtschaft werde durch den anhaltenden Abschwung im Immobiliensektor weiter beeinträchtigt, urteilt der IWF. Die Inlandsnachfrage werde noch einige Zeit schwach bleiben, wenn es keine weitreichenden Reformen gebe. Wie im Januar rechnet der IWF in diesem Jahr mit einem Wachstum von 4,6 Prozent und für 2025 mit 4,1 Prozent.
Seine Prognose für Russland hat der Fonds nach oben korrigiert: Im laufenden Jahr sagt der IWF ein Wachstum von 3,2 Prozent (Januar: 2,6 Prozent) voraus, kommendes Jahr sollen es nur noch 1,8 Prozent (Januar: 1,1 Prozent) sein. Dies liege daran, dass "die Auswirkungen der hohen Investitionen und des robusten privaten Verbrauchs, unterstützt durch Lohnzuwächse auf einem angespannten Arbeitsmarkt, verblassen", so der IWF.
Zuletzt hatten Experten darauf verwiesen, dass die russische Wirtschaft von einem hohen Anteil an Militärausgaben profitiere, was die Produktion anrege. Zudem habe es Sozialtransfers gegeben, die den Konsum ankurbelten. Als problematisch könnte sich aus Sicht von Ökonomen erweisen, dass Russland vom internationalen Finanzsystem abgeschnitten sei und nur eingeschränkten Zugang zu Technologien habe.
Wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat der Westen Russland mit weitreichenden Sanktionen belegt. Russisches Öl, das vorwiegend nach China und Indien exportiert wird, wird aber oberhalb der von den G7-Staaten und der Europäischen Union auferlegten Preisobergrenze von 60 US-Dollar gehandelt. Russland setzt auf eine sogenannte Schattenflotte - also Schiffe, die nicht in der Hand westlicher Reedereien oder auf westliche Versicherungen angewiesen sind.
So entwickeln sich die Verbraucherpreise
Für 2024 rechnet der IWF weltweit mit einer Teuerungsrate von im Schnitt 5,9 Prozent, 0,1 Prozentpunkte mehr als noch im Januar prognostiziert. Im kommenden Jahr soll sie dann bei 4,5 Prozent (Januar: 4,4 Prozent) liegen. Für die Industrienationen hat der IWF deutlich positivere Aussichten mit einer Inflationsrate vom im Schnitt 2 Prozent im kommenden Jahr. "Etwas besorgniserregend ist, dass die Fortschritte bei der Erreichung der Inflationsziele seit Anfang des Jahres etwas ins Stocken geraten sind", schreibt IWF-Volkswirt Gourinchas. Dies könne ein vorübergehender Rückschlag sein, aber es gebe Gründe, wachsam zu bleiben.
Das macht dem IWF Sorgen
Der Fonds sieht Risiken, die das Wachstum ausbremsen können. Neue Preissteigerungen aufgrund geopolitischer Spannungen könnten zu dauerhaft höheren Leitzinsen führen. Zentralbanken heben im Kampf gegen steigende Verbraucherpreise die Zinsen an, um die Nachfrage auszubremsen. Steigen Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben - und idealerweise sinkt die Inflationsrate.
Der IWF warnt außerdem davor, dass eine zunehmende geopolitische Fragmentierung mit Blick auf Lieferketten sowohl ein geringeres Wachstum als auch eine höhere Inflation zur Folge haben könnten. Gerate das Wachstum in China dauerhaft ins Stocken, könnte das dem Fonds zufolge auch Handelspartner schwächen. Eine beunruhigende Entwicklung sei außerdem die wachsende Kluft zwischen vielen ärmeren Ländern und dem Rest der Welt.