Die „Miss Hamburg“, Julia Kremer, sagte vor der Show, bei einer normalen Misswahl hätte sie als dickere Frau wohl sowieso keine Chance gehabt. Dicke Menschen würden immer noch stark diskriminiert: Als sie sich beispielsweise bei einer Moderatorenschule beworben habe, sei ihr gesagt worden, dass sie nur einen Job finden würde, wenn sie drastisch abnehme. „Jetzt gehe ich meinen eigenen Weg. Nennt mich fett, nennt mich dick - das sind für mich keine Waffen mehr, um mich kleinzumachen.“ Isabelle Stoppel, die „Miss Niedersachsen“, sagte, die Teilnehmerinnen seien zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen, um Konkurrenz gehe es für sie gar nicht. „Ich habe hier Freundinnen fürs Leben gefunden.“
Bewerberinnen halten Lobesreden übereinander
Auch auf der Bühne herrschte dann auch ein Klima des intensiven Bestärkens. So mussten die Top vier eine Lobeshymne auf die jeweils anderen halten. Der Satz: „Du kannst so stolz auf dich sein“, fiel diverse Male. Die Ausgeschiedenen mussten nicht hinter der Bühne verschwinden, sondern nahmen Platz in einer „Support-her-Lounge“, („Unterstütze-sie-Lounge“). Und „Miss Baden-Württemberg“ Weihua Wang sagte sogar, sie und die anderen Teilnehmerinnen hätten im Vorbereitungs-Camp vorgelebt, dass Einheit in Vielfalt erreichbar sei.
Doch ganz ohne Widersprüche ist das Konzept nicht. Das Aussehen soll keine Rolle mehr spielen, trotzdem treten die Frauen in verschiedenen Outfits auf. Es soll darum gehen, Klischees aufzubrechen. Doch die Kategorien, in denen sich die Frauen präsentieren, klingen zumindest zum Teil doch noch ziemlich nach Klischee-Weiblichkeit: Zum Beispiel „Family & Home“ („Familie & Zuhause“) oder „Beauty & Care“ („Schönheit & Pflege“). Zwar betonen die Veranstalter stets, dass Frauen in der Gesellschaft an einem Strang ziehen sollen und es bei „Miss Germany“ darum gehe, sich gegenseitig zu unterstützen. Trotzdem fliegt eine nach der anderen raus, und nur eine kann am Ende gewinnen. Daran ändert auch nichts, dass das Moderatoren-Team immer wieder betont, dass hier alle Gewinnerinnen seien.