Marktredwitz Widerstand in Waldershof

Von Richard Ryba
Nicht weit vom Baugebiet Kirchsteig in Waldershof verläuft bereits eine Stromtrasse. Im Hintergrund ist der Marktredwitzer Ortsteil Pfaffenreuth zu sehen. Hier soll die Gleichstromtrasse vorbeiführen. Foto: Zintl

Der Stadtrat verabschiedet eine Resolution gegen die geplante Stromtrasse. Das Gremium befürchtet erhebliche Auswirkungen auf Mensch und Natur im Stadtgebiet.

 
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Waldershof - Einstimmig hat der Waldershofer Stadtrat am Donnerstagabend eine Resolution gegen die umstrittene Gleichstromtrasse verabschiedet. Darin heißt es: "Der Stadtrat beschließt einvernehmlich, auch im Namen aller Bürger, das geplante Vorhaben, den Aufbau einer Gleichstromtrasse Ost-Süd von Halle nach Augsburg durch das Stadtgebiet Waldershof, entschieden abzulehnen." Wegen der erheblichen Auswirkungen auf Mensch, Landschaft, Natur und Umwelt sei die Trassenführung nicht zu akzeptieren.

Die Resolution wird weitergeleitet an die Bundesnetzagentur, den Netzbetreiber Amprion, die zuständigen Abgeordneten und an die Bayerische Staatsregierung. Außerdem wird sie im Einwohnermeldeamt der Stadt ausgehängt. "Jeder Bürger kann sich zusätzlich hier eintragen", sagte Bürgermeister Hubert Kellner. Wie sehr die Menschen in Waldershof von der Trasse betroffen wären, machte Stadtrat Stefan Müller deutlich, der im Baugebiet Kirchsteig wohnt und sich als Betroffener zu Wort meldete. Denn in der Nähe verlaufe bereits eine Stromtrasse. Würde nun wie geplant eine zweite hinzukommen, wäre das eine doppelte Belastung für die Bewohner.

Zu Beginn der Diskussion hatte Bürgermeister Kellner klargemacht, dass es fraglich sei, ob man die Trasse überhaupt verhindern könne. Ihr liege ein schwer zu kippendes Bedarfsplangesetz des Bundes zugrunde, das die Berliner Parlamentarier im vergangenen Jahr kurz vor der Sommerpause abgenickt hatten. Nun gehe es darum, überparteilich Druck zu machen und eine erträgliche Leitungsführung zu erreichen, "mit der wir leben können". Kellner zeigte sich entschlossen: "Wir werden auch Streitigkeiten nicht aus dem Weg gehen."

Vor allem zwei Forderungen - die auch in der Resolution verankert sind - schälten sich im Lauf der Diskussion im Gremium heraus: Zum einen müsse es Mindestabstandsregelungen geben, damit die Trasse nicht zu nah an Wohngebieten vorbei führe. Außerdem solle, auch wenn dies teurer ist, an besonders neuralgischen Passagen die Möglichkeit einer Erdverkabelung geprüft werden. In der Resolution heißt es hierzu: "Laut Amprion ist diese Variante aber gesetzlich nicht vorgesehen. Sollte dies so stimmen, dann sind die Planungen zunächst zu stoppen, bis die gesetzliche Basis dafür geschaffen wird. Die Auswirkungen auf Mensch und Natur könnten so zumindest reduziert werden."

Man müsse durch massiven Protest die Trasse verhindern, sagte Josef Daubenmerkl (CSU). Alle betroffenen Gemeinden sollten sich gemeinsam gegen das Projekt stark machen, denn es bringe gesundheitsgefährdenden Elektrosmog mit sich und vermindere den Wert von Grundstücken. Daubenmerkl und Kellner wiesen auf eine Infoveranstaltung am 26. Februar um 17.30 Uhr in der Mehrzweckhalle in Kemnath hin, mit dem Bundestagsabgeordneten Albert Rupprecht, dem Tirschenreuther CSU-Landratskandidaten und Juristen Alfred Scheidler sowie Vertretern der Bundesnetzagentur und von Amprion.

"Wir müssen die Stimme erheben, laut sein und versuchen, auf das Gesetz Einfluss zu nehmen", sagte Gisela Kastner (Freie Wähler). Sie regte an, zusammen mit anderen Kommunen eine neuerliche Internetpetition auf den Weg zu bringen. Grundsätzlich sei es zwar notwendig, den Strom aus dem Norden nach Bayern zu bringen. Was aber aufstoße, sei der Bogen, den die Trasse von der A9 weg in Richtung Fichtelgebirge mache. Friederike Sonnemann (SPD) mutmaßte, dass hier die Voraussetzung für eine Anbindung an Tschechien geschaffen werden könnte. Sie kritisierte den mangelnden Informationsfluss. "Die Auswahl der Trasse durch das Fichtelgebirge konnte von Amprion in keinster Weise mit Fakten belegt werden", heißt es in der Resolution dazu. Die Belastung und Verunstaltung des Landschaftsbildes durch die 70 Meter hohen Masten mit den Leitungen sei für die Region enorm. "Die Landschaft wird regelrecht zerschnitten."

Wir haben bereits eine Stromtrasse. Das wäre eine doppelte Belastung.

Stefan Müller