Die Politik ist immer erfindungsreich, wenn es um Gründe für die Streichung von Steuervergünstigungen geht. Als vor elf Jahren die Eigenheimzulage für Häuslebauer abgeschafft worden ist, erklärte der damalige SPD-Finanzminister Peer Steinbrück, die staatliche Zulage werde ohnehin nur auf die Preise umgelegt. Doch in Wahrheit ging es darum, den Haushalt zu sanieren. Inzwischen hat sich die Lage grundlegend geändert: Der Bund und die meisten Länder weisen milliardenschwere Etat-Überschüsse aus. Deshalb ist es richtig, wenn Politik an die Entlastung der Bürger denkt. Der beste Weg wäre eine Senkung der Einkommensteuer. Das haben Union und SPD im Wahlkampf versprochen. Doch daraus wird nichts. Die Groko will das Geld für viele andere Dinge ausgeben. So will sie zum Beispiel ein Baukindergeld einführen. Familien sollen pro Kind 12 000 Euro vom Staat erhalten, wenn sie eine Immobilie kaufen. Auch jetzt melden sich die Kritiker wieder zu Wort. Die Prämie werde nur auf die Preise umgelegt, heißt es. Doch damit machen es sich die Bedenkenträger zu einfach. Natürlich ist das Baukindergeld bei den horrenden Immobilienpreisen in Städten ein winziger Finanzierungsbaustein. Doch der Staat setzt immerhin einen Anreiz. Die Botschaft, dass es sich lohnt, für die eigenen vier Wände zu sparen, darf nicht geringgeschätzt werden. Die neue Steuersubvention verstößt zwar gegen die reine Lehre der Ordnungspolitik. Sie ist aber ein Signal, dass Politik etwas dafür tut, dass es Familien beim Eigentumserwerb leichter haben.